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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Zufriedenheit darüber. »Ich werde diese Gruppierungen und Verbindungen schnell zerschlagen, und es wird keine Begünstigten geben.« Keyoke nickte leicht. Sein ledriges Gesicht zeigte den Hauch eines Lächelns – das äußerste, was er öffentlich an Anerkennung zeigen konnte. Mara sprach jetzt mehr zu sich selbst. »Ich werde bald Männer an meiner Seite brauchen, die mir ohne zu zögern gehorchen. Ich kann es mir nicht leisten, daß irgend etwas meine Pläne zerstört.«
    Sie war jetzt eindeutig mit der Verantwortung des Herrschens beschäftigt. Keyoke eilte wieder an die Spitze der Truppe und dachte darüber nach, wie sehr das Mädchen bereits jetzt ihrem Vater ähnelte.
    Als Maras Sänfte sich durch die Needra-Weiden der Acoma bewegte, fühlte sie sich zum ersten Mal, seit sie den Tempel Lashimas verlassen hatte, zufrieden. Ihre Gedanken rotierten. Sie würde ihre Überlegungen mit niemandem teilen, auch nicht mit Nacoya oder Keyoke. Denn diese Ideen verwandelten sich allmählich in konkrete Pläne, in den Beginn eines Schachzuges, der über den Versuch zu überleben weit hinausreichte und in ein Ziel mündete, das ihren jungen Geist schwindeln ließ.
    Im Laufe der Zeit würde ihr Plan ergänzt und abgewandelt werden müssen, um sich unerwarteten Veränderungen in den Kräfteverhältnissen und Bündnissen im Spiel des Rates anzupassen. In vielerlei Hinsicht würde Entschlossenheit noch wichtiger sein als Ziele und Methoden, und sie hatte noch viele Jahre des Lernens vor sich, bevor das, was sie insgeheim den Großen Plan nannte, Früchte tragen konnte. Aber die Heirat mit Buntokapi war der erste kleine Schritt. Seit sie das Gebiet der Anasati verlassen hatte, war Hoffnung in ihr aufgekommen – und die mächtige Verlockung neuer Träume.
    Als der Palankin in den Weg einschwenkte, der direkt auf das große Haus zuführte, nahmen eher praktische Überlegungen ihre Gedanken in Anspruch. Lichter glommen im düsteren Dämmerlicht, mehr, als bei gewöhnlichen Anlässen gerechtfertigt waren. In ihrem Schimmer sah Mara etwa achtzig Männer vor der Küche sitzen, viele von ihnen nahmen aus Schüsseln eine Mahlzeit zu sich. Lujahn lief zwischen ihnen hin und her, er sprach mit ihnen und gestikulierte wild mit den Händen. Als ihre Truppe sich näherte, stellten einige der Fremden die Schüsseln beiseite und standen auf. Die übrigen aßen weiter, aber sie alle wirkten äußerst nervös.
    Mara warf einen Blick auf Nacoya, doch die alte Frau schlief, eingelullt von der Hitze und dem Schwanken der Sänfte während des langen Nachmittags. Als der Palankin auf den Boden gelassen wurde, eilte Lujan herbei, verbeugte sich höflich, während Keyoke Mara beim Aussteigen half. Bevor sie eine Frage stellen konnte, setzte der frühere Banditenführer zu einer Erklärung an: »Mistress, dies sind alles ehrbare Männer, zumindest so ehrbar, wie ich in der Lage bin, es zu beurteilen. Sie alle würden gerne in Euren Dienst treten.«
    »Soldaten?« Keyoke war sofort interessiert und ließ Maras Hand los.
    Lujan nahm seinen Helm ab, und die Lichter spiegelten sich wie kleine Blitze in seinen tiefliegenden Augen. »Unglücklicherweise nur wenige von ihnen, Kommandeur. Aber die anderen sind Waffenmeister, Schuhmacher, Wagenbauer oder andere Handwerker, und zwei sind Bauern.«
    »Gut«, sagte Mara. »Ich habe bald kein Land mehr, das ich neuen Bauern geben könnte. Nun, wie viele Soldaten sind es?«
    »Dreiunddreißig.« Lujan schritt mit einer Geschmeidigkeit zur Seite, die besser zu einem Tänzer als zu einem Krieger gepaßt hätte. Er half der gerade erwachten Nacoya aus der Sänfte, doch seine Aufmerksamkeit blieb auf seine Herrin gerichtet.
    Mara rechnete. »Das erhöht unsere Hauptgarnison auf über dreihundert. Unsere Situation ist nicht mehr hoffnungslos, sondern nur noch verzweifelt.«
    »Wir brauchen mehr Soldaten«, äußerte Nacoya in scharfem Ton. Sie schlurfte hinter ihnen vorbei auf das große Haus zu. Die Schläfrigkeit machte sie jetzt noch mürrischer als gewöhnlich.
    Lujan warf den Helm von der rechten in die linke Hand. »Mistress, es wird schwierig werden, noch mehr Männer zu bekommen. Wir haben jeden Grauen Krieger herbeigerufen, der sich innerhalb einer vernünftigen Entfernung zu Euren Grenzen aufgehalten hat. Um weitere zu suchen, müssen wir dieses Land verlassen und reisen.«
    »Aber Ihr wißt anscheinend, wo Ihr nach ihnen suchen müßt«, stellte Mara fest. Ihr Blick war auf die Hände gerichtet, die immer

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