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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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Kandidaten und eine höhere Wahrscheinlichkeit zu sterben.
    Tomas nimmt meine Hand und zieht mich zu sich. »Ich weiß, dass du das nicht hören willst, aber du musst mich hier zurücklassen. Wenn ich erst mal ein bisschen geschlafen habe, bin ich vielleicht doch in der Lage, den Rest der Strecke zu Fuß zurückzulegen …«
    »Auf keinen Fall werde ich ohne dich gehen.« Ich versuche, meine Hand wegzuziehen, aber Tomas lässt sie nicht los.
    »Doch, das wirst du. Du wirst diesen Test für uns beide bestehen. Ich will, dass du gehst. Bitte. Bevor noch irgendein anderer Prüfling hier auftaucht.«
    Tränen steigen mir in die Augen, aber ich blinzele sie weg, denn ich will nicht nachgeben. »Ich kann nicht weggehen. Das alles ist meine Schuld. Ich habe dich dazu gedrängt, Will zu vertrauen. Ich muss meinen Fehler wiedergutmachen.« Entschlossen versiegele ich Tomas’ Mund mit einem Kuss und verhindere so jedes weitere Gegenargument. Dann gebe ich ihm unsere letzten drei Schmerztabletten, um ihm ein wenig Erleichterung zu verschaffen, während ich nachdenke. Er schließt die Augen, und ich beginne, ruhelos auf und ab zu laufen.
    Tomas kann nicht zu Fuß weitergehen.
    Wenn er nicht bald das Ziel dieser Prüfung erreicht, wird er es überhaupt nicht schaffen.
    Zwar ist der eine Fahrradrahmen kaputt, aber die Räder sind immer noch brauchbar. Es muss eine Möglichkeit geben, sie weiterzuverwenden. Tomas kann in seinem Zustand nicht selbst fahren. Aber vielleicht schaffe ich es, ein Fahrrad so herzurichten, dass er hinter mir sitzen kann, während meine Beine das Treten für uns beide erledigen.
    Da es denkbar ist, dass andere Kandidaten in der Nähe sind, gefällt mir die Vorstellung, ein Feuer anzuzünden, überhaupt nicht, aber die Nacht ist kalt. Tomas braucht Wärme, und wenn ich unsere Fahrräder in ein Transportmittel für Tomas verwandeln will, dann benötige ich dazu Licht. Er liegt flach auf dem Boden und ist eingeschlafen. Ich durchsuche seine Tasche nach Streichhölzern. Ganz unten finde ich die Schachtel und noch etwas Metallisches. Es fühlt sich an wie ein Erkennungsband. Kurz frage ich mich, ob Tomas das Armband von der Tasche der jungen Frau abgenommen hat, die wir begraben haben. Vielleicht wollte er, genau wie ich, eine fassbare Erinnerung an sie haben. Damit das Band nicht verloren geht, verstaue ich es tief in meiner Tasche. Dann kümmere ich mich um das Feuer. Meine Brüder haben mir gezeigt, wie man ein Feuer so eindämmt, dass es nicht zu weit in der Umgebung zu sehen ist. Ich versuche mein Bestes, das Gelernte nun in die Tat umzusetzen, aber ich bin mir nicht sicher bei dem Ergebnis. Meine Pistole habe ich immer in Reichweite, als ich die beiden Fahrräder nahe ans Feuer schiebe und mich an die Arbeit mache.
    Bei jedem Knacken eines Zweiges zucke ich zusammen. Jeder Windstoß lässt mich nach meiner Waffe greifen. Aber niemand stört mich dabei, als ich das Material, das ich habe, begutachte und verzweifelt auf eine rettende Idee hoffe. Ideal wäre eine Art Wägelchen, in dem Tomas sitzen könnte, aber das Metall und die Werkzeuge, die mir zur Verfügung stehen, reichen nicht aus, um eines zu bauen, vor allem nicht unter Zeitdruck. Am vielversprechendsten erscheint es mir, das noch funktionstüchtige Fahrrad zu einem Gefährt umzubauen, auf dem wir beide Platz haben. Und da fällt mir etwas ein.
    Meine Augen brennen, und meine Hände sind völlig verdreckt, als ich endlich fertig bin. Der Mond wird bereits fahler und verrät mir, dass bald schon der Morgen grauen wird. Den Gepäckträger habe ich mit Tomas’ Ersatzhose gepolstert, damit er einen etwas breiteren und bequemeren Sitz hinter mir hat. Um das zusätzliche Gewicht, das hinten auf dem Rad lasten wird, aufzufangen, habe ich die beiden Reifen meines kaputten Fahrrads genommen und sie etwas nach hinten versetzt rechts und links an das Hinterrad unseres neuen Zwei-Personen-Gefährts anmontiert. Die Stützräder, mit denen ich als Kind das Radfahren lernte, haben mir als Inspiration gedient. Aber es hat mich Stunden und viel Draht, Schrauben, Bolzen und sechs Probefahrten gekostet, bis alles zum Laufen gebracht ist. Die Feuerprobe würde dann die Fahrt zur Ziellinie werden. Ich kann nur hoffen, dass uns meine Konstruktion heil dort hinbringen wird.
    Als ich Tomas wecke, ist seine Stirn fiebrig heiß, aber es ist noch nicht beängstigend. Ich schneide ein paar Birnen und das restliche Fleisch in Stücke und überrede ihn dazu, die kleinen

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