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Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dashner
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hallte ein lauter Knall, der Thomas zusammenfahren ließ. Dann folgte ein grässlich knirschendes, malmendes Geräusch. Thomas taumelte zurück und fiel zu Boden. Die ganze Erde bebte; voller Panik sah er um sich. Die Wände schlossen sich wirklich – und schlossen ihn auf der Lichtung ein. Eine fürchterliche Platzangst lähmte ihn und drückte seine Lunge zusammen, als wäre er unter Wasser.
    »Beruhig dich, Frischling«, überschrie Chuck den Lärm. »Es sind nur die Wände!«
    Thomas hörte ihn nicht, weil er sich ganz und gar auf das Schließen der Tore konzentrierte. Zitternd richtete er sich wieder auf und trat ein paar Schritte zurück, damit er besser sehen konnte, was seine Augen sich zu glauben weigerten.
    Die gigantische Steinmauer zu seiner Rechten schien jedes physikalische Gesetz außer Kraft zu setzen, glitt über den Boden und wirbelte Funken und Staub auf, als Stein an Stein rieb. Das mahlende Geräusch ging ihm durch und durch. Wie Thomas sah, bewegte sich nur diese Mauer auf die andere linker Hand zu, wo sie sich mit ihren herausragenden Zapfen in die Löcher auf der anderen Seite bohrte. Er sah sich nach den andren Toren um. Es war ein Gefühl, als würde sein Kopf sich schneller als sein Körper bewegen, und der Magen drehte sich ihm vor lauter Schwindel um. Auf allen vier Seiten der Lichtung bewegten sich nur die rechten Seiten der Mauern nach links und verschlossen die Öffnungen.
    Unmöglich , dachte er. Wie kann es so etwas geben? Er kämpfte den Drang nieder, hinauszurennen, sich an den zurumpelnden Mauerungetümen vorbeizuschlängeln, bevor sie geschlossen waren, und aus der Lichtung zu fliehen. Die Vernunft siegte – im Labyrinth kannte er sich noch weniger aus als mit der Situation hier.
    Er versuchte zu begreifen, wie es funktionierte. Ungeheuer dicke Steinmauern, über hundert Meter hoch, die sich wie gläserne Schiebetüren bewegten – ein Bild aus seinem früheren Leben blitzte auf. Er versuchte die Erinnerung festzuhalten, das Bild mit Gesichtern, Namen, einem Ort zu ergänzen, aber schon war alles wieder dunkel. Traurigkeit erfasste ihn.
    Er sah zu, wie die rechte Wand ihr Ziel erreichte, die Bolzen ihre Öffnung fanden und ohne jeden Widerstand hineinglitten. Ein lauter Knall hallte über die Lichtung, als alle vier Tore für die Nacht verschlossen waren. Thomas spürte einen letzten Augenblick der Erschütterung, dann war die Furcht wie weggeblasen.
    Er atmete erleichtert auf. »Wow«, sagte er, ein gigantisches Understatement.
    »Kinderspiel, wie Alby sagen würde«, murmelte Chuck. »Man gewöhnt sich irgendwie dran.«
    Thomas sah sich noch einmal um. Die Lichtung hatte jetzt, wo alle Wände verschlossen waren und es keinen Ausweg mehr gab, eine ganz andere Atmosphäre. Er versuchte sich vorzustellen, was wohl der Sinn und Zweck des Ganzen sein mochte. Was war schlimmer: dass sie eingeschlossen wurden oder vor etwas da draußen geschützt werden mussten? Dieser Gedanke machte dem kurzen Augenblick des Friedens ein Ende und er stellte sich Millionen von grässlichen Möglichkeiten vor, die da draußen im Labyrinth sein konnten.
    »Na komm«, sagte Chuck und zog Thomas wieder am Ärmel. »Glaub’s mir, wenn es Nacht wird, dann ist es besser, man liegt im Bett.«
    Thomas wusste, dass ihm nichts anderes übrigblieb. Er versuchte seine Gefühle zu unterdrücken und folgte Chuck.

 
     
    Sie fanden sich an der Rückseite des Gehöfts wieder – so nannte Chuck das windschiefe Bauwerk aus Brettern und Fenstern – in einem dunklen Schatten zwischen dem Gebäude und der Steinmauer dahinter.
    »Wo gehen wir hin?«, wollte Thomas wissen, dem immer noch der bedrückende Anblick der zugehenden Wände, das Labyrinth, Verwirrung und Angst durch den Kopf schossen. Er zwang sich damit aufzuhören, sonst drehte er noch durch. Er machte einen lahmen Witz, um irgendwas Normales zu tun. »Falls du meinst, du kriegst einen Gutenachtkuss, vergiss es.«
    Chuck zuckte nicht mit der Wimper. »Sei still und bleib hinter mir.«
    Thomas seufzte, dann folgte er dem Jüngeren an der Rückseite des Hauses entlang. Sie gingen auf Zehenspitzen weiter, bis sie an ein kleines, verstaubtes Fenster kamen, aus dem das Licht warm hinaus auf Stein und Efeu schien. Thomas hörte, wie sich drinnen jemand bewegte.
    »Das Badezimmer«, flüsterte Chuck.
    »Na und?« Ein unbehagliches Gefühl machte sich in Thomas breit.
    »Ich mache das wahnsinnig gern. Meine größte Freude vor dem Schlafengehen.«
    »Was

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