Die Auserwaehlte
noch mit dem Helm spielten.
Lujan antwortete mit einem spitzbübischen Lächeln: »Mistress, ich leide vielleicht unter einem Mangel an Bescheidenheit, ich weiß, aber seit dem Fall des Hauses der Kotai habe ich von hier bis Ambolina an jedem Ort gelebt, wo Banditen hausen. Ich weiß, wo ich suchen muß.«
»Wieviel Zeit benötigt Ihr?«
Ein frecher Glanz trat in seine Augen. »Wie viele Männer möchtet Ihr denn rekrutieren, Lady?«
»Eintausend, besser wären zweitausend.«
»In Ordnung, Mistress. Eintausend würden drei, vier Monate dauern.« Der Helm bewegte sich nicht mehr, als Lujan jetzt nachdachte. »Wenn ich einige vertrauenswürdige Männer mitnehmen könnte, wären es vielleicht nur sechs Wochen. Zweitausend …?«
Maras Armreifen klimperten, als sie mit den Händen eine ungeduldige Bewegung ausführte. »Ihr habt drei Wochen. Die Rekruten müssen hier angekommen sein, ihren Eid geschworen haben und innerhalb eines Monats in unsere Streitkräfte eingegliedert sein.«
Lujans Lächeln verzog sich zu einer Grimasse. »Mylady, ich würde mich für Euch unbewaffnet einer Horde Thun-Banditen entgegenstellen, aber was Ihr da verlangt, ist ein Wunder.«
Die Schatten des frühen Abends verbargen Maras Erröten, aber sie zeigte eine untypische Lebhaftigkeit, als sie Papewaio ein Zeichen gab. Ihr Truppenführer hatte kaum seine Verbeugung beendet, als sie sagte: »Findet ein paar gute Männer für Lujan.« Dann sah sie den früheren Gesetzlosen prüfend an. »Nehmt jeweils ein paar von den alten und den neuen Soldaten. Vielleicht wird sie die Zeit da draußen zu der Einsicht bringen, daß sie mehr gemeinsam haben, als sie denken.« Sie dachte einen Augenblick nach. »Besonders jene, die Ihr für Unruhestifter haltet«, fügte sie dann hinzu.
Lujan schien diese Aussicht nicht zu beeindrucken. »Unruhestifter sind nichts Neues für mich, Lady« Sein Grinsen wurde noch breiter. »Ich darf wohl sagen, daß ich selbst eine Art Unruhestifter war, bevor ich Offizier wurde.«
»Und ich darf bestätigen, das wart Ihr«, schaltete Kcyoke sich ein. Er hatte reglos in der Dunkelheit gestanden und war von allen anderen vergessen worden. Der frühere Banditenführer war ein wenig verwirrt, nahm sich aber sofort wieder zusammen.
»Ihr müßt zwölf Tage lang so schnell und so weit reisen wie möglich, Lujan«, erklärte Mara. »Sucht so viele vertrauenswürdige Männer zusammen, wie Ihr könnt. Dann kehrt zurück. Wenn Ihr keine zweitausend findet, dann findet zweihundert, und wenn Ihr keine zweihundert findet, dann findet zwanzig, aber macht gute Krieger aus ihnen.« Lujan nickte, dann verbeugte er sich mit einer tadellosen Korrektheit, die ihm ein Lächeln von Mara einbrachte. »Und jetzt zeigt mir diejenigen, die Ihr heute nacht gefunden habt.«
Lujan führte Mara und Keyoke dorthin, wo die armselig gekleideten Männer saßen. Sie standen sofort auf, als die Lady der Acoma sich näherte; einige knieten sogar nieder. Sie erschien denen, die die Entbehrungen eines Daseins als Gesetzlose kennengelernt hatten, mit ihren Juwelen und ihrer vornehmen Kleidung wie eine kaiserliche Prinzessin. Auch die Abgehärtetsten unter ihnen lauschten respektvoll, als Mara das Angebot wiederholte, das sie Lujan und seinen Anhängern in den Bergen gemacht hatte. Wie bereits drei andere Banden vorher erhoben sich die sechzig Arbeiter, um von Jican Unterkunft und Arbeit zu erhalten. Mara lächelte, als sie das Leuchten in den Augen ihres Hadonra sah; er dachte bereits darüber nach, wie die Fähigkeiten der Männer wirkungsvoll und nutzbringend eingesetzt werden konnten, und Waffenschmiede würden nötig sein, wenn Lujan bei seinem Auftrag, neue Krieger zu rekrutieren, Erfolg haben sollte. Die Menge ging auseinander, und ein großer Teil des Durcheinanders legte sich, als die Arbeiter Jican folgten.
Lujan war unter denen, die noch geblieben waren. »Mylady, dies sind die dreiunddreißig erfahrenen Krieger, die den Eid auf den Natami der Acoma schwören möchten.«
»Ihr habt ihnen alles erklärt?«
»Ich möchte behaupten, so gut wie jeder andere – außer Euch natürlich.« Als Keyoke mißbilligend schnaubte, sah sie Lujan an; sie wollte wissen, ob er spottete, doch er hatte nichts Spöttisches an sich, zumindest nicht offensichtlich. Sie war sich plötzlich der Anziehungskraft bewußt, die dieser Mann auf sie ausübte, und sie erkannte, daß er den gleichen verschlagenen und verschmitzten Geist besaß, den sie so an ihrem Bruder
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