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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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sachlich

    vorgetragen.
    Wie er aufgewacht war in der Nacht. Geweckt vom Lauf einer Pistole, der gegen seine Schläfe gedrückt wurde. Neben seinem Bett ein Mann, das Gesicht unter einem schwarzen Tuch verborgen, nur die Augen waren frei. Wie er zusehen mußte, als Schramm seine Frau fesselte und knebelte, wie er selbst aufgefordert wurde, nach unten zu gehen, die Werkstatt und den Tresor zu öffnen und keine ›Zicken‹ zu machen.

    »Er sprach undeutlich. Ich habe gar nicht richtig verstanden, was er sagte. Aber die Situation war ja eindeutig. «

    »Haben Sie sich in irgendeiner Form widersetzt? «

    »Nein! Ich hielt es für besser zu tun, was er verlangte. «

    Den Tresor hatte er geöffnet, die Schmuckstücke auf
    Anweisung Schramms in eine Tasche gepackt, ebenso den restlichen Inhalt des Tresors.

    »Wurde dabei gesprochen? «

    »Nein! «

    »Aber es wurde doch gesprochen «, stellte der Staatsanwalt fest.

    »Ja «, bestätigte Albert Retling,»später. Wir waren bereits wieder auf dem Weg nach oben, als er mich fragte, ob ich mir nicht bereits ein paar Gedanken darüber gemacht hätte, wie er ins Haus und an den Schlüsselbund gekommen sei. «

    »Sind Sie ganz sicher, daß er danach fragte, daß nicht Sie selbst von den Schlüsseln gesprochen haben? «

    »Völlig sicher. «

    »Was haben Sie auf die Frage geantwortet, Herr Retling? «

    »Ich sagte, … ich sagte, … ich … ich … «

    In den Gerichtsakten stand kein Wort von einem Blick, den der Angeklagte zur Zeugenbank hinübergeworfen hatte. Darüber stand nur etwas in der Sensationspresse. Und Albert Retling war
    nicht fähig gewesen, weiterzusprechen. Das war ihm erst gelungen, nachdem Schramm aus dem Gerichtssaal geführt worden war. Da hatte er seine Aussage zu Ende gebracht. Und die las sich etwas anders als das, was Schramm zu diesem Punkt angegeben hatte.

    »Ich sagte nur, daß ich noch keine Zeit zum Denken hatte. «

    Laut Albert Retling hatte Schramm daraufhin gleich
    zugeschlagen. Er traf ihn mit dem Lauf der Pistole seitlich am Kopf. Albert Retling stürzte die Stufen hinunter. Schramm folgte ihm, riß ihn vom Boden hoch und trieb ihn mit weiteren Schlägen zurück in die Werkstatt. Dort schlug und trat er weiter auf ihn ein, drohte dabei:

    »Ein Wort über Patrizia, dann mache ich dich kalt. Und deine Alte gleich mit. Das ist ein Versprechen. Und egal, was ich verspreche, ich halte es. Wenn nicht heute und morgen, dann eben in einer Woche oder ein paar Jahren. «

    In den Gerichtsakten stand auch nichts von den Tränen, mit denen Albert Retling erklärte:

    »Ich konnte gar nicht glauben, was er sagte. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, daß Patrizia mit dieser Sache etwas zu tun hatte. Sie war ein so stilles Mädchen. Sie unterhielt sich oft mit meiner Frau darüber, daß ihr Vater sehr streng war und ihr nur selten erlaubte auszugehen. Wir wußten zwar, daß sie einen Freund hatte, mit dem sie sich heimlich traf. Aber wir wußten nicht, wer er war.
    Und ich wäre von alleine niemals auf die Idee gekommen, da eine Verbindung herzustellen. Wenn er es nicht selbst gesagt hätte, ich wäre niemals darauf gekommen, daß Patrizia ihn kennt. «

    Als er den ersten Schritt auf sie zukam, dachte sie daran, die Augen zu schließen. Sie spürte, wie die Schultern sich spannten und der Nacken steif wurde vor Erwartung. Aber er ging an ihr vorbei zur Tür.

    »Ich geh’ jetzt besser mal rauf «, sagte er,»damit Peter nicht auf dumme Gedanken kommt. Wenn du was brauchst, rufst du einfach. «

    Dann schloß er die Tür hinter sich. Sie hörte, daß er den Schlüssel ins Schloß steckte und umdrehte.
    Ein paar Sekunden lang stand sie da wie gelähmt, konnte nicht atmen. Sie dachte an Ed, hörte ihn im Geist noch einmal sagen:

    »… soviel Interesse an deiner Person wie an einem
    Wetterbericht vom vergangenen Oktober. «

    Ed hatte recht gehabt. Er hatte ja nicht einmal versucht, sie zu küssen. Und das wäre das mindeste gewesen nach sieben Jahren. Ein sanfter Kuß, nur mit den Lippen, so wie damals. Kein Versprechen für die Nacht, keine Vorbereitung.
    Wir holen alles nach, Püppi. Nur leeres Gerede. So leer vielleicht auch nicht, immerhin diente es einem Zweck. Ihr etwas vorzugaukeln, sie gefügig zu machen. Es war alles genau so wie damals. Es war alles genau so, wie Ed es ihr wieder und wieder erklärt hatte. Schramms Werkzeug, mehr war sie nie gewesen, damals nicht, Und heute erst recht nicht.
    Das Herz flatterte zwei, drei

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