Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dashner
Vom Netzwerk:
kreisten schneller und schneller. Er musste all seine Kraft aufbringen, aber er sagte noch etwas, bevor die Dunkelheit ihn verschluckte.
    »Keine Sorge«, flüsterte er und hoffte, dass sie ihn hören konnten. »Ich hab es mit Absicht getan …«

 
     
    Während er die Verwandlung durchlief, hatte Thomas keinerlei Zeitgefühl.
    Anfangs war es fast wie sein erster Eindruck in der Box – dunkel und kalt. Aber diesmal hatte er nicht das Gefühl, als würde irgendetwas seinen Körper berühren. Er trieb im Nichts, starrte in einen völlig leeren schwarzen Raum. Er sah nichts, hörte nichts, roch nichts. Es war, als hätte man ihn seiner fünf Sinne beraubt und in einem Vakuum zurückgelassen.
    Die Zeit verging. Und verging. Aus Angst wurde Neugier, die irgendwann in Langeweile umschlug.
    Endlich, nach endlosem Warten, veränderte sich etwas.
    In der Ferne kam Wind auf, den er nicht spürte, sondern hörte. Dann erschien ganz weit weg ein Strudel aus weißem Nebel – ein Tornado aus Rauch, der einen langen Trichter bildete und sich ausbreitete, bis er weder das obere noch das untere Ende des weißen Wirbelsturms sehen konnte. Dann spürte er die vom Tornado angesaugten Winde von hinten an sich vorbeiziehen und an seinen Kleidern und Haaren zerren, die flatterten wie zerrissene Flaggen im Sturm.
    Der Strudel aus dichtem, weißem Nebel bewegte sich auf ihn zu – oder er bewegte sich auf ihn zu, das konnte er nicht sagen –, und das mit beunruhigend hoher Geschwindigkeit. Vor ein paar Sekunden hatte er noch den Trichter sehen können, jetzt sah er nur noch eine flache weiße Ebene.
    Und dann war er ganz eingehüllt; sein Geist wurde vom Nebel aufgesaugt, seine Gedanken von Erinnerungen überflutet.
    Ansonsten spürte er nichts als Schmerz.

 
     
    »Thomas.«
    Die Stimme war weit entfernt, verzerrt, wie ein Echo in einem langen Tunnel.
    »Thomas, hörst du mich?«
    Er wollte nicht antworten. Sein Geist hatte sich abgeschaltet, als er den Schmerz nicht länger ertragen konnte; er fürchtete, der würde wiederkommen, wenn er sich erlaubte aufzuwachen. Er spürte Licht auf der anderen Seite seiner Lider, wusste aber, dass es unerträglich sein würde, sie zu öffnen. Er tat nichts.
    »Thomas, hier ist Chuck. Alles in Ordnung? Bitte stirb nicht, Mann.«
    Alles strömte zurück in sein Bewusstsein. Die Lichtung, die Griewer, die schmerzenden Nadelstiche, die Verwandlung. Erinnerungen . Das Labyrinth konnte nicht geknackt werden. Der einzige Ausweg war etwas, womit er nie gerechnet hatte. Etwas Furchtbares. Eine erdrückende Verzweiflung überfiel ihn.
    Stöhnend zwang er sich die Augen zu öffnen. Zuerst blinzelte er. Er sah Chucks pummeliges Gesicht, aus dem ihn zwei große Augen ängstlich anstarrten. Aber dann leuchteten sie auf und Chuck lächelte breit. Trotz allem, trotz der aussichtslosen Lage lachte Chuck.
    »Er ist wach!«, schrie er. »Thomas ist wach!«
    Seine dröhnende Stimme ließ Thomas zusammenzucken; er schloss die Augen wieder. »Musst du so schreien, Chuck? Mir geht’s nicht gut.«
    »Tut mir leid – ich freu mich nur so, dass du lebst. Du kannst froh sein, wenn ich dir keinen dicken, fetten Kuss gebe!«
    »Lass das bitte bleiben, Chuck.« Thomas öffnete die Augen und versuchte sich aufrecht zu setzen. Er schob sich mit dem Rücken an die Wand hinter dem Bett und streckte die Beine aus. Alle Gelenke und Muskeln schmerzten. »Wie lange hat es gedauert?«, fragte er.
    »Drei Tage«, antwortete Chuck. »Wir haben dich nachts zur Sicherheit in den Bau gebracht – tagsüber dann wieder hierher. Ungefähr dreißig Mal waren wir ganz sicher, dass du tot bist. Aber jetzt siehst du aus wie neu!«
    Thomas war sich sicher, er sah alles andere als gut aus. »Sind die Griewer gekommen?«
    Chucks Jubelstimmung stürzte in den Keller, während seine Augen Richtung Boden wanderten. »Ja – sie haben Zart und noch zwei andere erwischt. Immer einen pro Nacht. Minho und die Läufer haben das Labyrinth abgegrast, um einen Ausgang oder irgendeine Verwendung für euren dämlichen Code zu finden. Nichts. Was meinst du, warum nehmen die Griewer immer nur einen Strunk mit?«
    Thomas’ Magen zog sich zusammen – er kannte jetzt die genaue Antwort auf diese Frage und auf einige andere mehr. Er wusste genug, um zu begreifen, dass Wissen manchmal eine Last war.
    »Hol Newt und Alby«, sagte er schließlich. »Sag ihnen, dass wir ’ne Versammlung abhalten müssen. So schnell wie möglich.«
    »Im Ernst?«
    Thomas

Weitere Kostenlose Bücher