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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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können von hier weggehen und uns irgendwo ’n schönes Leben machen. Aber ich will nicht, daß du dich mir verpflichtet fühlst. Ich will nicht, daß du mitgehst, nur weil du denkst, du bist mir was schuldig. Mir oder anderen! «

    Er lächelte sie immer noch an. Es war ein sonderbares Lächeln, fast ein bißchen kalt.

    »Meinst du, ich hätt’ nicht gemerkt, warum du dich eben so schnell entschlossen hast, mich zu begleiten? Hattest Angst um die Alten, was? Du traust mir nicht von hinten bis vorne. Na ja, ist vielleicht kein Wunder. Ich kann mir schon denken, wie dein Mann dich die Jahre über bearbeitet hat. Man darf diese Psychos wirklich nicht unterschätzen. Ganz gerissene Hunde sind das, die drehen einen Menschen um hundertachtzig Grad, ohne daß er was davon merkt. «

    Sein Lächeln überzog sich ganz plötzlich mit Schmerz. Er schüttelte den Kopf, als wollte er den Schmerz abschütteln. Seine Stimme klang nach Tränen und dabei immer noch so kalt. Aber vielleicht kam es ihr auch nur so vor, weil sie unvermittelt das Gefühl hatte zu frieren.

    »Ach, Püppi «, murmelte er.

    »Ich hätt’ dich nicht mitnehmen dürfen. Ich hab’ geahnt, daß es nicht gut geht. Was mach’ ich denn jetzt mit dir? «

    Sein letzter Satz war wie ein Stromstoß. Und wie er sie anschaute, so voller Zweifel. In ihren Gedanken sprach Ed unablässig von der Gefährlichkeit eines Pulverfasses. Eine falsche Bemerkung konnte die Lunte sein, die es zündete. Ein Psychopath, sagte Ed, unberechenbar. Er stößt dir mit einem Lächeln das Messer in den Rücken. Für einen Moment schlug die Panik wie eine Welle über ihr zusammen. Der Kopf war wie aufgeblasen, wie mit Watte gefüllt oder mit warmer Luft. Kein vernünftiger Gedanke mehr. Sie wußte sich nicht anders zu helfen, legte beide Hände um sein Gesicht, zog seinen Kopf zu sich hinunter, drückte ihn sich fest gegen die Schulter.

    »Heiko, bitte «, stammelte sie, strich mit zittrigen Fingern über sein Haar, den Nacken hinunter,»sag doch nicht so etwas. So etwas darfst du nicht sagen. Ich liebe dich. Ich habe nie aufgehört, dich zu lieben. Ich hatte es nur ein paar Jahre lang vergessen oder verdrängt, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Sie haben mir immer wieder gesagt, so einen kann man nicht lieben. Manchmal habe ich mich schlecht gefühlt deswegen, aber aufgehört habe ich trotzdem nie damit. Deshalb bin ich mitgegangen, nur deshalb. Natürlich habe ich an die Retlings gedacht. Ich habe gedacht, daß sie das verstehen müssen. Alle müssen das verstehen, mein Mann auch. Du mußt nichts mit mir machen. Es ist alles in Ordnung. Es ist alles gut, jetzt bin ich bei dir. Und ich bleibe bei dir, egal was passiert. Ich will nie zurück. Ich will nie mehr hören, daß ich schlecht bin. «

    Sie fühlte, daß er an ihrer Schulter den Kopf schüttelte. Aber er befreite sich nicht, ließ zu, daß sie die Arme um ihn legte. Ganz weich wurde er dabei. Sie fühlte die Tränen aufsteigen, stammelte weiter:

    »Halt mich fest, ja? Halt mich ganz fest. Laß mich einmal fühlen, daß du wirklich wieder bei mir bist, daß ich nicht träume. «

    Er legte tatsächlich die Arme um sie.

    »Und das soll ich dir glauben? «

    murmelte er. Als sie ihm nicht antwortete, flüsterte er nach einer Weile:

    »Tut mir leid, Püppi. Jetzt hab’ ich dir einen Schrecken eingejagt, was? Wollt’ ich nicht, wirklich nicht. Aber ich bin nicht mehr der alte, weißt du. War eine harte Zeit, so was setzt einem zu. Man wird so mißtrauisch. «

    Dann ließ er sie los, befreite sich aus ihren Armen, richtete sich auf und lächelte, ein wenig schmerzlich wirkte es immer noch. Aber auch ein wenig zuversichtlich.

    »Weißt du was? Wir lassen es einfach drauf ankommen. Wir machen es so, wie ich es mir gedacht hatte. Wir sind ja jetzt erst mal ’ne Zeit hier zusammen. Da kannst du sehen, ob ich dir noch so viel wert bin wie damals. Und wenn du mir danach sagst, du gehst lieber zu deinem Mann zurück, dann werd’ ich dich nicht festhalten, auch wenn’s verdammt weh tut. Und wenn du gehst, kann keiner behaupten, du wärst hier gewesen. Dann hat dich nämlich keiner gesehen. Die Retlings wissen nicht, daß ich dich geholt habe. Ich hab denen nur gesagt, ich will dich kurz besuchen und sehen, wie’s dir geht. Und dann will ich noch ’nen Kumpel abholen, der mir hier ein bißchen zur Hand geht. Die müssen jetzt annehmen, daß hier unten mein Kumpel sitzt. «

    Er strich mit einem Handrücken über

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