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Die Augenblicke des Herrn Faustini - Roman

Die Augenblicke des Herrn Faustini - Roman

Titel: Die Augenblicke des Herrn Faustini - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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Rheingold so stark, dass Herr Faustini sein Weinglas festhielt.
    Das kann ja heiter werden nachher beim Tanzen, meinte Frau van der Hooch mit einem schelmischen Blick auf Herrn Faustini. Sie tanzen doch?, fragte sie.
    Tanzen, wiederholte Herr Faustini.
    Mein Mann ist ein Tanzmuffel, sagte Frau van der Hooch. Deshalb muss ich mir immer andere Kavaliere ausleihen. Tänzer sind ja selten, wissen Sie. Sie sind doch kein Tanzmuffel, oder? Nein, ich sehe in Ihnen den Kavalier der alten Schule. Sie tanzen, habe ich Recht?
    Herr van der Hooch warf Herrn Faustini einen kameradschaftlichen Blick zu, der wohl sagen sollte: Willkommen im Club der Tanzmuffel! Machen Sie sich nichts draus, überlassen wir das Bodenschrubben lieber den Frauen!
    Ich habe gerne getanzt, meinte Herr Faustini halblaut, es ist nur eine Zeit her, dass ich ...
    Er ist ein Tänzer! Cees, ein richtiger Tänzer! Ich kann es kaum glauben!
    Die Tanzkapelle trat an ihre schon aufgebauten Instrumente. Ohne mit der Wimper zu zucken, legten die vier mit einem Rumba los.
    Herr Faustini nahm einen letzten Schluck Wein, als ihn Frau van der Hooch bereits aufs Parkett zog. Frau van der Hooch ergriff seine Hand und begann zu führen. Herrn Faustini war es, als kämpfe er schwimmend gegen die Strömung an. Einmal führte Frau van der Hooch, dann wieder gewann Herr Faustini die Oberhand. Das Glück währte jedoch nur kurz, denn Frau van der Hooch schien nicht zu den Frauen zu gehören, die es genossen, in den Armen eines Mannes endlich von der Herrschaft über Haus und Hof zu lassen. Sie schob und drückte, als befände sie sich in einer Arena, nur dass Herr Faustini nicht wusste, ob er Stier oder Plüschtier darstellen sollte.
    Als endlich der Walzer anhob, setzte er die Vorteile seiner österreichischen Geburt strategisch in Szene und führte Frau van der Hooch so leichtfüßig übers Parkett, dass sie vorerst – vorerst – jeden Widerstand aufgab. Der angestrengte Ausdruck verschwand aus ihren Gesichtszügen und machte einem strahlenden Wohlbefinden Platz.
    Es ist herrlich, einen so wunderbaren Tanzpartner wie Sie zu haben, meinte Sie und schloss sogar einen Atemzug lang die Augen.
    Die Tanzkapelle hatte Erbarmen mit Herrn Faustini, sie spielte einen weiteren Walzer, und noch einen. Doch als die Polka einsetzte, war es vorbei mit der Führung. Frau van der Hooch krallte sich an seiner Schulter fest und galoppierte mit ihm drauflos. Gegenwehr war zwecklos, also ließ Herr Faustini die Zügel schleifen. Frau van der Hooch würde irgendwann ihrem Alter Tribut zollen müssen, dann würde Herrn Faustinis Stunde schlagen. Doch es war erstaunlich, über welche Kraftreserven die Jubilarin verfügte. Ein Seitenblick auf den Tisch der van der Hoochs zeigte einen mit hochrotem Kopf gestikulierenden Herrn van der Hooch, der kein Kind von Traurigkeit war. Die Holländer sind aus anderem Holz, sagte Herr Faustini eben bei sich selbst, als Frau van der Hooch ihn herumriss und nach hinten bog, als wäre sie Don José und er Carmen. Es schien, als läse die Tanzkapelle seine Gedanken. Denn verhalten und sehnsüchtig erklang nun ein Tango Argentino. Frau van der Hooch stand einen Augenblick etwas ratlos da, Herr Faustini nahm ihre Hand und führte sie mit jenem ganz und gar irdischen Tanzschritt, der doch nur Hauch ist, übers Parkett. Frau van der Hooch war keine Tangotänzerin. Dennoch versuchte sie zu führen, wie es ihrem Naturell entsprach. Herr Faustini parierte souverän ihre Ausbruchsversuche und lenkte ihren Schritt, der für den Tango nicht wie geschaffen schien.
    Sie erstaunen mich immer mehr, meinte Frau van der Hooch anerkennend, Sie sind ja ein Tangokönig!
    Herr Faustini zog es vor nicht zu sprechen, denn nichts ist einfacher, als aus der Musik zu gleiten, während man redet, anstatt in der Musik zu sein.
    Nach dem Tango führte Herr Faustini die nun doch etwas erschöpft wirkende Frau van der Hooch an ihren Tisch, rückte ihren Stuhl und verneigte sich mit einem höflichen Alte-Schule-Nicken. Frau van der Hooch quittierte mit einem Strahlen auf ihren erhitzten Wangen.
    Herr Faustini nahm vor seinem Weinglas Platz. Herr van der Hooch verzog die Lippen zu einer anerkennenden, aber auch leicht traurigen Grimasse, wie um Herrn Faustini aus dem Club der Tanzmuffel wieder freizustellen. Einen langen Moment sagte niemand etwas, und auch die Kapelle verabschiedete sich in eine Pause. Frau van der Hooch griff ihre Handtasche mit den Worten, sie gehe sich mal die Nase pudern,

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