Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
Vom Netzwerk:
Schläge lang, dann wurde alles ganz steif und kalt im Innern, überzogen von einer dicken Eiskruste.

    »Heiko «, rief sie, war mit zwei großen Schritten bei der Tür und schlug einmal mit der flachen Hand gegen den Stahl,»mach die Tür wieder auf, bitte! Was soll das denn? Warum schließt du mich ein? Traust du mir nicht? «

    Sie bekam keine Antwort, hörte auch keine Schritte. Die Tür war einfach zu massiv, da drang kein Geräusch durch. Er mußte längst oben sein, konnte sie gar nicht hören. Sie ging zurück zum Tisch, steckte die Hand in den offenen Behälter und ließ die Körner zwischen den Fingern durchrieseln.
    Vierzehnkarätiges Gold. Albert Retling hatte meist mitkarätigem Gold gearbeitet, nur das Beste für die Kundschaft, auch die Steine waren immer von erlesener Qualität gewesen.

    Die Tür des Panzerschranks stand noch offen und versperrte ihr die Sicht in den Innenraum. Aber sie wollte gar nicht wissen, was alles da drin lag. Es war so egal jetzt.
    Schramms Pläne! Wie oft hatte Ed darüber spekuliert, war über scheinbare Widersprüche gestolpert, hatte keine Erklärung gefunden. Wer geht schon freiwillig ins Gefängnis? Und aus welchem Grund?
    Eds Stimme:

    »Denken Sie nach, Patrizia, haben Sie wirklich niemals mit Herrn oder Frau Retling über Heiko Schramm gesprochen? «

    Nein! Natürlich nicht! Das hatte sie sich doch gar nicht leisten können. Albert Retling war ein guter Bekannter ihres Vaters, aber er billigte nicht unbedingt jede Entscheidung, die Paul traf.
    Na, Patrizia, hast du dich ein bißchen amüsiert am
    Wochenende? Was denn, schon wieder Hausarrest? Ich glaube, ich werde mal ein ernstes Wort mit deinem Vater reden.
    Manchmal übertreibt er. Am Ende hätte Albert Retling noch versucht, ein gutes Wort für Heiko Schramm einzulegen und damit alles nur noch schlimmer gemacht.
    Daß Albert Retling es nicht nur versucht, sondern getan hatte, daß seine Frau ihr abends mehrfach gefolgt war, einen Blick zur Bushaltestelle hinüber geworfen hatte, konnte sie nicht ahnen.
    Ed hatte niemals ein Wort darüber verloren.
    Denken Sie nach, Patrizia! Wenn Herr Retling gar nicht wußte, daß Sie diesen Mann kannten, wie konnte er dann während des Überfalls eine Bemerkung über Sie machen? Frau Retling hat Ihren Namen gehört, zweimal, laut und deutlich.
    Aber es kann nicht Herr Retling gewesen sein, der ihn nannte.
    Es war Heiko Schramm. Warum hat er ihn genannt? Niemand hätte eine Verbindung zwischen Ihnen und ihm herstellen können. Auch die Schlüssel wären keine Verbindung gewesen, wenn er sie Ihnen in der Nacht zurückgebracht hätte. Er hat doch selbst davon gesprochen, daß er das tun könnte.

    Denken Sie nach, Patrizia! Wenn er Sie wirklich schützen wollte, hätte er nur schweigen müssen. Gut, man hatte Sie im Bus mit ihm gesehen, aber das waren Fremde, die mit dieser Sache gar nichts zu tun hatten. Er hätte nicht ins Gefängnis gehen müssen. Er selbst hat die Polizei auf seine Spur gesetzt.
    Er selbst hat die Verbindung hergestellt. Er selbst hat dafür gesorgt, daß die Polizei gleich am nächsten Tag zu Ihnen kommen konnte. Er selbst hat alles getan, um seine Verhaftung in die Wege zu leiten. Er hat sogar dafür gesorgt, daß die Strafe so hoch ausfiel. Warum?
    Denken Sie nach, Patrizia! Jetzt war alles ganz klar. Ihr war so entsetzlich kalt, die Haut im Rücken zog sich beinahe schmerzhaft zusammen, die Hände waren feucht. Und wenn die Arbeit getan war? Was dann? Er würde sie nicht gehen lassen, das konnte er gar nicht. Aber mitnehmen würde er sie auch nicht.
    Das Schluchzen stieg langsam in der Kehle auf, zwei, drei Tränen rollten. Ihre rechte Hand ließ immer noch ganz mechanisch Goldkörner zwischen den Fingern hindurchrinnen, die linke wischte automatisch einmal kurz über die Wangen. Die Hände zitterten jetzt so stark, daß ein paar von den Körnern auf die Tischplatte rieselten. Sie bemerkte es nicht einmal. Das Herz schlug oben in der Kehle.
    Da sah sie, daß die Gegensprechanlage eingeschaltet war.
    Wenn du etwas brauchst… Ja, ich brauche eine Menge. Eine offene Tür, meine Sachen. Sie drückte den Knopf, rief seinen Namen, einmal, zweimal, dreimal. Als sie endlich Antwort bekam – die Stimme klang leicht verzerrt, sie konnte nicht genau sagen, ob er selbst ihr antwortete oder der stinkende Dicke –, fragte sie:

    »Kann ich einen Kaffee haben? Und nach Möglichkeit eine Kleinigkeit zu essen, ein belegtes Brot reicht schon, ich bin hungrig. «

    Jetzt

Weitere Kostenlose Bücher