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Die Außenseiter

Die Außenseiter

Titel: Die Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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sowohl auf als auch unter der Rinde lebten. Einige dieser Insekten waren hier heimisch, uralte, entfernte Verwandte von Desvendapurs Spezies. Sie schenkten der bombastischen Rede des verehrten Wuuzelansem keine Beachtung und auch nicht der Reaktion seiner Schüler; sie interessierten sich nur fürs Fressen und Kopulieren und nicht für die Dichtkunst.
    »Was meinst du dazu Desvendapur?«
    »Wie bitte?« Nebelhaft wurde ihm bewusst, dass sein Name genannt worden war, geknüpft an die verbale Last einer Frage. Desvendapur wandte sich vom Baum ab und stellte fest, dass alle ihn ansahen - einschließlich des Meisters. Ein anderer Schüler wäre überrumpelt worden oder zumindest sprachlos gewesen. Aber nicht Des. Er war nie um Worte verlegen. Er setzte sie lediglich sparsam ein. Im Gegensatz zu dem, was andere glauben mochten, hatte er tatsächlich zugehört.
    »Ich glaube, dass vieles von dem, was heutzutage als Dichtung durchgeht, Abfall ist, der selten, wenn überhaupt, über das hohe Niveau tendenziöser Mittelmäßigkeit hinausgeht.« Während er sich für das Thema zu ereifern begann, erhob er die Stimme und unterstrich seine Worte mit schnellen, überschwänglichen Bewegungen seiner Echthände. »Anstatt zu komponieren, haben wir kompostiert. Oberflächliche Rezitatoren, die man vielleicht als Könner, nicht aber als Künstler bezeichnen kann, haben so manchen Wettbewerb gewonnen. Das ist nicht ihre Schuld. Die Welt ist zu entspannt, das Leben zu vorhersehbar. Große Dichtung wird in Zeiten der Not und des Unglücks geboren, nicht während langer Stunden, die man sich mit beliebten Freizeitbeschäftigungen vertreibt oder die man in geselligem Beisammensein verbringt.« Und nur für den Fall, dass seine Zuhörer den Eindruck hätten, er nutze die Beantwortung der Frage als Gelegenheit, sich vor dem Meister zu profilieren, schloss er seinen kleinen Vortrag mit einem sorgsam ausgewählten, besonders rüden Fluch.
    Niemand sagte etwas, und obwohl die starren Thranx- Gesichter zu keinem Mienenspiel imstande waren, verrieten doch die schnellen Handbewegungen der Studenten, dass diese unterschiedlich auf Desvendapurs Antwort reagierten: angefangen mit Zurückweisung bis hin zu Resignation. Desvendapur war dafür bekannt, dass er zur Unverschämtheit neigte, eine Eigenschaft, die man ihm weit bereitwilliger hätte durchgehen lassen, wäre er ein besserer Dichter gewesen. Seine alles andere als vollkommene Dichtkunst machte es ihm schwer, von seinen Mitschülern akzeptiert zu werden.
    Oh, gelegentlich glänzte er mit rhetorischer Brillanz, doch waren diese Momente so selten wie die Quereequi- Bauschlöwen auf den Bäumen und ereilten ihn gerade so häufig, dass er nicht aus der Meisterklasse geworfen wurde. In vielerlei Hinsicht trieb er seine Lehrer zur Verzweiflung, die in ihm ein vielversprechendes, ja sogar einzigartiges Talent sahen, das es nie ganz geschafft hatte, seine alles verzehrende und sehr unthranxische Leidenschaft für morbide Hoffnungslosigkeit zu überwinden. Dennoch bewies Desvendapur sein Können oft genug, um weiterhin am Ausbildungsprogramm teilnehmen zu dürfen.
    Selbst jene Lehrer, die von seinen schändlichen Ausdrücken gelangweilt waren, zögerten, ihn zu relegieren, kannten sie doch seine Familiengeschichte. Er war einer der letzten Ven, von denen es nur noch drei gab, denn die Vorfahren und Erben seiner Familie waren beim ersten AAnn-Angriff auf Paszex vor mehr als achtzig Jahren ausgelöscht worden. Diese schlimme Erblast hatte er mitgeschleppt, den ganzen Weg nach Norden zur Stadt Yeyll. Im Gegensatz zu einem falschen Wort oder einer unbeholfenen Strophe war dies etwas, das er niemals würde ändern können.
    »Ven, Ven? Ich kenne diese Familie nicht!«, murmelten seine Bekannten für gewöhnlich. »Stammt sie aus der Nähe von Hokanuck?«
    »Nein, sie stammt aus dem Jenseits«, entgegnete Desvendapur in der Regel auf diese Frage. Für ihn wäre es besser gewesen, wenn er von einer anderen Welt stammen würde. Zumindest hätte er dann seine Familiengeschichte leichter für sich behalten können. Auf Willow-Wane, wo jeder die tragische Geschichte von Paszex kannte, würde er niemals in solcher Geheimhaltung schwelgen können.
    Wuuzelansem schien sich über Desvendapurs Bemerkungen nicht aufzuregen. Nicht zum ersten Mal trug sein höchst ungebärdiger Schüler derartige Ansichten vor. »Du verdammst, du kritisierst, du geißelst, aber was hast du im Gegenzug anzubieten? Plumpe, zornige

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