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Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dashner
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eine Stimme in seinem Kopf hörte – eine hübsche, feminine Stimme, die klang, als spräche eine in seinem Schädel eingesperrte Zauberfee. Am nächsten Morgen, als der ganze Wahnsinn losging, fragte er sich, ob die Stimme echt oder Teil eines Traums gewesen war. Aber gehört hatte er sie und die Worte würde er nie vergessen:
    Tom, ich habe gerade das Ende ausgelöst.  

 
     
    Als Thomas aufwachte, war das Licht grau und leblos. Sein erster Gedanke war, dass er früher als gewöhnlich aufgewacht sein musste und es noch vor Morgengrauen war. Doch dann hörte er die Schreie. Und dann blickte er nach oben, durch Blätter und Zweige hindurch.
    Der Himmel sah aus wie eine stumpfe graue Platte – nicht nach dem natürlichen ersten Licht des frühen Morgens.
    Er sprang auf und hielt sich an der Mauer fest, während er den Kopf in den Nacken legte und in den Himmel starrte. Da waren kein Blau, kein Schwarz, keine Sterne, keine lila Streifen der aufgehenden Sonne. Der gesamte Himmel war bleigrau.
    Er sah auf die Uhr – es war eine volle Stunde nach der Weckzeit. Normalerweise hätte ihn die helle Sonne geweckt – wie jeden Morgen, seit er auf der Lichtung angekommen war. Aber nicht heute.
    Er blickte wieder nach oben, weil er fast erwartete, dass jetzt alles normal aussehen würde. Aber da war nichts als Grau. Kein Zwielicht, kein frühes Morgengrauen. Nur Grau.
    Die Sonne war verschwunden.
    Thomas fand die meisten Lichter in der Nähe der Box versammelt, wo sie auf den trüben Himmel zeigten und wild durcheinanderredeten. Der Uhrzeit nach hätte das Frühstück schon vorbei und die Jungen bei der Arbeit sein müssen. Aber das Verschwinden des größten Himmelskörpers im Sonnensystem hatte etwas an sich, das den normalen Tagesablauf gründlich durcheinanderbrachte.
    Thomas war bei weitem nicht so verängstigt, wie er es seinen Instinkten zufolge eigentlich sein müsste, als er sich die Aufregung schweigend anguckte. Es überraschte ihn, dass viele der anderen so hilflos wirkten wie Hühner, die gerade aus dem Stall geworfen worden waren. Es war im Grunde wirklich lächerlich.
    Die Sonne war natürlich nicht verschwunden – das war unmöglich.
    Er musste allerdings zugeben, dass es danach aussah – nirgendwo ein Zeichen des glühenden Feuerballs, der langen, morgendlichen Schatten. Aber er und die Lichter waren viel zu vernünftig und intelligent, als dass sie so etwas glauben würden. Nein, es musste eine wissenschaftlich akzeptable Erklärung dafür geben. Für Thomas bedeutete es nur eins: Wenn man die Sonne jetzt nicht mehr sehen konnte, dann hieß das, dass man sie vorher auch nicht hatte sehen können. Eine Sonne konnte nicht einfach so verschwinden. Ihr Himmel musste unecht sein. Künstlich.
    Mit anderen Worten: Das, was zwei Jahre lang auf diese Menschen heruntergeschienen und allem Licht und Leben geschenkt hatte, war überhaupt nicht die Sonne. Sie war irgendein Schwindel. Alles hier war ein Riesenschwindel.
    Thomas verstand nicht, was das bedeutete oder wie das möglich sein konnte. Aber er wusste, dass es wahr war – es war die einzige Erklärung, die sein Verstand akzeptieren konnte. Und aus der Reaktion der übrigen Lichter war klar, dass sie das bisher noch nicht kapiert hatten.
    Als Chuck ihn fand, versetzte sein angsterfülltes Gesicht Thomas einen Stich ins Herz.
    »Was ist bloß passiert, was meinst du?«, fragte Chuck mit einem bemitleidenswerten Zittern in der Stimme, ohne den Blick vom Himmel zu wenden. Thomas vermutete, dass er bereits Genickstarre haben musste. »Sieht aus wie eine riesige graue Decke – beinah, als könnte man sie anfassen.«
    Thomas folgte Chucks Blick nach oben. »Aber echt, da fragt man sich wirklich, wo wir hier sind.« Zum zweiten Mal innerhalb von vierundzwanzig Stunden hatte Chuck den Nagel auf den Kopf getroffen. Der Himmel sah wirklich aus wie eine Decke. Wie die Decke eines riesigen Raumes.
    »Vielleicht ist was kaputtgegangen. Ich meine, vielleicht kommt sie ja wieder.«
    Chuck schaffte es endlich, sich von dem Anblick loszureißen, und sah Thomas in die Augen. »Kaputt? Was meinst du mit kaputt?«
    Bevor Thomas eine Antwort darauf geben konnte, kam ganz schwach die Erinnerung an vergangene Nacht zurück, an Teresas Worte in seinem Kopf. Ich habe gerade das Ende ausgelöst, hatte sie gesagt. Das konnte kein Zufall sein. Ihm wurde schrecklich übel. Ganz gleichgültig was die Erklärung war, was immer am Himmel geschienen haben mochte, echte Sonne oder

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