Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)
entschieden.
Die Pistole und die beiden Kästchen mit Munition wandern in meine Tasche, und Michal warnt mich, dass mir nur noch zwei Minuten bleiben. Mein Herz beginnt zu hämmern, als mich Panik überfällt. Nur zwei Minuten, und ich habe keine Idee, was ich noch mitnehmen soll. Signalraketen, um es Tomas leichter zu machen, mich zu finden? Einen Schlafsack? Einen Regenmantel? Ein Handbuch, in dem erklärt wird, wie man altmodische Autos kurzschließt? Werde ich unterwegs überhaupt auf Autos stoßen? Ich schätze, dass das nicht der Fall sein wird, aber wer weiß?
Ich schließe meine Augen, hole zwei Mal tief Luft und mache im Geist eine Liste mit den Dingen, die ich bereits habe. Nahrung. Wasser. Kleidung. Ein Messer und kleine Werkzeuge. Einen Transit-Kommunikator mit eingebautem Kompass. Eine Waffe, um mich selbst zu verteidigen. Was aber ist, wenn ich mich verletze?
Rasch öffne ich meine Augen wieder und eile zu den Taschen mit medizinischer Notfallausrüstung. In allen Beuteln befinden sich Verbände, eine Nadel und Fäden, antibakterielle Salben und einige Tabletten gegen Verstrahlung, Medikamente gegen Fieber und leichte Schmerzen und andere Fläschchen. Mir bleibt keine Zeit, sie genauer zu untersuchen. Ich schnappe mir ein Set, lasse es in meine Tasche gleiten und schiebe mir den Träger zurück über die Schulter. In diesem Moment verkündet Michal: »Deine Zeit ist um.«
Ich drehe den Ausrüstungsgegenständen, die ich zurücklassen muss, den Rücken zu und folge Michal hinaus, während ich gegen die bohrende Frage ankämpfe, ob ich auch wirklich keinen Fehler gemacht habe. Aber es gibt keine Umkehr mehr. Ich habe mir drei Dinge ausgesucht. Alles, was ich sonst noch benötige, werde ich unterwegs auftreiben müssen.
Michal wirft einen kurzen Blick auf seine Uhr und führt mich dann den Flur hinunter zu einem Raum, der mit meinem Symbol versehen ist. Als er die Tür öffnet, sehe ich, dass sich dahinter ein kleiner Schlafraum mit einem daran angrenzenden Badezimmer befindet.
»Du hast eine Stunde, deine Sachen umzupacken oder deine Kleidung zu wechseln.« Michal schaut mich an und lächelt. Ihm ist klar, dass ich nichts anderes anziehen werde, aber seine Worte und sein Gesichtsausdruck verraten mir, dass er einem vorgeschriebenen Text folgt. Und es sagt mir noch etwas: Wenn Michal so vorsichtig ist, dann wird alles, was er sagt, von anderen Leuten mitgehört. »Wenn du innerhalb der nächsten Stunde etwas brauchst, dann lass es mich wissen. Ich warte draußen.«
Er schließt die Tür, und ich lasse mich auf das kompakte Doppelbett sinken. Die ganze Kammer ist in allen möglichen Schattierungen von Grau gehalten. Nicht gerade der aufmunterndste Raum aller Zeiten, aber es könnte schlimmer sein, und ich bin mir sicher, dass es noch schnell genug schlimmer kommen wird.
Rasch ziehe ich mich aus, dusche und wasche mir die Haare. Als ich sauber bin, betrachte ich einen Moment lang mein Spiegelbild, ehe ich mein Haar im Nacken zusammennehme und es zu einem festen Knoten eindrehe. Ich habe keine Ahnung, was mir blüht, wenn der Test erst einmal angefangen hat, aber ich kann auf keinen Fall riskieren, dass mir meine wallenden Haare in die Quere kommen. Wenn es notwendig sein sollte, sie während der Prüfung abzuschneiden, dann werde ich das tun. Dies ist der falsche Augenblick für Eitelkeit.
Als ich mir meine Stiefel wieder angezogen und sie sorgfältig zugeschnürt habe, schüttele ich den Inhalt meiner Tasche auf den Boden und packe alles neu. Eine Feldflasche mit Wasser halte ich zurück, um später leichter daranzukommen, den Rest des Sets verstaue ich zusammen mit meiner Kleidung auf dem Boden der Tasche mit dem Commonwealth-Logo. Als Nächstes folgt der Medizinbeutel, dann kommen die Nahrungsmittel, die ich im Speisesaal habe mitgehen lassen, eingewickelt in ein Handtuch aus dem Badezimmer – niemand hat gesagt, dass wir keines von denen mitnehmen dürfen. Zuletzt packe ich die zweite Wasserflasche, Zeens Transit-Kommunikator und die Pistole ein. Das Messer stecke ich mir in die Hosentasche. Probeweise hebe ich die Tasche an. Sie ist nicht mehr so leicht wie am Anfang, aber ich habe das Gewicht ganz gut verteilt. Notfalls kann ich sogar damit rennen.
Ein Klopfen an der Tür gibt mir das Signal, dass die Stunde um ist. Michal wartet draußen. Er mustert meine Haare, meine unveränderte Kleidung, die Tasche, die über meiner Schulter hängt, und nickt. »Komm mit.«
Er führt mich durch ein
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