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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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einmal richtig begonnen.«
    Mara holte ärgerlich Luft. »Nacoya, ich bin durchaus in der Lage, den Tag auch ohne Wein zu überstehen.« Sie hielt leicht wütend inne, als die Zofen die Kordeln an ihrer Taille und unterhalb der Brust zubanden und ihr einen Augenblick den Atem nahmen. »Abgesehen davon bin ich sicher, daß Buntokapi für uns beide trinken wird.«
    Nacoya verneigte sich mit einer Förmlichkeit, die Mara reizte. »Eine leichte Rötung im Gesicht würde Euch gut stehen, Lady. Aus Schweiß machen sich Ehemänner jedoch gewöhnlich nichts.« Mara entschied sich, die schroffen Worte Nacoyas zu ignorieren. Sie wußte, die alte Amme sorgte sich um das Kind, das sie über alles liebte.
    Geschäftige Geräusche von draußen verkündeten, daß ihr Haushalt eifrig damit beschäftigt war, die letzten Vorbereitungen auszuführen. Der Kriegsherr des Kaiserreiches und eine nahezu überwältigende Anzahl geladener Gäste würden sich in einer ihrer Bedeutung entsprechenden Sitzordnung in der großen Halle versammeln. Da die Wichtigsten und Bedeutendsten von ihnen als letzte zu ihren Kissen geführt werden müssen, war allein die Anordnung der Gäste eine komplexe und langwierige Angelegenheit, die weit vor Sonnenaufgang begann. Tsuranische Hochzeiten fanden morgens statt, denn man glaubte, es würde Unglück für das Paar bedeuten, wenn man eine solch wichtige Verbindung vollzog, während der Tag bereits verblaßte. Dies bedeutete jedoch, daß die geladenen Gäste von eher bescheidenem Rang sich bereits vor Tagesanbruch auf den Gütern der Acoma einfanden, einige sogar schon vier Stunden vor Sonnenaufgang. Musiker und Diener unterhielten diejenigen, die als erste Platz nahmen, während die Priester Chochocans das Haus der Acoma segneten. In diesem Augenblick würden sie ihre erlesenen Amtsroben anlegen, und ein roter Priester Turakamus würde außer Sichtweite ein Needra-Kalb schlachten.
    Die Dienerinnen hielten das Übergewand hoch, in dessen Ärmel Shatra-Vögel aus seltenem Gold eingearbeitet waren. Mara wandte ihnen dankbar den Rücken zu. Während die Zofen die Schleifen an Ort und Stelle brachten, blieb es Mara erspart, Nacoya dabei zuzusehen, wie sie jede kleine Einzelheit des Kostüms überprüfte. Die alte Amme war merkwürdig und gereizt, seit Mara sich entschieden hatte, Buntokapi die Macht über die Acoma zu überlassen. Daß Mara langfristige Hoffnungen mit diesem Plan verband, konnte Nacoya auch nicht beruhigen, zumindest nicht zu einem Zeitpunkt, da Krieger der Anasati in den Baracken der Acoma untergebracht wurden und einer der größten Feinde großspurig das schönste Gästezimmer des Hauses belegte. Zudem bot Buntokapi mit seiner blechernen Stimme und seinem ungehobelten Benehmen den Bediensteten, die bald alle seinen Launen ausgeliefert sein würden, keinerlei Beruhigung. Sogar sie selbst würde ihm ausgeliefert sein, dachte Mara unbehaglich. Sie versuchte sich ohne Schaudern vorzustellen, wie es mit dem stiernackigen Jungen im Bett sein würde, doch es gelang ihr nicht.
    Die Berührung einer Dienerin brachte sie in die Gegenwart zurück, und sie setzte sich hin, während ihre Füße in juwelenbesetzten Schuhen verschwanden. Andere Zofen schoben smaragdbesetzte Muschelkämme in ihr Haar. Sie war störrisch wie das Needra-Kalb, das zur Opferung in Düfte eingehüllt wurde, damit Turakamu seine Aufmerksamkeit von der Hochzeit abwenden würde, und rief nach einem Musiker, der ihr etwas vorspielen sollte. Wenn sie die endlosen Strapazen des Ankleidens schon erdulden mußte, würde Musik zumindest dabei helfen, allzu trübe Gedanken zu vertreiben. Falls das Schicksal ihr durch die Heirat mit Buntokapi Probleme zugedacht hatte, würde sie das ohnehin früh genug herausfinden. Der Musiker wurde mit verbundenen Augen hereingeführt; kein Mann durfte die Braut sehen, bevor sie ihre Prozession zur Hochzeitszeremonie begonnen hatte. Er setzte sich und spielte eine beruhigende Melodie auf seinem Gikoto, jenem fünfsaitigen Instrument, für das die meisten Musikstücke der Tsurani komponiert wurden.
    Als die letzten Schleifen und Knöpfe festgemacht und die letzten Perlenketten an die Manschetten gebunden waren, erhob Mara sich von ihren Kissen. Sklaven mit verbundenen Augen trugen die Festtagssänfte in das Zimmer, und Mara kletterte auf den offenen Palankin, der einzig für die Hochzeiten der Acoma gefertigt worden war. Blumen und Koi-Reben wanden sich um das Gestell, und die Träger hatten Kränze in den

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