Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
Vom Netzwerk:
Labyrinth von Gängen, bis wir zu einem Aufzug kommen. Dieses Mal drückt er einen Knopf für ein Stockwerk, das mir vorher noch gar nicht aufgefallen war: UG. Als sich die Türen wieder öffnen, verrät mir der modrige Geruch sehr schnell, wo wir gelandet sind: UG bedeutet Untergeschoss. Michal erklärt mir, dass wir auf einem unterirdischen Laufbandsystem an den Stadtrand gebracht werden. Von dort aus wird uns ein Gleiter zum für mich vorgesehenen Startpunkt schaffen.
    Meine Anspannung und meine Angst legen sich ein bisschen, als ich das große Förderband unter Tage sehe. Ich kann mich nicht bremsen und stelle Michal Dutzende von Fragen, denn ich will unbedingt wissen, wie das Laufband funktioniert, wie groß das Netz der Bänder ist und mit welcher Art von Energie sie betrieben werden. Er lächelt und sagt mir, er würde mir unterwegs alle Fragen beantworten. Ich gerate ins Stolpern, als ich einen Schritt auf das Band mache, aber Michal fängt mich auf, ehe ich zu Boden stürze.
    Die Fahrt auf dem Band dauert beinahe eine Stunde, und die meiste Zeit bewegen wir uns durch schlecht ausgeleuchtete Tunnel. Mehrere Male müssen wir die Bahnen wechseln. Ich bin dankbar, dass Michal bei mir ist und dafür sorgt, dass unser Gespräch die ganze Zeit nicht abreißt. Mich auf seine Stimme zu konzentrieren hilft mir dabei, die aufsteigende Panik in mir zu bekämpfen.
    Schließlich erreichen wir unseren Zielort und verlassen das Förderband. Ein Aufzug bringt uns blitzschnell an die Oberfläche, wo das Mittagessen schon auf uns wartet, wie mir Michal verrät. Der Fahrstuhl entlässt uns in einen großen Raum, in dem es von Offiziellen nur so wimmelt. Einer von ihnen, in Purpur gekleidet, hält ein Klemmbrett in den Händen und eilt auf uns zu, kaum dass er uns entdeckt hat. Er notiert sich mein Identifikationssymbol, kritzelt etwas daneben und sagt Michal, er solle mich zur Nummer vierzehn bringen.
    Nummer vierzehn entpuppt sich als eine hell erleuchtete, aber nur unzureichend belüftete Andockstation für Gleiter. In einer Ecke steht ein kleiner Tisch, auf dem ein Imbiss angerichtet ist. Michal sagt, er werde bei mir in diesem Raum bleiben, bis ich mit dem nächsten Prüfungsvorbereitungsteil fertig bin – wie auch immer der aussehen wird. Ein winziges Fenster neben dem Tisch gibt den Blick frei auf grüne Grasfelder. Dahinter lockt glitzerndes Wasser. Nachdem ich den Großteil der letzten Tage drinnen verbracht habe und nicht weiß, wann ich das nächste Mal so gesundes Land wie dieses sehen werde, frage ich Michal, ob wir unsere Mahlzeit nicht draußen einnehmen können. Er will schon »Nein« sagen, aber mein Blick muss ziemlich flehentlich gewesen sein, denn nach kurzer Bedenkzeit meint er, ich solle auf ihn warten, während er einen der höherrangigen Offiziellen fragen geht.
    Michals Gesicht bei seiner Rückkehr spricht Bände, und ich jauchze einmal kurz vor Freude. Michal schnappt sich den Essenskorb und sagt mir, wir hätten genau eine Stunde zur Verfügung, die wir draußen verbringen dürften. Er drückt einen kleinen Knopf an der Wand, und die Tür der Andockstation schiebt sich auf. Einen Moment später treten wir hinaus an die frische Luft.
    Ich suche mir einen schönen Platz in der Nähe eines großen Baumes und gestehe: »Ich bin überrascht, dass sie uns nach draußen lassen.«
    »Solange ich bei dir bin und du dich nicht mit anderen Kandidaten besprechen kannst, gibt es keinen Grund, es zu verbieten.« Er reicht mir einen Apfel aus dem Korb und lächelt. »Um die Wahrheit zu sagen: Den meisten Prüflingen reicht es völlig, einfach nur die Anweisungen zu befolgen. Das Komitee der Auslese ist immer interessiert daran zu erfahren, welche Kandidaten ein bisschen mehr Initiative zeigen.«
    Selbst jetzt noch, kurz bevor wir in den zerstörten, verseuchten Teilen unseres Landes ausgesetzt werden, testet man uns also. Ich sollte eigentlich nicht überrascht sein, komme aber nicht gegen dieses Gefühl an. Meine Augen suchen den Baumstamm neben uns nach Anzeichen dafür ab, dass alles, was wir sagen, aufgezeichnet wird und dass wir beobachtet werden.
    Michal lächelt. »Keine Sorge. Hier draußen werden wir nicht belauscht. Das Prüfungskomitee hat viel zu viel damit zu tun, sich um all das zu kümmern, was für die vierte Phase der Auslese wichtig ist. Deshalb bin ich ja da, und ich habe nicht vor, unser Gespräch zu melden. Wenn du etwas sagen willst, wirst du keinen sichereren Ort mehr finden.«
    Will ich etwas

Weitere Kostenlose Bücher