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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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Happen zu essen, während ich ihm erkläre, woran ich gearbeitet habe. »Du musst nichts weiter tun, als deine Arme um meine Hüften zu schlingen und dich festzuklammern. Den Rest erledige ich.«
    Ich lasse ihm gar keine Chance zu protestieren, sondern räume alles, was nicht wirklich unbedingt nötig ist, aus unseren Taschen. Als ich fertig bin, türmen sich vor unseren Füßen ein Topf, eine Pfanne, der Bogen mit den dazugehörigen Pfeilen, mehrere leere Wasserflaschen, der Atlas, die Beutel von dem grauhaarigen Fremden und mein mittlerweile vollständig aufgebrauchtes Erste-Hilfe-Set. Nur sehr widerwillig lege ich Tomas’ Werkzeuge dazu, aber mir bleibt ja noch mein Taschenmesser mit seinen einfachen, aber nützlichen Extrafunktionen. Und außerdem: Wenn unser Fahrrad zusammenbricht, glaube ich nicht, dass noch irgendein Schraubenschlüssel der Welt etwas daran ändern könnte. Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich nur noch das Beste hoffen kann. Als ich eine Hand in meine Tasche schiebe, fällt mir noch eine allerletzte Aufgabe ein: Ich verstecke die Flasche mit der unbekannten Flüssigkeit in meinem zweiten Paar Socken. Niemand kann wissen, was uns am Ende dieser Straße erwarten wird. Aber was es auch sein mag – es ist besser, darauf vorbereitet zu sein.
    Dann ist alles so weit, und ich helfe Tomas aufs Fahrrad. Ich mache mir nicht die Mühe, unser Feuer zu löschen. Soll doch ruhig jeder unser Lager und die Ausrüstungsgegenstände dort finden.
    Die beiden zusätzlichen Reifen helfen dabei, das Fahrrad in Balance zu halten, während ich Tomas auf den provisorischen Sitz hinter dem Sattel hieve. Ich schiebe mich vor ihn und sage ihm, er solle mir seine Arme um die Hüften legen und sich festhalten. Als zusätzliche Vorkehrung habe ich mein zweites Hemd in Streifen gerissen und zu einem Seil zusammengeflochten, das ich nun um uns beide schlinge. Wenn wir also vom Rad stürzen, fallen wir gemeinsam.
    Das Fahrrad quietscht an allen Ecken und Enden, als ich nach unten trete. Das zusätzliche Gewicht macht es schwer, richtig an Fahrt zu gewinnen. Tomas lehnt seinen Kopf gegen meinen Rücken, als ich mein rechtes Bein nach unten drücke, dann das linke. Zuerst kriechen wir nur zentimeterweise voran. Aber ich lasse mich nicht entmutigen. Es ist schon ein Sieg, dass wir uns überhaupt bewegen. Rechtes Bein, linkes Bein. Ich trete mit aller Kraft, und langsam schieben wir uns vorwärts und geraten schließlich ins Rollen. Die Straße führt nun bergab, und wir gewinnen an Fahrt. Zwar kommen wir nicht so schnell voran wie in den vergangenen Wochen, aber immerhin rascher, als ich es während meiner nächtlichen Arbeit zu hoffen gewagt habe.
    Zeens Transit-Kommunikator habe ich mit Draht an den Lenker gebunden.
    Noch sieben Meilen.
    Sechs.
    Fünf.
    Die Sonne steht hoch am Himmel. Der Schweiß läuft mir über die Stirn, während ich in die Pedale trete. Irgendwann löst sich Tomas’ Griff um meine Taille, und ich halte an, um nach ihm zu sehen. Er hat Schüttelfrost und glüht. Ich helfe ihm dabei, unsere letzte Wasserflasche zur Hälfte zu leeren, ehe ich wieder aufsteige. Hinter uns fallen Schüsse. Die Angst, die in mir hochkommt, treibt mich an, immer weiter zu treten.
    Noch vier Meilen.
    Die Grenzzäune sind so weit zusammengerückt, dass rechts und links nur noch jeweils knappe zehn Meter zwischen ihnen und der Straße liegen. Keine Spur von Will und seinem Gleiter. Ich weiß, dass ich ihn verletzt habe, aber anscheinend nicht schwer genug, um ihn aufzuhalten. Es sei denn … Wäre es möglich, dass es ihm gut genug geht, um in der Nähe der Ziellinie auf uns zu warten und zu Ende zu bringen, was er angefangen hat?
    Drei Meilen.
    Ich frage Tomas, ob er sich auf dem Fahrrad halten kann, ohne sich an mir festzuklammern. Er will einen Versuch wagen, und so binde ich uns los und trete im Stehen, um mehr Kraft auf die Pedale zu übertragen.
    Zwei Meilen.
    Tomas droht das Gleichgewicht zu verlieren, und ich setze mich wieder in den Sattel, befestige erneut das Seil und strample weiter.
    Eine Meile.
    In der Ferne sehe ich schon purpurfarbene und rote Tupfen. Das Ende. Die Prüfer erwarten uns. Sie scheinen sich an der Ziellinie versammelt zu haben.
    Hinter den Leuten schimmern und funkeln die Gebäude von Tosu-Stadt, die sich gen Himmel recken. Tomas’ Kopf sackt gegen meinen Rücken. Ich fühle, wie sein Gewicht an dem Seil reißt, aber ich kann nicht anhalten. Wenn ich jetzt stoppe und er ganz hinunterrutscht,

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