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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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und ihnen einen gnädigen, schnellen Tod zu bescheren. Zatakis Genick brach mit einem hörbaren Knacken, und er starb sofort, zappelte einen kurzen Moment und hing dann reglos am Seil. Kartachaltakas Tod war schmerzhafter, er erstickte langsam, trat um sich und schwang hin und her, aber am Ende hing auch er still wie eine bittere Frucht vom Baum.
    »Keyoke, gehen wir nach Hause«, sagte Mara mit schwacher Stimme.
    Plötzlich schien die Sonne viel zu grell zu sein. Überwältigt von der Tatsache, daß gerade ein von ihr über zwei Männer verhängtes Todesurteil vollstreckt worden war, hielt Mara sich am Rand des Palankins fest, ohne ihre Schwäche vor den Soldaten preiszugeben. Sie gab einem der Sklavenjungen ein Zeichen, und er brachte mit Früchten gesüßtes Wasser. Sie trank langsam und bemühte sich, ihre Fassung wiederzugewinnen, während Keyoke die Männer für den Weg zurück zum Herrenhaus aufstellte.
    Nacoya hatte sich schweigend im Schutz der Sänfte aufgehalten, aber als Mara jetzt noch immer reglos dastand, forderte sie sie auf, sich zu setzen. »Mistress?«
    Mara übergab dem Sklaven den leeren Becher. »Ich komme, Nacoya. Wir müssen weiter. Bis zur Hochzeit in einem Monat gibt es noch viel zu tun.« Ohne ein weiteres Wort kletterte sie in die Sänfte. Als die Träger sich hinunterbeugten, um die schwere Last wieder aufzunehmen, rückte sie sich neben Nacoya in den Kissen zurecht und verfiel in ein schwermütiges Schweigen. Keyoke gab den Befehl zum Abmarsch, und die Soldaten formierten sich vor, hinter und neben dem Palankin, zumindest nach außen wieder eine einheitliche Gruppe.
    Mara begann zu zittern, ihre Augen wurden weit und blickten ins Leere. Ohne etwas zu sagen, legte Nacoya ihren Arm um die Schultern des Mädchens. Das Zittern hörte auch nicht auf, als die Gruppe ihren Marsch begann, und jetzt zitterte Mara sogar so stark, daß Nacoya das bebende Mädchen in ihre Arme nehmen mußte. Still barg die noch sehr junge Herrin der Acoma ihr Gesicht an der Schulter ihrer Amme und erstickte ihre Schluchzer.

    Während sie sich der Grenze ihres Landes näherten, sann Mara über die Schwierigkeiten nach, denen sie gegenüberstand. Sie hatte nur kurz mit Keyoke und Nacoya gesprochen, seit sie die Exekution der beiden Soldaten angeordnet hatte. Mara wußte, daß sie den Konflikt zwischen den früheren Grauen Kriegern und den Überlebenden der Garnison ihres Vaters hätte voraussehen müssen.
    Sie machte sich Vorwürfe, daß sie in dieser Sache versagt hatte, und zog die Vorhänge der Sänfte zurück, um ihren Kommandeur zu sich zu rufen. Kurz darauf erschien er an ihrer Seite. »Keyoke, warum forderte Selmon nur die altgedienten Soldaten zu der ersten Wache auf anstelle einer Mischung aus altgedienten und neuen Kriegern?« wollte sie von ihm wissen.
    Falls ihn die Frage seiner Herrin überraschte, so zeigte er es jedenfalls nicht. »Lady, Selmon schlug fehl in dem Versuch, die älteren Soldaten nicht gegen sich aufzubringen. Indem er ihnen die erste Wache zuteilte, wollte er ihnen vom Mahl bis zum nächsten Morgen eine ungestörte Ruhe sichern, und er dachte, sie würden es anerkennen. Zataki war ein junger Hitzkopf, und wenn irgend jemand von uns dabeigewesen wäre« – er zeigte auf sich, Papewaio und Tasido, die drei Offiziere, die Mara in das Herrenhaus der Anasati begleitet hatten –, »wäre es nicht so weit gekommen.« Er hielt inne, während er über seine nächsten Worte nachdachte. »Aber Selmon hat sich dennoch bewährt. Der Konflikt zwischen den beiden Parteien stand bereits kurz davor, zu einem offenen Kampf auszuarten, und trotzdem ist es ihm gelungen, alle anderen zurückzuhalten, bis auf die beiden, die bestraft worden sind.«
    Mara nickte. »Wenn wir zu Hause sind, ernennt Selmon offiziell zum Patrouillenführer. Unsere Streitkräfte sind jetzt so sehr gewachsen, daß wir mehr Offiziere benötigen.«
    Dann traf Mara ohne Zögern eine ihrer schnellen Entscheidungen, die ihr den Respekt derer eintrugen, die ihr dienten. »Befördert auch zwei unserer besten Männer der alten Truppe. Wählt den besten von den Soldaten, die unserer Familie am längsten dienen, vielleicht Miaka, und macht ihn zum Befehlshaber. Und ernennt auch einen der neuen Männer. Dieser Gauner Lujan war bereits bei den Kotai Befehlshaber. Wenn Euch kein fähigerer Mann einfällt, gebt ihm den neuen Rang.«
    Keyoke zuckte mit den Achseln, er konnte von den Neuen keinen besseren Kandidaten anbieten. Mara verbarg ihre

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