Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)
»Was ist los? Du bist gerade blass wie ’n Gespenst geworden.«
Thomas schüttelte den Kopf und sammelte sich. »Ach … nichts. Tut mir leid. Mir tun die Augen weh – ich glaube, ich brauch Schlaf.« Er rieb sich die Schläfen.
Alles in Ordnung? , fragte Teresa ihn in Gedanken. Er sah, dass sie genauso besorgt war wie Newt. Ein gutes Gefühl.
Ja. Ich bin wirklich müde. Ich muss mich bloß ausruhen.
»Na schön«, sagte Newt und legte Thomas die Hand auf die Schulter. »Du warst die ganze Nacht draußen im Labyrinth – hau dich erst mal hin.«
Thomas sah Teresa an, dann Newt. Er wollte ihnen von seiner Idee erzählen, aber er entschied sich dagegen. Stattdessen nickte er nur und ging zur Treppe.
Wenigstens hatte Thomas jetzt einen Plan. So schlimm er auch sein mochte.
Sie brauchten mehr Hinweise zum Code. Sie brauchten Erinnerungen .
Er würde sich von einem Griewer stechen lassen. Die Verwandlung durchmachen. Mit voller Absicht.
Thomas wollte an diesem Tag mit niemandem mehr reden.
Teresa versuchte es ein paarmal. Aber er sagte ihr immer, dass es ihm nicht gut ging, dass er alleine sein und an seinem Platz hinten im Wald schlafen wollte. Und vielleicht ein bisschen nachdenken, ein irgendwo in seinem Kopf verborgenes Geheimnis aufspüren, das ihnen weiterhelfen würde.
Aber in Wirklichkeit bereitete er sich seelisch auf das vor, was er an diesem Abend vorhatte, und versuchte sich davon zu überzeugen, dass es die Lösung war. Die einzige Lösung. Außerdem hatte er unglaubliche Angst und wollte nicht, dass die anderen es merkten.
Als es Abend war, ging er mit den anderen zum Gehöft. Er hatte kaum bemerkt, wie hungrig er war, bis er anfing Bratpfannes hastig zubereitetes Abendessen aus Tomatensuppe mit Brot zu verschlingen.
Und dann war es Zeit für eine weitere schlaflose Nacht.
Die riesigen Löcher, die von den Monstern hinterlassen worden waren, als sie Gally und Adam mitgenommen hatten, waren von den Baumeistern mit Brettern vernagelt worden. Das Ergebnis wirkte auf Thomas wie die Arbeit von Betrunkenen, aber es war relativ stabil. Newt und Alby, der sich endlich wieder in der Lage fühlte herumzulaufen, wenn auch mit einem riesigen Verband um den Kopf, bestanden darauf, dass die Lichter jede Nacht ihren Schlafplatz wechselten.
Thomas landete in dem großen Wohnzimmer im Erdgeschoss des Gehöfts mit denselben Leuten, mit denen er zwei Nächte vorher das Zimmer geteilt hatte. Es wurde schnell ruhig, was nicht unbedingt hieß, dass alle schliefen, wahrscheinlich hatten die Jungen einfach Angst und hofften im Stillen, die Griewer würden wider Erwarten doch nicht kommen. Im Gegensatz zu vorher durfte Teresa jetzt bei den übrigen Lichtern im Gehöft schlafen. Sie lag in seiner Nähe in zwei Decken eingewickelt. Irgendwie konnte er spüren, dass sie schlief. Tatsächlich schlief .
Für Thomas war an Schlaf nicht zu denken, obwohl er wusste, dass sein Körper es dringend nötig hatte. Er versuchte es – er bemühte sich die Augen geschlossen zu lassen und sich zu entspannen. Aber er hatte kein Glück. Die Nacht zog sich endlos hin und der Gedanke an seinen Plan drohte ihn zu ersticken.
Dann ertönten wieder die mechanischen, qualvollen Geräusche der Griewer. Es war so weit.
Alle drückten sich an die am weitesten von den Fenstern entfernte Wand und versuchten keinen Laut von sich zu geben. Thomas kauerte sich mit angezogenen Knien neben Teresa in eine Ecke und starrte in Richtung Fenster. Die schreckliche Entscheidung, die er getroffen hatte, schloss sich wie eine gnadenlose Faust immer enger um sein Herz. Aber er wusste, dass vielleicht alles davon abhing.
Die Spannung im Raum nahm immer mehr zu. Die Lichter waren still, keiner rührte sich. Ein entferntes Kratzen von Metall auf Holz tönte durch das Haus. Es klang, als würde ein Griewer an der Rückseite des Gehöfts hochklettern, auf der anderen Seite, ihrem Zimmer gegenüber. Sekunden später kamen weitere Geräusche dazu, aus allen Richtungen. Und dann waren sie direkt vor ihrem Fenster. Die Luft im Zimmer schien zu gefrieren und Thomas drückte sich die Fäuste gegen die Augen, die Anspannung brachte ihn fast um.
Mit einem gewaltigen Krachen zerbarst irgendwo weiter oben Holz und Glas, das ganze Haus erbebte. Wie versteinert hörte Thomas zu, wie die Schreie und Schritte der Flüchtenden durch das Gehöft dröhnten. Dem lauten Knarren und Stöhnen nach zu urteilen stürmte eine ganze Horde von Griewern den ersten
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