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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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und schauen uns dort gründlich um. Das da «, sie zeigte zum Tisch, wo immer noch der Zeitungsfetzen lag,»ist nicht Pattis Art. «

    Vielleicht hatte sie recht. Für einen Moment glaubte Edmund sich in einer durchaus akzeptablen Position. Er kannte Patrizia
    besser als jeder andere Mensch, ganz bestimmt besser als dieser Dreckskerl. Und Patrizia wußte auch, daß er sie kannte.

    »Ich stelle es mir schön vor «, hatte sie einmal gesagt,»wenn ein Mensch mich so gut kennt, daß er in jeder Situation weiß, was ich denke und fühle. Wenn ich für ihn nicht nur eine bestimmte Bluse trage oder eine bestimmte Musik höre, wenn er genau weiß, daß die Bluse oder die Musik für mich eine bestimmte Bedeutung haben. Für mich bedeutet das Sicherheit. «

    Eine bestimmte Bluse, dachte Edmund, eine bestimmte Musik.
    Da tauchten plötzlich die Blütenblätter einer Margerite vor ihm auf. Sie liebt mich. Sie liebt mich nicht. Sie liebt mich. Einfach mal nachzählen, Ed, nur ein Versuch.
    Und es gab noch hundert andere Möglichkeiten. Im ganzen Haus gab es sie. Der Schweinehund hatte ihr garantiert auf die Finger gesehen, allzu deutlich hatte sie nicht werden dürfen.
    Mußte sie auch nicht.
    Edmund hörte sie fragen:

    »Gibt es eigentlich noch etwas an mir, was du nicht deuten kannst? Vielleicht fühle ich mich deshalb bei dir so wohl. Du weißt immer, was gerade in mir vorgeht, nicht wahr? Wenn du schon aus der Tatsache, daß ich diesen Pullover trage, ableitest, daß ich mich heute ein bißchen komisch fühle. «

    Diesen Pullover! Es war ein alter Pullover, den sie meist im Frühjahr und im Herbst bei der Gartenarbeit trug. Und es gab daran nicht sehr viel zu deuten. Wenn sie sich stundenlang im Garten beschäftigt hatte, so lange, daß sie sich nicht mehr hatte umziehen können, bevor er heimkam, weil sie einfach die Zeit vergessen hatte, dann war sie mit ihren Gedanken im Karbon gewesen, vielleicht noch weiter zurück, hatte Sehnsucht gehabt nach heiler, unberührter Welt.
    Melanie kam herein, ein Tablett mit Geschirr auf einer Hand balancierend. Das junge Gesicht ein wenig ängstlich und verunsichert.

    »Was ist denn mit Patrizia passiert? «

    »Sie hat den Verstand verloren «, gab Paul zurück.
    Das Mädchen stellte das Tablett auf den Tisch, jetzt sichtlich eingeschüchtert, verließ das Zimmer wieder, um die
    Kaffeekanne zu holen. Dann setzte es sich zu Paul auf die Couch.
    Edmund wollte etwas sagen, aber er wußte nicht, was. Sie hat den Verstand verloren, das war ihm wie ein Stich hinter die Rippen gefahren. Er hätte dagegen protestieren müssen. Aber er brachte keinen Ton über die Lippen.
    Wenig später verabschiedete sich Edmund von Paul und seiner Nichte. Dorothea begleitete ihn. Sie nahmen seinen Wagen.
    Während der Fahrt schwiegen sie beide, jeder mit seinen Gedanken beschäftigt. Edmund sah Patrizia im Geiste wieder vor sich auf der Kante des Sessels hocken.

    »Eines Tages werden wir dorthin gehen. «

    Inzwischen wußte er zur Genüge, wovon sie damals
    gesprochen hatte. Riesige Wälder, von Jahrmillionen
    zusammengepreßt. Wälder.
    Es fuhr ihm wie ein elektrischer Schlag durch die Glieder.
    Kanada oder Brasilien. Die Fluggesellschaften anrufen! Unsinn, Schwachsinn! Er hätte sich ohrfeigen mögen für den Gedanken, es auch nur in Erwägung zu ziehen.
    Als sie das Haus betraten, war es acht vorbei. Dorothea blieb bei der Küchentür stehen und streifte das Geschirr auf dem Tisch mit einem langen Blick. Dann schaute sie Edmund an, mißtrauisch und skeptisch.

    »Einfach geholt, wie du es eben ausgedrückt hast, hat er sie wohl kaum. Davon hast du bisher kein Wort erwähnt! «

    Er zuckte nur mit den Schultern. Obwohl er sich dagegen wehrte, die Wälder gingen ihm nicht aus dem Sinn, Kanada oder Brasilien! Bisher war er gar nicht davon ausgegangen, daß Patrizia das Haus mit einem Koffer in der Hand verlassen hatte.
    Es paßte nicht zu seiner Vorstellung von Drohung und Gewalt.

    Aber dazu paßte auch das Kaffeegeschirr nicht.

    »Gehen wir nach oben «, schlug Dorothea vor.
    Sie schaute kurz ins Bad, während Edmund gleich ins
    Schlafzimmer ging. Auf den ersten Blick schien es nicht so, daß etwas von Patrizias Garderobe fehlte. Edmund mußte sein Gedächtnis ein wenig anstrengen, ehe er das eine und andere Teil vermißte. Zuerst dachte er noch, die Sachen wären möglicherweise in der Schmutzwäsche oder in der Reinigung.
    Zwei Jeanshosen, insgesamt besaß Patrizia vier davon, und die beiden

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