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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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ich gegessen habe, rumoren in meinem Magen, als wir den Fahrstuhl betreten und uns schweigend in den zweiten Stock bringen lassen. Die Miene meiner Begleiterin ist vollkommen neutral. Kein Lächeln. Kein warnender Blick. Nichts, was mir verraten würde, welches Schicksal für mich beschlossen worden ist.
    Die Tür am Ende des hell erleuchteten Ganges steht offen, und die Offizielle an meiner Seite sagt mir, ich solle hineingehen, man würde mich schon erwarten.
    Ich stecke meine Hände in die Hosentaschen, damit sie nicht so zittern, und betrete, von der Frau begleitet, den großen Raum. Mindestens ein Dutzend Prüfer sitzen an einem langen Tisch. Dr. Barnes thront in der Mitte. Vor ihm liegt ein weißer Umschlag. Sein Gesichtsausdruck ist unergründlich, als ich zu dem einzeln stehenden Stuhl vor ihm hinübergehe.
    In dem Moment, in dem ich Platz genommen habe, wirft mir Dr. Barnes auch schon ein warmes Lächeln zu. »Ich bedaure, dass wir so lange gebraucht haben, um eine Entscheidung zu treffen, aber wir wollten keinen Fehler machen.« Bedeutungsvoll nimmt er den Umschlag, geht um den Tisch herum und bleibt unmittelbar vor mir stehen. Mein Herz hämmert in meiner Brust, als er sagt: »Ich bin mir sicher, dass du es kaum noch abwarten kannst, deine Prüfungsresultate zu erfahren, deshalb will ich die Sache nicht unnötig in die Länge ziehen.«
    Er öffnet das Couvert und nimmt ein weißes Blatt Papier heraus. Einen Augenblick lang starrt er darauf, als ob er die Entscheidung noch einmal überdenken will, dann reicht er es mir. Meine Finger zittern. Ich brauche mehrere Anläufe, um das eine Wort zu lesen, das in fetten Buchstaben auf der Mitte der Seite steht.
    BESTANDEN
    Ich habe es geschafft.
    Ein Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht, und mein Herz macht einen Satz. Ich höre beifälliges Gemurmel von den Offiziellen im Raum. Dr. Barnes sagt mir, wie stolz er auf mich sei, und schüttelt mir die Hand. Dann spüre ich einen Stich im Nacken, und die Welt um mich herum wird schwarz.
    Ich habe also doch versagt!
    Meine Finger fahren die fünf Linien nach, die meinen linken Oberarm furchen, und ich betrachte mich im Spiegel, der in meinem Studentenquartier in der Universität an der Wand hängt. Drei Räume – Schlaf-, Wohn- und Badezimmer – sind mir für die erste Phase meiner Studienzeit zugewiesen worden. Sie sind das sichtbare Zeichen, dass ich die Auslese überstanden habe. Dies ist der größte Erfolg in meinem bisherigen Leben. Und doch erinnere ich mich an nichts davon.
    Ganz sicher habe ich versucht, mich gegen den Verlust meines Gedächtnisses zur Wehr zu setzen, aber ich habe es nicht geschafft! Alles, an das ich mich noch erinnern kann, ist, wie ich in einem schwarzen Gleiter nach Tosu-Stadt komme. Ein Junge mit struppigem Haar und gemeinen Augen versucht, Malachi ein Bein zu stellen. An meine Zimmergenossin und ihre Getreidekekse erinnere ich mich ebenfalls. Und dann ist da gar nichts mehr bis zu dem Augenblick, in dem ich mich in einem Raum sitzend wiederfinde, um mich herum andere junge Menschen, die, wie ich vermute, ebenfalls Prüfungskandidaten waren. Meine Blicke huschen herum und suchen nach vertrauten Gesichtern. In diesem Moment betritt ein grauhaariger, bärtiger Mann in einem purpurroten Jumpsuit eine angestrahlte Bühne. Er wirft uns ein warmes, hocherfreutes Lächeln zu und sagt: »Meine Glückwünsche. Ich freue mich sehr, sagen zu können, dass ihr die zwanzig Kandidaten seid, die dafür ausgewählt wurden, im nächsten Jahr die Universität zu besuchen.«
    Überraschung. Freude. Verwirrung. Und dann begreife ich. Die Auslese ist vorbei. Ich habe bestanden. Dr. Barnes teilt uns mit, dass wir unmittelbar nach dieser Versammlung aus dem Prüfungszentrum in unsere neuen Quartiere umsiedeln werden. Danach wird es eine Feier geben, damit wir uns ein bisschen besser kennenlernen können. Doch einen der Kandidaten kenne ich bereits. Mein Herz hüpft vor Freude, als ich in ein graues Augenpaar blicke. Tomas breitet seine Arme aus, und ich werfe mich hinein. Ich bin so froh, ein vertrautes Gesicht zu sehen. Dieses Abenteuer werde ich nicht allein durchstehen müssen. Tomas ist bei mir.
    Das war vor beinahe drei Wochen. Tomas und ich haben seitdem jeden Tag Zeit miteinander verbracht, die Stadt erkundet und uns einander angenähert. Allein bei dem Gedanken daran, ihn heute wiederzusehen, habe ich Schmetterlinge im Bauch.
    Ein Klopfen lässt mich zusammenzucken. Ich rolle meinen Ärmel wieder

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