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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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hämmerte das Herz einen irrsinnigen Takt. Und wenn er nicht kam, sondern der Dicke? Dessen Blick ging ihr nicht aus
    dem Kopf. Und wie er sich über die Lippen geleckt hatte. Was hatte Heiko ihm für seine Hilfe versprochen? Wenn wir fertig sind, gehört sie dir. Du kannst dich mit ihr amüsieren, wenn du willst. Ich habe an ihrer Person so viel Interesse wie an einem Wetterbericht vom vergangenen Oktober.
    Sie ging zur Esse hinüber, nahm den Schamottiegel auf, trug ihn zum Tisch und füllte vorsichtig ein paar von den Körnern ein. Dann zurück zur Esse. Ein Einwegfeuerzeug lag griffbereit.
    Sie ließ es zünden, ließ gleichzeitig das Gasgemisch strömen, hielt die kleine Ramme an die Düse. Augenblicklich sprang eine blaue, gut sieben Zentimeter lange Flamme zu den Körnern im Tiegel hinüber. Damit würde sie sich den Dicken notfalls vom Leib halten können.
    Als die Körner zu schmelzen begannen, wurde die Tür
    geöffnet. Er kam selbst und mit einem Lächeln herein, trug ein Holztablett mit einer Isolierkanne, einem Kaffeegedeck und einem Teller mit belegten Broten auf einer Hand. Das Tablett stellte er auf dem Arbeitstisch ab, kam einen Schritt auf sie zu.
    Sein Lächeln ging in ein Strahlen über.

    »Du hast ja schon angefangen, Püppi. «

    In der ersten Erleichterung strahlte sie zurück, hoffte, daß es nicht verkrampft wirkte und daß die Stimme lässig klang.

    »Was soll ich denn sonst tun? Die Werkstatt ausfegen? Warum hast du die Tür abgeschlossen? «

    »Nur zur Sicherheit «, sagte er.

    »Ich dachte, du fühlst dich wohler, wenn ich dich einschließe. Und den Schlüssel hab’ ich hier. «

    Er klopfte gegen seine Hosentasche.

    »Dann kann jedenfalls keiner zu dir rein. Ich dachte, es wär’ dir lieber so. «

    »Soll ich dich immer erst herunterrufen, wenn ich zur Toilette muß? Du hast mir versprochen, daß dein Freund mich in Ruhe lassen wird. Traust du ihm nicht? Oder traust du mir nicht? «

    Der letzte Satz kam ein wenig heftiger. Ihre Hand mit dem Brenner zuckte leicht vor.

    Er stand nicht nahe genug, als daß sie ihn mit der Flamme hätte erreichen oder gar verletzen können. Trotzdem sagte er:

    »Eh, Vorsicht, paß auf, wo du das Ding hinhältst. «

    Und dann, ein wenig sanfter:

    »Was heißt das, ob ich dir nicht traue? Meinst du, ich hätt’ dich geholt, wenn ich dir nicht traue? Püppi, ich wollt’ dich bei mir haben. Ich hab’ all die Jahre an gar nichts anderes gedacht. Auch ich hab’ nie daran gedacht, daß ich dir nicht mehr trauen könnte. «

    Sie lachte einmal kurz auf, stellte den Tiegel zurück in die Esse und löschte den Brenner.

    »Das klingt nach sehr viel Sehnsucht «, sagte sie. In ihrer Stimme schwang Bitterkeit mit.

    »Aber was war das dann eben? Da hast du noch gesagt, ich wäre nur wegen der Retlings mitgegangen. Und bisher hatte ich nicht den Eindruck, daß dir sehr viel an mir liegt. Dafür! «

    Sie zeigte auf den sich rasch abkühlenden Inhalt des Tiegels.

    »Dafür brauchst du mich. Und für sonst nichts. Weißt du, was mein Mann immer gesagt hat? Daß du mich nur benutzt hast.
    Damals wolltest du nur die Schlüssel, aber vor mir hat es dich immer geekelt. Und jetzt willst du nur, daß ich die Sachen für dich umarbeite. Danach schickst du mich in die Wüste. Oder zu meinem Mann zurück. Das hast du ja bereits angedeutet. «

    Er schaute sie an, ungläubig, fast schon betroffen. Dann wurde er wütend.

    »Was hat der Scheißkerl dir sonst noch alles erzählt?
    Und das hast du ihm geglaubt, ja? «

    »Zuerst nicht «, erwiderte sie leise und mit gesenktem Kopf.
    Ansehen konnte sie ihn jetzt nicht. Sie legte den Brenner aus der Hand und wischte je einmal mit dem Handrücken über die rechte und die linke Wange, strich auch mit den Fingerspitzen unter den Augen vorbei, um die restlichen Tränenspuren zu entfernen, sprach den Satz mit einem Zittern in der Stimme zu Ende.

    »Aber fange allmählich an, es zu glauben. «

    Sie hatte sich mit den Fingerspitzen ein wenig Staub in die Augen gerieben. Sie begannen erneut zu tränen. Nicht nur vom
    Staub. Die Eiskruste im Innern war zu einem mächtigen Brocken angeschwollen, hatte alles eingeschlossen. Aber jetzt taute er, ziemlich rasch sogar. Wie ein gewaltiger Sturzbach kam er in die Höhe geschossen. Es war nur die Angst, diese fürchterliche Angst. Die Augen quollen über davon.
    Er war mit einem Schritt bei ihr.

    »Püppi, um Gottes willen, Püppi! «

    Er nahm sie in die Arme, drückte sich ihren

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