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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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verhindern, dass ein Gefühl des Triumphs in mir aufsteigt, als die Pistole und der Arm des Mädchens hinter dem Baum verschwinden. Ich selbst lasse meinen Arm ausgestreckt und den Finger am Abzug, während ich den Baum im Auge behalte und auf irgendein weiteres Zeichen unserer Angreiferin warte.
    »Sie flüchtet«, brüllt Will.
    Ich blinzle, und dann begreife ich. Während ich auf weiteren Beschuss gewartet habe, hat sich die Kandidatin in den Wald zurückgezogen und dort einen Gleiter bestiegen, der dem von Will ähnelt. Sie muss ihn dort abgestellt haben, ehe sie ihren Posten hinter dem Baumstamm eingenommen hat. Ich betätige den Abzug und feuere einen Schuss nach dem anderen hinter ihr her, während ihr Gleiter mit der untergehenden Sonne verschmilzt.
    Die Kandidatin und ihr Gleiter sind fort. Wenn nicht ein anderer Prüfling sie noch auf den letzten Meilen ausschaltet, wird sie den Test beenden und in die nächste Runde kommen. Das Mädchen, das hier haltgemacht und sich ausschließlich deshalb versteckt hat, um ihre Konkurrenten zu töten, könnte einen Platz an der Universität erhalten und damit eine zukünftige Anführerin des Vereinigten Commonwealth werden. Ich kämpfe gegen den Drang zu schreien an und denke daran, dass man diese Kandidatin höchstens dann noch aufhalten kann, wenn mehr als zwanzig von uns diese Prüfung bestehen. Dann bleibt nur noch zu hoffen, dass das Prüfungskomitee jene Kandidaten aussucht, welche sich unterwegs nicht aufs Morden verlegt haben. Damit wir zu denen gehören, die zur Wahl stehen, müssen wir es bis nach Tosu-Stadt schaffen. Und das bedeutet, dass wir uns in Bewegung setzen sollten.
    Ich stehe mühsam auf, und erst jetzt fällt mir wieder ein, dass mein Fahrrad den Geist aufgegeben hat. Ein rascher Blick darauf lässt mein Herz schwer werden. Auch im einsetzenden Zwielicht ist der Schaden deutlich zu erkennen. Die gesamte vordere Radaufhängung ist herausgebrochen, was bedeutet: Es lässt sich nicht mehr reparieren. »Ich schätze, ich werde die letzte Strecke zu Fuß gehen müssen«, sage ich und versuche, nicht so entmutigt zu klingen, wie ich mich fühle. Meinem Transit-Kommunikator zufolge liegen nur noch achteinhalb Meilen vor uns. Diese Distanz ist verschwindend gering im Vergleich zum Weg, den wir bereits zurückgelegt haben.
    »Keine Sorge, Cia.« Tomas taucht neben mir auf und nimmt meine Hand. »Du wirst nicht allein sein. Ich werde mit dir zusammen den letzten Rest laufen.«
    »Das musst du nicht«, sage ich, aber ich bin so froh über seinen Entschluss. Die Vorstellung, ganz allein durch die Dunkelheit zu marschieren, ohne zu wissen, was in den Schatten lauert, ist einfach zu entsetzlich.
    Er gibt mir einen flüchtigen Kuss und sagt: »Doch, das muss ich.« Dann wendet er sich an Will. »Ich glaube, das ist der Moment, wo sich unsere Wege wieder trennen. Cia und ich wollen dich nicht aufhalten.«
    Will lächelt und erwidert: »Lustig. Gerade wollte ich das Gleiche zu dir sagen.«
    Es ist sein Lächeln, das mich warnt. Gefährlich ist es. Kalt. Berechnend. So anders als alles, was ich bislang bei ihm gesehen habe. Ich schubse Tomas in genau dem Augenblick zur Seite, als Will seine Pistole hebt und abdrückt. Aber ich bin nicht schnell genug. Ich kann spüren, wie Tomas zusammenzuckt, als die Kugel in seinen Unterleib eindringt. Seine Augen weiten sich vor Überraschung und Schmerz, als er sich zusammenkrümmt und auf die Knie sinkt.
    Ich halte meine eigene Pistole auf Will gerichtet, als dieser seine Aufmerksamkeit mir zuwendet, und dann schreie ich: »Was zur Hölle machst du denn, Will?«
    Er lächelt hinter seiner Waffe. »Ist das nicht offensichtlich? Ich entledige mich meiner Konkurrenz. Ich habe doch nicht meinen Bruder verloren und bin so weit gekommen, nur um am Ende zu hören, ich sei nicht gut genug, um es an die Universität zu schaffen. Diese Entscheidung habe ich gleich am Anfang getroffen. Nur du willst einfach nicht sterben. Zum Glück waren einige der anderen schnell getötet, ehe mir die Armbrustbolzen ausgingen. Gill und ich sind beide ausgebildete Armbrustschützen und haben an Turnieren teilgenommen. Gill war zwar immer noch besser als ich, aber ich war ihm stets auf den Fersen.«
    Chicago. Der Armbrustschütze. Die Wunde in Wills Schulter. Eine Schussverletzung an der Stelle, an der ich ihn getroffen hatte. Mit entsetzlicher Klarheit fügt sich plötzlich das Bild zusammen.
    »Und du denkst, ich lasse jetzt zu, dass du mich

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