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Die Ausgesetzten

Die Ausgesetzten

Titel: Die Ausgesetzten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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beim Schach- oder Strategospielen. Manchmal muss man mit umgekehrter Psychologie arbeiten.«
    »Aber Jonas, du bist ein lausiger Schach- und Strategospieler!«, wandte Katherine ein.
    »Nein, das bin ich nicht«, erwiderte Jonas. »Nicht mehr. Weißt du noch, dass ich vor ein paar Jahren ständig zu Billy Rivoli
     gegangen bin, um mit ihm Brettspiele zu spielen? Ich habe viel dazugelernt.«
    Katherine runzelte die Stirn und zuckte dann die Achseln.
    »Nicht dass ich eine bessere Idee hätte«, gab sie zu.
    Auf der anderen Seite des Feuers legten sich die Markerjungen hin, um zu schlafen. Dare rollte sich zu Andreas Füßen zusammen,
     die herzergreifend gähnte.
    »Einen Versuch wäre es wahrscheinlich wert«, meinte sie.
    Überrascht, dass Katherine und Andrea keine weiteren Einwände machten, legte sich auch Jonas hin.
    Wir können vor Müdigkeit nicht mehr klar denken, ging es ihm durch den Kopf. Aber es wird funktionieren. Hoffe ich jedenfalls.
    In Wirklichkeit konnte er Stratego oder ähnlich geartete Spiele nicht leiden. Für seinen Geschmack erforderten sie viel zu
     viel Taktik und Planung und man musste die Absichten des Gegners zehn Züge im Voraus erahnen.
    Wie hieß das superkomplizierte Spiel noch mal, zudem Billy mich immer überreden wollte?, grübelte er. Das, bei dem man nicht nur einen Gegner hat, sondern bis zu fünf oder
     sechs, die alle gewinnen wollen?
    Er war gerade im Begriff einzuschlafen, als ihm der Name des Spiels wieder einfiel: Risiko.
    Stunden später wurde er in der Dunkelheit von Schreien geweckt.
    »Haltet ein! Haltet ein mit dem Kampf!«

Achtzehn
    Jonas sprang mit pochendem Herzen auf. Panisch sah er sich nach allen Seiten um. Das Feuer hatte kaum noch Glut, doch die
     Marker warfen einen schwachen Lichtschein in die Dunkelheit und auf die schiefen Wände der Hütte.
    Hütte   … wir sind immer noch in der Hütte   … Ich sehe nirgendwo einen Kampf.
    Der Mann, den sie vor dem Ertrinken gerettet hatten, wälzte sich auf dem Boden. Eine nicht enden wollende Qual schien ihn
     gepackt zu haben.
    »Das sind die falschen Wilden!«, schrie er. »Sie haben George Howe nicht getötet! Es sind Manteos Leute! Oh, Herr, vergib
     uns, vergib uns das Blut an unseren Händen!«
    Dare winselte bei dem lauten Geschrei. Jonas sah, dass Andrea und Katherine ebenfalls aufgewacht waren.
    Andrea setzte sich auf und strich dem Mann über die Schulter.
    »Sch«, sprach sie beruhigend auf ihn ein. »Alles in Ordnung. Es ist nur ein Traum.«
    »Hör auf mit ihm zu reden, Andrea«, zischte Jonas,der im Schatten und außer Sicht zu bleiben versuchte. »Er wird dich sehen!«
    »Keine Sorge, er redet nur wieder im Schlaf«, erwiderte Andrea flüsternd. »Er hat nicht mal die Augen offen.«
    Jonas überlegte, ob er trotzdem vorkommen und sie fortziehen sollte. Für alle Fälle. Doch das schien ihm noch auffälliger
     zu sein.
    In diesem Moment begann der Mann zu schluchzen.
    »Oh, Eleanor, ein Unstern stand von Beginn an über uns«, klagte er. »Was Fernandez getan hat   … und die Feindseligkeit, die Lane verursacht hat   … ein ganzes Dorf wegen eines silbernen Abendmahlbechers zu zerstören   … Wie soll ich dich jetzt verlassen? Mit dem winzigen Kinde   … in dieser Wildnis   … ständig bedroht von meinen Feinden   …«
    Selbst im Dämmerlicht sah Jonas, wie Andrea erstarrte. Einen Moment lang saß sie regungslos da, nur eine dunkle Silhouette.
     Dann streckte sie die Hand aus, legte die Finger um die Hand des Mannes und hielt sie ganz fest.
    »O Vater«, flüsterte sie und ihre Stimme brach. Jonas sah, wie sie den Kopf senkte und schwer schlucken musste, um die Fassung
     wiederzuerlangen. Kurz darauf hob sie den Kopf und sprach weiter. »Du bist der Einzige, der gehen kann. Du musst mit Sir Raleigh
     reden. Er wird dich anhören. Nur du kannst uns retten.«
    Sir Raleigh?, wunderte sich Jonas. Wovon redet sie da?
    Der Mann schien es zu wissen.
    »Und wenn Sir Raleigh der Ansicht ist, ich hätte meinePflicht versäumt?«, stöhnte der Mann. »Ach, ’s ist ein schwerer Entschluss. Gehen oder bleiben   … was ich auch tue, scheint mir Unglück heraufzubeschwören. Wenn dir ein Leid geschieht   –«
    »Ist es nicht deine Schuld«, sagte Andrea bestimmt.
    »Aber ich war es, der dich hierhergebracht hat! Mein eigenes Kind! Und ich werde nicht hier sein, um dich zu beschützen!«
    Der Mann schien mehr und mehr außer sich zu geraten. Auf der anderen Seite der Hütte regten sich nun die

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