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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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bieten als nur eine Zahnbürste und einen neuen Anorak.

    Sie hatten damals oft und gerne darüber gesprochen, was er ihr alles bieten, wie er sie für die lange Zeit seiner Haft entschädigen wollte, eines Tages.
    Wenn er wieder frei war!
    Und nicht nur darüber. An dem Tag damals, als Ed sie zum Reden brachte, waren ein paar unvorstellbare Dinge
    herausgekommen. Dinge, die ihn lange Zeit beschäftigten, von denen er nie genau wußte, wie er sie einordnen sollte.
    Schramm hatte ihr genaue Anweisungen gegeben, wie sie sich
    am Tag nach dem Überfall verhalten solle.

    »Du kannst nicht zur Arbeit fahren, Püppi. Wenn die Putzfrau erst spät kommt, kommst du nicht rein. Ich muß die Retlings fesseln, aber mach dir keine Sorgen, ich bin ganz vorsichtig dabei. Ich tu’ ihnen nicht weh. Vielleicht haben sie sich längst befreit, wenn du kommst. Vielleicht ist schon Polizei im Haus.
    Die merken dann gleich, daß du keine Schlüssel hast. Sag deinem Alten einfach, du hast Bauchschmerzen. «

    Und pack einen Koffer, damit es so aussieht…
    Aber Schramm hatte ihr auch gesagt, daß er nicht kommen würde, um sie abzuholen, gar nicht kommen konnte. Daß man ihn verhaften würde, sehr bald sogar. Daß er zwar fliehen könne, auch zusammen mit ihr. Aber…

    »Wir hätten keine ruhige Minute mehr, Püppi, egal, wohin wir gehen, Polizei gibt’s überall. Und bei so einem großen Ding, da setzen die alle Hebel in Bewegung. Da jagen die einen mit Interpol rund um die Welt. Und wenn’s die Polizei nicht tut, dann tun’s die Versicherungen. Haie sind das, kannst du mir glauben. Die Prämien kassieren, damit sind sie schnell bei der Hand. Aber mal was rausrücken, da drücken sie sich. Weißt du, Püppi, wenn’s nur um mich ginge, ich würde das riskieren. Ich würde dir einfach den Schlüssel in den Briefkasten werfen und gleich abhauen. Da könnten die sich lange die Köpfe
    zerbrechen, wie ich ins Haus gekommen bin. Da käme kein Mensch drauf, daß du was damit zu tun hast. Aber ich will dich hier nicht allein lassen. Und wenn ich dich mitnehme, du hättest immer Angst, daß man uns doch noch schnappt, das will ich nicht. Sollen sie mich einsperren, das stehen wir durch, wir beide. Wir wissen ja, wofür. Und ich bin dann ganz in deiner Nähe. Die Polizei wird dir natürlich eine Menge Fragen stellen.
    Aber ich sorge schon dafür, daß sie dir nicht zu hart zusetzen.
    Halt dich an das, was ich dir gesagt habe, dann kann nichts schiefgehen. Du kannst dich auf mich verlassen. «

    Noch während sie sprach, gingen Ed ein paar Fragen durch den Kopf. Die gleichen, die ihn schon einmal beschäftigt hatten.
    Die Verhaftung eingeplant? Und jetzt kam noch ein Punkt hinzu, eine raffinierte Variante, die Schlüssel im Briefkasten. Es schien nur auf den ersten Blick so, als wäre das eine Möglichkeit gewesen, Patrizia völlig aus der Sache
    herauszuhalten. Bei näherem Hinsehen sah das völlig anders aus. Die Schlüssel in ihrem Besitz hätten die Version vom Diebstahl im Bus zunichte gemacht. So blöd war Schramm nicht, daß er das nicht ebenso gesehen hätte. Warum erzählte er ihr dann überhaupt so etwas?
    Wie auch immer, Schramm hätte fliehen können, auch
    zusammen mit ihr, noch in der Nacht. Sie hätte schon einen Weg gefunden, unbemerkt aus dem Haus zu kommen. Und sie hätte keine Sekunde gezögert, ihn zu gehen. Was hatte Schramm davon abgehalten? Ihre Furcht vor der Polizei? Machte so einer sich Gedanken darüber?
    Daß Schramm es ihr gegenüber so genau dargestellt hatte, hielt Ed für nebensächlich. Daß so ein Mann aus Liebe eine
    langjährige Haftstrafe in Kauf nahm, hielt er für ausgeschlossen.
    Obwohl Schramm vermutlich nicht mit einer so hohen Strafe gerechnet hatte. Sie wäre wahrscheinlich auch nicht so hoch ausgefallen, hätte Schramm nicht wegen einer gehässigen Bemerkung Albert Retlings die Nerven verloren.
    Nachdem Patrizia die Praxis verlassen hatte, machte Ed sich ein paar Notizen, dann wollte er die Akten vom Beistelltisch nehmen. Warf noch einen flüchtigen Blick darauf, ehe er sie anhob, um sie zusammenzuklappen. Ein sehr flüchtiger Blick, aber er reichte. Es war die Stelle im Gerichtsprotokoll, die festhielt, wie Albert Retling im Zeugenstand zusammenbrach.
    Bis zur nächsten Patientin waren es nur noch wenige Minuten.
    Trotzdem setzte Ed sich noch einmal hin und las sich die Passage durch, und in den Gerichtsakten las es sich so nüchtern.
    Albert Retlings Auskünfte wirkten kühl und

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