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Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Titel: Die Auserwählte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Bosworth
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von mir und wanderte weiter.
    »Wir haben noch Zeit für eine Person«, sagte er. »Ist jemand neu hier?« Sein Blick fiel auf Mom, und er reichte ihr die Hand, als wolle er ihr aufhelfen. »Sarah Price, nicht wahr?«
    Ich fühlte mich, als würde mir jemand das Blut aus dem Herzen pressen. »Nein«, sagte ich, wobei sich meine Lippen lautlos bewegten. »Rühren Sie sie nicht an.«
    Wieder meldete sich Mr Kales Stimme dort zu Wort, wo sie nicht hingehörte.
    Ich kann sie alles tun lassen, was sie nicht tun möchte. Ihre Mutter möchte ihre Geschichte erzählen. Hören Sie zu, Mia …
    Wir haben eine Abmachung, antwortete ich ihm in Gedanken. Sie müssen meine Familie in Ruhe lassen!
    Doch Mr Kale wusste nichts von der Abmachung, die Katrina und ich getroffen hatten. Sie hatte noch keine Gelegenheit gehabt, um ihm davon zu erzählen, und er hatte diese Information meinen Gedanken noch nicht entnommen, vermutlich deshalb, weil ich nicht daran gedacht hatte, als ich das Summen in meinem Kopf gespürt hatte. Wenn er tatsächlich Gedanken lesen konnte, war seine Fähigkeit womöglich auf die Gedanken beschränkt, die sich an der Oberfläche befanden.
    Mom nahm Mr Kales Hand und erhob sich. Als er sie wieder losließ, stand sie unsicher da und sah sich im Raum um. Dann verschränkte sie die Arme vor der Brust und richtete den Blick auf irgendetwas hinter Mr Kale, als betrachtete sie eine Leinwand, die niemand anderer sehen konnte.
    Sie wird es nicht tun, dachte ich. Sie hatte nicht einmal Parker und mir erzählt, was geschehen war, während sie verschüttet gewesen war. Sie würde es niemals einem Raum voller Fremder erzählen.
    Mr Kale berührte sie an der Schulter. »Sprechen Sie, Sarah«, forderte er sie auf. »Erzählen Sie uns, was passiert ist.« Und plötzlich veränderte sich etwas. Es war schwer zu sagen, worum es sich dabei handelte, aber ich wusste, dass es passiert war. Mom nahm Haltung an und richtete den Blick entschlossener auf die unsichtbare Leinwand. Dann holte sie Luft und begann zu sprechen.
    Und ich hörte ihr zu. Etwas anderes blieb mir nicht übrig.
    »Ich befand mich während des Erdbebens im Stadtzentrum«, sagte sie. »Auf dem Blumenmarkt, mit einem Kunden von mir. Owen. Das ist … das war sein Name. Er hatte mich engagiert, damit ich sein Büro neu dekoriere. Das ist es, was ich mache … was ich gemacht habe. Vor dem …« Ihre Stimme versiegte, und sie musste eine kurze Pause einlegen. »Bis zu diesem Tag war mir nicht bewusst gewesen, dass Owen mehr als nur eine berufliche Beziehung wollte. Es gab einige Anzeichen dafür, aber ich nahm sie nicht zur Kenntnis. Meine Kinder und meine Arbeit nahmen mich immer ganz in Anspruch. Wir hatten sogar ein Rendezvous, allerdings dachte ich damals, dass es sich um ein ganz normales Abendessen handelt. Owen wollte ein ausgefallenes Blumengesteck für den Empfangsbereich seines Büros. Er bestand darauf, mich auf den Blumenmarkt zu begleiten, um mir zeigen zu können, was ihm gefällt, aber als wir dort ankamen, entschuldigte er sich und zog allein los. Er war so lange weg, dass ich schon dachte, er wäre wieder gegangen, weil er sich unerwartet um irgendeine geschäftliche Angelegenheit kümmern musste. Er ging nicht ans Telefon. Dann tauchte er plötzlich hinter mir auf und tippte mir auf die Schulter. Ich drehte mich um und sah, dass er einen riesigen Blumenstrauß in der Hand hielt. Er sagte: ›Ich wusste nicht, welche Ihre Lieblingsblumen sind, und wollte Sie auch nicht fragen, deshalb habe ich eine von jeder Sorte gekauft.‹ Und dann …«
    Sie hielt sich mit einer zitternden Hand die Augen zu. »Dann hat er mich geküsst. Die Blumen machten es ihm nicht leicht, mich zu erreichen. Wir hätten sie beinahe zwischen uns zerquetscht. Ich brachte es nicht übers Herz, ihm zu sagen, dass ich Blumen eigentlich gar nicht mag, zumindest nicht seit der Beerdigung meines Mannes. Ganz egal, welche Sorte. Für mich riechen sie alle nach Tod. Doch in diesem Moment, mit Owen, störte mich der Geruch von Blumen nicht.«
    Sie ließ die Hand wieder sinken. Ihre Augen waren feucht. »Als alles zu beben begann, dachte ich tatsächlich: ›O mein Gott, dieser Kuss muss etwas bedeuten, wenn gleich die Erde bebt.‹ Aber die Erschütterungen hörten nicht auf, und Leute begannen zu schreien. Owen ließ die Blumen aber nicht los. Als das Gebäude über uns zusammenstürzte, hielt er sie noch immer in der Hand.«
    Die Tränen, die Mom zurückgehalten hatte, strömten jetzt

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