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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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könnten sie Fahrzeuge haben, mit denen sie uns bald schon überholen. Wir müssen uns ranhalten.
    Wills solarbetriebener Gleiter ist schneller als unsere Fahrräder, aber er bleibt neben uns, während wir in die Pedale treten. Unwillkürlich frage ich mich, warum. Ich weiß, welche Geschwindigkeit der offene Gleiter meines Vaters erreichen kann, und bin mir daher ziemlich sicher, dass Will es in wenigen Stunden über die Ziellinie schaffen könnte. Vielleicht fühlt er sich irgendwie für mich verantwortlich, weil er es mir verdankt, dass er es überhaupt in diesen Teil der Prüfung geschafft hat. Aber indem er heute Morgen Tomas gerettet hat, hat er seine Schuld mehr als beglichen. Vielleicht sieht Will das anders, weil es schließlich nicht mein eigenes Leben war, was auf dem Spiel gestanden hat. Ich weiß es nicht. Was auch immer seine Beweggründe sind, ich bin froh darüber, dass noch ein weiteres Augenpaar Ausschau nach drohender Gefahr hält.
    Sehr schnell stellen wir fest, dass wir von Glück sagen können, ihn dabeizuhaben, denn er ist es, der vor uns auf der Straße etwas aufblitzen sieht: ein Stolperdraht, der unsere Reifen mit Sicherheit ruiniert hätte.
    Wir steigen ab, schieben unsere Fahrräder vom Asphalt runter, laufen außen an der Falle vorbei und kehren dann auf die glatte Fahrbahn zurück. Wills Gleiter schwebt über den Draht hinweg, und wir setzen unseren Weg fort. Allerdings radeln wir nun etwas langsamer, denn wir sind wieder wachsamer geworden. Tomas hasst diese Verzögerung, und ich ebenfalls. Aber ein paar Stunden mehr sind nichts im Vergleich zur Alternative.
    Die Pflanzen und Blätter an den Bäumen werden nach und nach grüner, die Bäume weniger verkrüppelt, das Gras sieht üppiger aus, und die Wasservorkommen erscheinen uns sauberer, je näher wir unserem Ziel kommen: alles Auswirkungen der Revitalisierung. Mein Arm tut weh, aber die deutlich sichtbaren Zeichen, dass unser Ziel nahe ist, helfen mir, die Schmerzen und die Müdigkeit zu ignorieren.
    Eine Explosion irgendwo hinter uns lässt die Bäume erzittern. Der Lärm von Schüssen und Rufen wird aus Nordwesten vom Wind zu uns herübergeweht und erinnert uns daran, dass wir nicht allein unterwegs und die Gefahren noch lange nicht ausgestanden sind. Während der Nacht teilen wir Wachschichten ein und stehen früh wieder auf, in der Hoffnung, dass vor uns der Tag liegt, an dem wir diese Prüfung beenden können. In regelmäßigen Abständen sehe ich auf dem Transit-Kommunikator nach, ob wir gut vorankommen.
    Noch fünfundvierzig Meilen.
    Fünfunddreißig.
    Fünfundzwanzig. Wir trinken unser Wasser im Fahren und ignorieren den Hunger. Essen können wir, wenn wir diesen Test bestanden haben.
    Noch fünfzehn Meilen liegen vor uns, als die Sonne langsam unterzugehen beginnt. Der Himmel färbt sich rosa. Wir fahren weiter, blinzeln gegen das Abendrot an und halten nach allem Ausschau, was eine Gefahr darstellen könnte.
    Zehn Meilen.
    Nur durch Zufall sehe ich neben dem breiten Stamm einer Eiche Metall aufblitzen. Mit einem Aufschrei warne ich Tomas und Will, doch schon zerreißen Schüsse die Luft. Funken sprühen vor uns auf dem Asphalt, und ich ziehe meinen Lenker nach rechts, um nicht in sie hineinzufahren. Der plötzliche Richtungswechsel ist zu viel für mein zusammengeflicktes Fahrrad. Das Vorderrad schlingert und bricht aus dem Rahmen. Ich lande flach auf dem Rücken und ringe nach Luft, da aller Atem aus meiner Lunge herausgepresst worden ist. Mein linker Arm schmerzt entsetzlich vom Aufprall. Tomas schreit meinen Namen, als die nächste Salve abgefeuert wird. Sie klingt noch lauter, noch näher, noch beängstigender als zuvor, da ich kaum atmen, geschweige denn mich bewegen kann.
    Aber dann reagiere ich doch, denn ich will nicht sterben. Tomas und Will brüllen mir von irgendwoher etwas zu, aber ich beachte sie nicht. Ich kann nicht. Ich rolle mich über meinen verletzten Arm ab und versuche, das Schwindelgefühl und den Schmerz, der mich durchzuckt, nicht zu beachten, während ich nach meiner Tasche greife. Meine Finger finden die Pistole. Ich richte mich auf die Knie auf und suche mit den Augen den Schützen auf der anderen Seite der Straße.
    Dort. Der Lauf einer Pistole schiebt sich wieder hinter einem Baumstamm hervor, als sich der Schütze erneut bereit macht zu feuern. Ich ziele auf die Hand, die die Waffe hält, und drücke ab. Ein weiblicher Schmerzensschrei verrät mir, dass ich getroffen habe. Ich kann nicht

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