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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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fehlenden waren mit wattiertem Stoff gefüttert. Zwei dicke Wollpullover, Edmund sah sie genau vor sich. Der eine war blau, hatte einen mehrfach gewickelten Kragen, den man auch als Kapuze überziehen konnte. Der andere war hellgelb mit einem dicken Zopfmuster. Winterkleidung! Keins von diesen Stücken konnte in der Wäsche oder in der Reinigung sein.
    Patrizia hatte die Sachen zuletzt im Februar getragen, im Urlaub. Wintersport! Kanada, dachte Edmund, er begann zu frösteln. Aber ihr Anorak war da. Auch die gefütterten Stiefel standen auf dem Schrankboden. Edmund zählte die Schuhe ab.
    Acht Paar insgesamt, zwei Paar fehlten. Die leichten Mokassins, die Patrizia am Morgen getragen hatte, und die nachtblauen Pumps mit den extrem hohen Absätzen.
    Dorothea stand nur da, beobachtete ihn, den wechselnden Gesichtsausdruck, hörte sich an, was er vermißte. Ein Paar nachtblaue Pumps!
    Patrizia hatte sie im letzten Dezember gekauft und nur einmal getragen, zu Silvester. Sie hatte nicht tanzen mögen, wo sie doch so gerne tanzte, hatte verstohlen unter den Tisch gezeigt.

    »Sie zwicken fürchterlich. «

    Und spät in der Nacht hatte sie ihm ihre wunde Ferse
    hingehalten, damit er die bereits offene Blase verarzten konnte.
    Dabei die Schuhe angeschaut, einen langen Seufzer
    ausgestoßen.

    »Schade «, hatte sie gesagt.

    »Im Geschäft hatte ich
    noch das Gefühl, sie passen. Und sie haben mir so gut gefallen.
    Aber das war wohl eine Fehlinvestition. «

    Edmund ging noch zu der Kommode hinüber, in der sie ihre Wäsche aufbewahrte. Und dabei lächelte er bereits. Eine Fehlinvestition, deutlicher hätte sie es auch in einem ausführlichen Brief nicht erklären können. Ein Paar nachtblaue Pumps, zwei warme Jeanshosen und zwei Winterpullover. Zwei von jedem Teil! Doch über die Bedeutung der Zahl dachte Edmund vorerst nicht nach. Aus ihrer Kommode fehlten zwei Garnituren von der Unterwäsche, über die sie im Februar noch beide gelacht hatten. Unterhemden aus Angora mit halblangem Arm. Die Hosen, die dazu gehörten, reichten bis an die Knie.
    Patrizia war morgens ins Bad geflüchtet, um die Sachen an- und wieder auszuziehen.

    »Gib mir wenigstens die Chance, diese Liebestöter loszuwerden. Wenn du mich darin siehst, das raubt dir jede Illusion. Und du weißt, es funktioniert nur mit Illusionen. «

    Liebestöter!
    Alles zusammen hatte sie in den kleinen Koffer gepackt, den ausschließlich er benutzte. Und das auch nur, wenn er zu einer Tagung fuhr. Der Koffer war der Schlußpunkt. Ebensogut hätte Patrizia in dicken Buchstaben auf die Wand pinseln können:

    »Ich verlaß mich auf dich, Ed. «

    Als sie das Schlafzimmer verließen, fühlte er sich etwas besser. Nur hielt es nicht lange vor. Es konnte auch alles ganz anders sein. Wenn man den Koffer an den Anfang stellte, klang Patrizias Botschaft wie eine Abrechnung mit ihm. Du hast dir eingebildet, immer und alles zu wissen, was in einem Menschen vorgeht, Ed. Hast dich weitergebildet, mit Kollegen
    ausgetauscht. Du hast sogar geglaubt, du kannst aus mir eine Frau machen, so wie sie dir vorschwebt. Mit dieser Spur von Naivität, diesem letzten Hauch von Kindlichkeit, anschmiegsam und natürlich, leidenschaftlich und voller Bewunderung für den Herrn und Meister. Hast du gedacht, ich würde dich nicht
    durchschauen?
    Und zuerst packte sie die Schuhe ein. Du warst eine
    Fehlinvestition, Ed. Dann die Jeans und die Pullover. Ich habe neben dir gefroren. Und die Unterwäsche. Du weißt doch, Ed, es funktioniert nur mit Illusion, und du hast mir keine gelassen.
    Der im Schrank zurückgelassene Anorak. Bei ihm brauche ich ihn nicht, Ed. Er schaut mich an, dann ist mir warm genug.
    Es war grausam.

    »Jetzt verlier doch nicht gleich die Nerven «, wies Dorothea ihn zurecht.

    »Wenn sie wirklich mit ihm weg wollte, hätte sie mehr eingepackt. Sie hätte Waschzeug mitgenommen. Ihre Cremes, ihre Zahnbürste, es steht noch alles da. Also, gehen wir es noch einmal in Ruhe durch. «

    Interpretation eins, Interpretation zwei. Und Interpretation drei war ganz simpel. Kanada! Und die nachtblauen Pumps hatte sie weggeworfen, vielleicht gleich nach der Silvesternacht. Es war ihm bisher nur nicht aufgefallen, weil er nie danach gesucht hatte. Ihre Zahnbürste und den Anorak konnte sie schlicht und ergreifend vergessen haben in der ersten Aufregung und der Freude des Wiedersehens. Vielleicht wollte sie auch an Ort und Stelle einen neuen kaufen. Vermutlich konnte Schramm ihr jetzt mehr

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