Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)
erzählt, was damals eigentlich mit Alby passiert ist – warum es ihm so furchtbar schlecht ging. Der Griewer ist wieder aufgewacht, das weiß ich, aber dann ?«
Minho hatte schon wieder den Rucksack aufgesetzt und sah aus, als wollte er los. »Na ja, das Neppding war nicht tot. Alby hat wie ein Idiot mit dem Fuß dagegengetreten und da ist der alte Schleimscheißer plötzlich wieder lebendig geworden, hat alle Spikes ausgefahren und ist mit seinem fetten Körper über ihn drübergerollt. Irgendwas stimmte allerdings nicht mit dem Ding – es hat nicht richtig angegriffen, wie sonst immer. Es sah aus, als wollte es eigentlich nur abhauen, und dabei stand ihm der arme Alby im Weg.«
»Das Ding ist vor euch geflüchtet?« Das konnte Thomas sich nach dem, was er vor einigen Nächten erlebt hatte, nicht vorstellen.
Minho zuckte die Achseln. »Ja, irgendwie schon – vielleicht musste es wieder aufgeladen werden oder so was. Ich weiß es nicht.«
»Was war denn los damit? Hast du irgendeine Verletzung oder so etwas gesehen?« Thomas tappte völlig im Dunkeln, aber er wusste, dass man aus dem Vorfall bestimmt irgendetwas lernen konnte.
Minho dachte kurz nach. »Nein. Das Vieh sah einfach tot aus – wie eine Wachsfigur. Und dann, bum , war es wieder lebendig.«
In Thomas’ Kopf drehten sich die Rädchen, versuchten irgendwelche Schlüsse zu ziehen, aber er wusste einfach nicht, wo er anfangen sollte. »Ich würde bloß gerne wissen, wo es dann hin ist. Wohin die Griewer immer verschwinden. Würdest du das nicht auch gern wissen?« Er schwieg einen Augenblick und fügte dann hinzu: »Hast du noch nie daran gedacht, ihnen zu folgen?«
»Mann, du hast echt Todessehnsucht, was? Los, wir müssen weiter.« Und damit setzte Minho sich von neuem in Bewegung.
Während Thomas ihm hinterherrannte, versuchte er verzweifelt herauszufinden, warum ihn die Sache so beschäftigte. Es hatte etwas damit zu tun, dass der Griewer erst tot und dann nicht tot war und wohin er sich dann verzogen hatte, als er wieder lebendig geworden war …
Frustriert gab er den Gedanken auf und sprintete, um Minho einzuholen.
Zwei weitere Stunden lang rannte Thomas direkt hinter Minho her, unterbrochen nur von kurzen Pausen, die jedes Mal kürzer zu werden schienen. Trotz guter Verfassung spürte Thomas, dass er bald an seine Grenzen kommen würde.
Endlich machte Minho halt und zog den Rucksack wieder vom Rücken. Sie setzten sich auf den Boden, an den weichen Efeu gelehnt, und aßen ihr Mittagessen, ohne viel dabei zu reden. Thomas genoss jeden Bissen seines belegten Brots und seiner Gemüseschnitze und aß, so langsam er konnte. Er wusste genau, dass Minho zum Abmarsch blasen würde, sobald alles verspeist war, und versuchte deswegen die Pause etwas auszudehnen.
»Und, irgendwas anders heute?«, fragte er neugierig.
Minho klopfte auf seinen Rucksack, in dem der Notizblock steckte. »Nein, nur die normalen Bewegungen der Wände. Nichts, was Jubelschreie auslösen könnte.«
Thomas trank einen großen Schluck Wasser und sah hinauf zu der efeubedeckten Wand vor ihnen. Er bemerkte etwas silbern und rot aufblitzen, etwas, das er an diesem Tag schon mehr als einmal gesehen hatte.
»Was sind diese Käferklingen eigentlich?«, fragte er. Sie schienen überall zu sein. Dann fiel Thomas auch wieder ein, was er in der Nacht im Labyrinth gesehen hatte – seitdem war so viel passiert, dass er noch keine Möglichkeit gehabt hatte, mit jemandem darüber zu reden. »Und warum steht auf ihren Rücken das Wort Angst ?«
»Wir haben’s noch nie geschafft, eine einzufangen.« Minho packte seine Brotdose wieder ein. »Und wir wissen nicht, was das Wort bedeuten soll – soll uns wahrscheinlich nur Angst einjagen. Aber sie sind auf jeden Fall Spione. Für sie . Anders können wir uns das nicht erklären.«
»Wer sind sie denn überhaupt?«, fragte Thomas. Er hasste die Mächte, die hinter dem Labyrinth standen, und wollte wissen, wer sie waren. »Hat irgendjemand eine Ahnung?«
»Einen Klonkdreck wissen wir über die verdammten Schöpfer.« Minhos Kopf färbte sich rot, während er die Fäuste ballte, als wollte er jemanden würgen. »Ich kann’s kaum abwarten, ihnen so richtig –«
Aber bevor der Hüter ausgesprochen hatte, war Thomas aufgesprungen und zur gegenüberliegenden Seite gestürzt. »Was ist das?«, fragte er und zeigte auf etwas stumpfgrau Glänzendes, das er gerade ungefähr in Kopfhöhe an der Mauer hinter dem Efeu entdeckt
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