Die Auserwaehlte
Bewegung setzte. »Ihr habt Euch sogar als noch besser erwiesen als Euer Wort, Arakasi. Ihr habt nicht nur den vollen Wert Eurer Ratschläge gezeigt, sondern auch mit Eurer Weisheit den Acoma geholfen. Wie lange werdet Ihr brauchen, um Euer Netzwerk wieder richtig in Gang zu bringen?«
Ein Ausdruck der Zufriedenheit huschte über das Gesicht des Supai und wurde schließlich zu einem echten Lächeln. Er verbeugte sich leicht vor seiner neuen Herrin. »Ein Jahr, Lady, wenn es keine Schwierigkeiten gibt.«
»Und wenn es welche gibt?«
»Ein Jahr, anderthalb Jahre.« Der Supai machte eine deutliche Pause. »Länger, wenn Ihr es wünscht.«
Mara schaute sich nach beiden Seiten um; sie vergewisserte sich, daß keiner der Männer so nah bei ihnen war, daß er zuhören konnte. »Wenn wir heute nacht das Lager aufschlagen, möchte ich, daß Ihr aufbrecht und Eure Spione besucht. Kehrt in einem Jahr zu uns zurück. Solltet Ihr Kontakt mit mir aufnehmen müssen, wird unser Zeichen der Begriff ›Die Seidenmacher der jungen Königin‹ sein. Habt Ihr mich verstanden?«
Arakasi nickte vage als Bestätigung; da er gleichzeitig an den Riemen seines Helms herumfingerte, blieb die Geste anderen verborgen. »Solange ich nicht zurückkehre und den Eid auf den Natami der Acoma ablege, bin ich nicht an die Gebote der Lady der Acoma gebunden.« Dann kam er auf den Punkt: »Oder an die Gebote des Lords der Acoma.«
»Ihr habt mich verstanden.« Mara schloß die Augen und hielt ihre starken Gefühle zurück. Die Götter waren ihr gnädig gesonnen, daß dieser Mann einfühlsam und scharfsinnig genug war, um ihre Absichten in bezug auf ihren künftigen Ehemann zu erspüren.
Arakasi schränkte seine Bemerkung sogleich mit leiser Stimme ein: »Buntokapi wird die Begeisterung für unsere Abmachung nicht teilen, Lady«
Mara nickte; ein Schauer der Erleichterung durchlief sie bei dem Gedanken, daß dieser Mann ein Verbündeter und kein Feind war. Wenn Jingu von den Minwanabi jemals eines Mannes mit den Fähigkeiten Arakasis habhaft werden sollte … aber sie durfte ihrer Müdigkeit nicht gestatten, die Glut unbegründeter Ängste zu entfachen. Sie riß sich zusammen und konzentrierte sich auf die Gegenwart. »Wir werden sehen, wie die Dinge stehen, wenn Ihr zurückkehrt. Wenn sich alles so entwickelt, wie ich es hoffe, können wir dann an unseren Plänen für Jingu von den Minwanabi weiterarbeiten.«
Arakasi verneigte sich leicht vor Maras Sänfte. »In meinem Herzen habe ich Euch bereits die Treue geschworen, Mylady Ich bete zu den Göttern, daß sie mir die Gelegenheit geben, eines Tages auch einen formellen Eid vor dem Heiligen Hain abzulegen.« Er blickte zurück auf das dichte Grün des Waldes. »Dieser Ort ist zum Verschwinden genausogut geeignet wie jeder andere. Mögen die Götter Euch beschützen, Lady der Acoma.«
Mara dankte ihm und schwieg, als Arakasi sich umdrehte und zwischen den Bäumen verschwand. Keyoke blickte sich um und sah ihn gehen. Falls der Kommandeur sich über seinen plötzlichen Aufbruch gewundert haben sollte, so sagte er nichts, denn er wandte seine Aufmerksamkeit sofort wieder den Kriegern und den möglichen Gefahren des Rückwegs zu. Mara lehnte sich zurück; Arakasis letzte Worte kreisten immer und immer wieder in ihrem Kopf. Sie betete, daß sich sein Wunsch erfüllen möge; denn wenn er lebte und nicht seinen Eid auf den Natami ablegte, wäre sie entweder tot, oder Buntokapi hätte sich als Lord der Acoma einen festen Platz erobert und sich ihrer Macht, ihn zu kontrollieren, weit entzogen.
Die Zofen warteten auf ihre Herrin. Mara saß auf einem Kissen in den Gemächern, die sie noch immer als die ihres Vaters betrachtete, und öffnete die Augen. »Ich bin soweit«, sagte sie.
Aber tief in ihrem Herzen wußte sie, daß sie nicht wirklich auf die Hochzeit mit dem dritten Sohn der Anasati vorbereitet war – und es auch niemals sein würde. Sie verschränkte die Hände unruhig ineinander und harrte aus, als die Dienerinnen mit der lästigen und teilweise schmerzhaften Aufgabe begannen, ihre Haare zu kämmen und dann mit Bändern und Schleifen in der traditionellen Weise zu binden. Jedesmal, wenn eine neue Locke befestigt wurde, zog und ziepte es so sehr, daß sie kurz davor war, sich wie ein kleines Kind zu winden.
Wie immer schien Nacoya ihre Gedanken lesen zu können. »Mistress, an diesem Tag ruhen die Augen jedes einzelnen Gastes nur auf Euch, und Ihr müßt alles tun, um den Stolz des Acoma-Erbes
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