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Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Titel: Die Auserwählte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Bosworth
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getan hat. Bitte lass nicht zu, dass sie noch jemandem wehtut. Bitte hilf mir dabei, ihr zu vergeben. Bitte, bitte nimm diesen schrecklichen Fluch von ihr …«
    Fassungslos entfernte ich mich von ihrem Zimmer, bis ich im dunklen Wohnzimmer stand.
    Verflucht? War es das, wofür Mom mich hielt? Gut, ich hatte mich selbst häufiger als nur ein paarmal als »verflucht« bezeichnet, aber Mom war immer die Erste, die darauf beharrte, dass ich auf keinen Fall verflucht sei. Sie sagte immer, ich sei besonders. Einzigartig.
    Sie log.
    Ich sperrte die Haustür auf und trat auf die Veranda hinaus. Ich brauchte frische Luft, doch die feuchte Meeresbrise überzog meine Haut mit ihrer kribbelnden Gewitterwarnung, was meine wachsende Besorgnis nur noch verschlimmerte. In der Ferne sah ich Hunderte, über den Strand verteilte Feuerstellen in der Zeltstadt, die graue Rauchsäulen in den Himmel aufsteigen ließen.
    Ich ließ den Blick über die dunkle Straße wandern und fragte mich …
    Ich räusperte mich. »Jeremy?«, rief ich leise und kam mir dabei lächerlich vor. »Bist du da?«
    Als habe Jeremy auf die Aufforderung gewartet, in Erscheinung zu treten, kam er wie ein Schatten, der seinen Erzeuger abgeschüttelt hatte, hinter einer Hecke hervor. Jeremys hell umrandete Silhouette im Dunkeln erinnerte mich abermals an etwas, und erneut gab ich mir alle Mühe, mir ins Gedächtnis zu rufen, woran.
    Ich blieb auf der Veranda stehen und ließ ihn zu mir kommen. Als er sich näherte, verlieh ihm die Verandabeleuchtung Farbe, und die Erinnerung entglitt mir.
    »Wo ist denn dein Milizionär?«, fragte er und blickte sich um.
    »Ich habe ihm den Abend freigegeben.« Ich sah Jeremy mit zusammengekniffenen Augen an. »Warum? Muss ich mich vor dir beschützen lassen?«
    Er schüttelte den Kopf, doch die Gläser seiner schwarz gerahmten Brille reflektierten das gelbliche Licht der Verandabeleuchtung und schirmten seine Augen ab.
    »Was machst du hier?«, fragte ich.
    Er vergrub die Hände in den Hosentaschen, als wisse er nicht, was er sonst mit ihnen anfangen solle. Seine Wangen wirkten glatt, als habe er sich gerade erst rasiert. Da meine Finger sie gerne berührt hätten, um sich zu vergewissern, steckte ich die Hände ebenfalls in die Hosentaschen.
    »Ich wollte nur nachsehen, ob mit dir alles in Ordnung ist, nach allem, was am Strand passiert ist und …« Er räusperte sich und senkte den Blick. »Nach allem, was ich dir gezeigt habe.«
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Die Wahrheit war, dass ich noch immer nicht ganz verarbeitet hatte, was im Lauf des Tages passiert war. Was noch immer passierte.
    »Warum liegt dir das am Herzen?« Ich ging die Stufen hinunter, bis wir uns auf derselben Augenhöhe befanden. »Und warum kommst du mir so bekannt vor? Sind wir uns vor dem heutigen Tag schon mal begegnet?«
    Jeremy wendete das Gesicht ab. Er nahm eine Hand aus der Hosentasche und strich sich das Haar aus der Stirn. Dann blickte er wieder durch den oberen Teil seiner Brillengläser zu mir auf. Seine Stimme war leise. Tief. »Ich habe dich schon mal gesehen.«
    Meine Wangen fühlten sich warm an. »Und schon klingst du wieder wie ein Stalker.« Trotzdem hatte ich das Bedürfnis, ihm noch näher zu kommen. Jeremys Anziehungskraft war wie eine entgegengesetzte Aufladung, die mich aufforderte, die Hand auszustrecken. Eine Verbindung herzustellen. Es war ähnlich wie das Gefühl, das ich hatte, wenn am Himmel ein Gewitter aufzog: das Bedürfnis, einen Blitz herbeizurufen und in mich eindringen zu lassen.
    Ich ging eine weitere Stufe hinunter. Noch eine, dann hätte ich vor ihm gestanden, und zwischen uns hätte sich nur ein Zentimeter Nichts befunden. »Jeremy, hast du schon mal von etwas gehört, das als ›Funke‹ bezeichnet wird?«
    Die Muskeln in seinem Hals spannten sich an. »Wer hat dir davon erzählt?«
    »Dann weißt du also, was damit gemeint ist. Und du weißt, wer die Suchenden sind.« Ich schluckte. »Du bist aber keiner von ihnen, oder? Ich meine, du versuchst nicht, mich für irgendeine … irgendeine Sache oder Armee oder so zu rekrutieren?«
    Er schüttelte schnell den Kopf. »Nein, ich versuche, dich aus alldem herauszuhalten.«
    »Warum?«
    »Je weniger Fragen du stellst, desto besser bist du dran.«
    Ich ignorierte diesen Ratschlag. »Kann ich dir etwas sagen, auch wenn es verrückt klingt?« Ich beobachtete seine Reaktion. »Diese Leute, vor denen du mich gewarnt hast, die Suchenden … Sie haben mir gesagt, dass die

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