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Die Auserwählten

Die Auserwählten

Titel: Die Auserwählten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A. J. Kazinski
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Kittelärmel der Schwester.
    »Also wirklich, jetzt sehen Sie doch.«
    »Ich muss Niels treffen.«
    »Ihren Mann?«
    »Nein, meinen …« Sie gab es auf, die Schwester zu korrigieren. »Ich muss ihn sehen.«
    Die Krankenschwester ging wieder zur Tür.
    »Warten Sie«, sagte Hannah.
    »Was?«
    »Wie spät ist es?«
    »Es ist noch immer Nacht, Hannah.«
    Die Krankenschwester ging. Hannah blieben nur ein paar Stunden. »Denk nach!«, forderte sie sich auf. »Reiß dich zusammen!« Sie schlug die Decke zur Seite und begutachtete ihre Verletzungen. Die Beine konnten laufen, Schultern und Brustkorb schmerzten unerträglich.
    »Was haben wir denn hier für ein Problem?« Der Arzt war sichtlich verärgert, als er zur Tür hereinkam.
    »Ich habe kein Problem.«
    »Sie brauchen Ruhe. Sie hatten einen Herzstillstand.«
    Die Krankenschwester bereitete eine Spritze vor.
    »Nein. Ich bitte Sie, Sie dürfen mich nicht wieder so betäuben.«
    »Ich verstehe ja, dass das unangenehm ist.«
    »Sie verstehen überhaupt nichts! Ich will diese Spritze nicht. Ich muss klar im Kopf sein!«
    Sie tauschten einen Blick. Die Krankenschwester verließ das Zimmer, und der Arzt tätschelte Hannahs Arm. »Ruhe ist in Ihrer Situation absolut notwendig. Sonst kann Ihr Herz jederzeit wieder aussetzen. Sie sollen hier sogar schon rumgelaufen sein. So etwas geht wirklich nicht.«
    Zwei Krankenschwestern kamen herein. »Nein, ich flehe Sie an, das dürfen Sie nicht.«
    »Wenn Sie kurz anfassen würden«, sagte der Arzt.
    Die Krankenschwestern nahmen Hannahs Arme.
    »Nein! Hören Sie! Das ist falsch! Das ist Nötigung!«
    Der Arzt legte die Nadel an Hannahs Arm und suchte nach einer Vene. »Das ist wirklich nur zu Ihrem eigenen Besten.«

16.
    16.
    04.27 Uhr – 11 Stunden, 25 Minuten bis Sonnenuntergang Niels lehnte sich an die Kartons, die hinter ihm standen. Er musste sein Bein ausstrecken, fürchtete aber, sich dadurch bemerkbar zu machen. Er schloss die Augen und betete, dass die Frau bald mit ihrem Telefonat fertig war: »…ich will einfach nur zurück zu dir, Carsten. Und darüber reden.«
    Das hatte sie jetzt ganze fünf Mal gesagt. Erst unter Tränen, dann vorwurfsvoll. Jetzt zog sie die letzten Register: Sie flehte ihn an. »Nur zehn Minuten, Carsten. Du hast doch die Zeit, um mir zehn Minuten zuzuhören?« Niels war sich nicht sicher, zu welchem Ende sie gekommen waren, aber plötzlich war es still. Nach einem letzten Schluchzen wurde das Licht ausgeschaltet und die Tür zugeknallt. Als die Schritte verhallten, machte er wieder Licht und las weiter.

    ***

    Levin: Wie gestorben. Wer ist gestorben?
    Worning: Sie hatten ein Mal auf dem Rücken. Kommt Amalie bald? Sie hat mein Funkgerät.
    Levin: Ein Mal?
    Worning: Kommt Amalie?
    Levin: Was für ein Mal?
    Worning: So eins, wie ich auch habe.
    Levin: Sie sprechen von dem Zeichen auf Ihrem Rücken? Wer hat das gemacht?
    Worning: Darf ich fragen, ob Sie an Gott glauben?
    Levin: Nein.
    Worning: Was, nein.
    Levin: Nein, ich glaube nicht an Gott. Aber das ist auch nicht unser Thema hier.
    Worning: Ich brauche mein Funkgerät.
    Levin: Mit wem wollen Sie sprechen?
    Worning: Mit den anderen.
    Levin: Welchen anderen? Sie müssen sich schon ein bisschen genauer ausdrücken.
    Worning: Die, die auch gezeichnet sind. Die anderen Gerechten.
    Levin: Die anderen Gerechten? Haben die das Mal auf Ihren Rücken gezeichnet?
    Worning: Ich will Amalie sehen. Ich bin müde.
    Levin: Sie werden schon Ruhe bekommen. Aber würden Sie mir noch eine allerletzte Frage beantworten?
    Worning: Ja.
    Levin: Würden Sie mir sagen, wer Ihrer Meinung nach das Mal auf Ihrem Rücken gemacht hat?
    Worning: Das war der, an den Sie nicht glauben.
    Levin: Gott? Wollen Sie mir sagen, dass Gott dieses Zeichen auf Ihren …
    Worning: Nicht nur auf meinen. Auch auf die der anderen.
    Levin: Gott hat Ihren Rücken gezeichnet?
    Worning: Ja, Gott hat das gemacht. Sonst kommt niemand infrage. Aber vielleicht lässt es sich ja entfernen.
    Levin: Es soll sich entfernen lassen?
    Worning: Vielleicht, bevor es mich umbringt.
    Levin: Wer bringt Sie um?
    Worning: Das setzt aber voraus, dass ich etwas Böses tue.
    Levin: Wie meinen Sie das?
    Worning: Mehr will ich jetzt nicht sagen.
    Levin: Was meinen Sie damit, dass Sie etwas Böses tun müssen?
    Worning: Ich will jetzt nicht mehr sagen.
    25. Dezember 1943
    Befund: Klassisches Beispiel für paranoide Schizophrenie. Patient glaubt, im Zentrum der Welt zu stehen und auf alles Einfluss zu haben, fühlt sich

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