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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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wieder meine Runden im Zimmer drehen. Vielleicht sollte ich es so sehen, dass nun ein Kandidat weniger zwischen mir und der Universität steht. Aber das kann ich nicht. Für mich ist es ein kluger Kopf weniger, dessen Schicksal nur allzu bald vergessen sein wird, so wie das der vielen anderen. Es sei denn, jemand gedenkt ihrer. Wenn es nach dem Vereinigten Commonwealth und den Prüfern geht, dann wird es niemanden geben, der sich an die Toten erinnert – jedenfalls niemanden, dem das irgendetwas bedeutet.
    Ich betrachte das Gerät in meinen Händen, und dann habe ich eine Idee. Es dauert ein paar Minuten, ehe ich herausgefunden habe, wie ich mit dem Knopf die Aufnahme starten kann. Als es so weit ist, beginne ich zu sprechen. Mit leiser und oft brüchiger Stimme erzähle ich von Malachi. Seinem Lächeln. Seinem schüchternen Wesen. Seiner schönen Gesangsstimme und von seinem Tod. Von Ryme und ihren Getreidekeksen. Ihrer großspurigen Art. Davon, wie ich sie an der Decke unseres Zimmers baumelnd vorgefunden habe. Von den ersten Morden. Ich berichte davon, wie ich im Container aufgewacht und hinaus auf die zerstörten Straßen Chicagos getreten bin. Vom Armbrustbolzen, der auf mich abgefeuert wurde, und von meiner entsetzlichen Angst. Vom Rückstoß der Waffe in meiner Hand.
    Ich finde heraus, dass die Aufnahmezeit des Rekorders begrenzt ist. Also muss ich auswählen, worüber ich sprechen will. Ich quäle mich damit, welche Erinnerungen ich festhalten soll. Es zerreißt mir fast das Herz, als ich zurückspulen und eine Passage löschen muss, um für eine andere Platz zu schaffen. Alles verdient es, im Gedächtnis zu bleiben, aber die Wahl kann nur auf ausgewählte Dinge fallen. Mehr als einmal überwältigen mich die Tränen, und ich muss unterbrechen. Mein Herz schmerzt, meine Lungen brennen, und meine Kehle ist wund, als ich das Aufnahmegerät vollständig besprochen habe. Aber nun sind die Erinnerungen da und konserviert, solange die Maschine hält. Irgendjemand wird von ihnen erfahren und daraus lernen.
    Ob sie das Gerät zu meinen Eltern zurückschicken werden, wenn meine Kandidatur nicht erfolgreich war? Ich bezweifle es. Aber vielleicht kann ich Michal darum bitten, es nach Five Lakes zu bringen, wenn ich nicht mehr da sein sollte.
    Mit meinem Messer ritze ich ein kleines Zeichen in die Rückseite des Kommunikators, ehe ich ihn in meine Tasche zurückschiebe. Dann verstaue ich meine Kleidung und die anderen Besitztümer darüber und wasche mir die Spuren meiner Anstrengungen vom Gesicht. Als die Offizielle mein Abendessen bringt, fragt sie mich erneut nach meinem Wohlergehen. Ich versichere ihr, dass es mir gut gehe, und nehme ihr das Tablett ab. Ehe sie die Tür schließt, sagt sie: »Die Wahl ist getroffen. Nach dem Frühstück wird Dr. Barnes verkünden, wer in diesem Jahr die neuen Studenten der Universität sein werden.«
    Ob ich nun doch bestanden habe oder durchgefallen bin: Morgen wird alles hier ein Ende haben.

Kapitel 22
    Zum ersten Mal seit Wochen habe ich keine Albträume mehr. Im Schlaf kehre ich nach Hause zurück, und ein Gefühl von Frieden und Erleichterung erfüllt mich, weil ich weiß, dass bald schon alles zu Ende sein wird. Ich erwache vom Klopfen an der Tür. Ein neues Tablett wird mir überreicht, und ich werde aufgefordert, in einer Stunde angezogen zu sein und meine Sachen zusammengepackt zu haben. Dann wird mich jemand abholen.
    Ich stochere im Essen herum. Frische Erdbeeren. Ein dickflüssiger, heißer Getreidebrei mit Rosinen und Walnüssen. Bittersüßer Orangensaft. Brötchen mit einer dicken Zimtkruste. Ich versuche, die Speisen zu genießen. Allerdings beginnt eine nervöse Spannung, sich in mir breitzumachen und meine gerade erst wieder entstandene Ausgeglichenheit zu vertreiben, weshalb ich nur ein paar Bissen hinunterbringe.
    Danach binde ich das eine Erkennungsband um mein Handgelenk, das zweite befestige ich am Träger meiner Tasche. Dabei denke ich an meinen Vater und daran, wie er sich wohl gefühlt hat, als er sich darauf gefasst machte, sein Urteil zu hören. Noch immer hoffe ich, Tomas sehen zu können, ehe die Offiziellen unsere Erinnerungen löschen. Wird es ihm gelingen, mir die eine seiner beiden Pillen zuzustecken? Und wird er die ungeheuerlichen Verdächtigungen in meinen Augen lesen?
    Als es erneut klopft, bin ich bereit. Mit der Tasche über meiner Schulter folge ich der dunkelhaarigen Frau, die mich abgeholt hat, den Flur hinunter. Die wenigen Happen, die

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