Die Außenseiter
können. Zur Überwindung des Abscheus, den beide Spezies wegen des scheußlichen Aussehens der jeweils anderen empfanden, waren die ersten Schritte unternommen.
Cheelo Montoya hatte eigentlich nur wieder in die Hinterhofgesellschaft zurückkehren wollen, in der er aufgewachsen war (allerdings mit ein wenig mehr Geld als zuvor). Es blieb ihm jedoch verwehrt, ein ruhiges Leben zu führen, denn gegen seinen Willen wurde er vom unbedeutenden, rücksichtslosen Straßenganoven zum Vorbild für interspeziären Erstkontakt erkoren. Die damit einhergehende Bekanntheit suchte er weder, noch wollte er sie; doch nachdem bekannt geworden war, welche Rolle er in der Angelegenheit um die Thranx-Kolonie gespielt hatte, konnte er es sich nicht mehr aussuchen. Er wurde zum begehrten Interview-Partner und trat in verschiedenen 3-D- Sendungen auf, die weltweit ausgestrahlt wurden. Immer wieder wurden ihm seine persönlichen Schwächen bewusst, wenn die Moderatoren ihm Fragen stellten, die er nicht beantworten konnte, oder Stellungnahmen von ihm verlangten, die zu formulieren seine Fähigkeiten überstieg. Da sein Gesicht erbarmungslos der neugierigen Welt präsentiert wurde, verlor er jegliches Privatleben. Er wurde ausgefragt, herumgereicht, bedrängt, herausgefordert und sowohl zum Thema von Gerüchten als auch von Spekulationen gemacht. Schon bald bedauerte er es, dass er je versucht hatte, mit seiner ungewollten Beziehung zu dem toten Dichter Geld zu verdienen. Von den mitleidlosen Medien und der Bevölkerung bedrängt, die mit Halunken wie ihm sympathisierte, starb er letztlich vorzeitig - geadelt von einer Öffentlichkeit, deren historischer Appetit auf falsche Gottheiten fast grenzenlos war. Seine Beerdigung war eine kostspielige, prächtige Veranstaltung, die nicht nur auf der ganzen Welt im 3-D ausgestrahlt wurde, sondern auch auf allen von Thranx besiedelten Welten. Cheelo hätte über diese Geldverschwendung sicher geschimpft.
Das Denkmal, das sie an seinem Grab errichteten, zeugte - endlich - davon, dass er etwas Bedeutendes getan hatte.
Die Thranx gaben sich weniger freimütig. Normalerweise hätten sie die Werke eines Dichters, der sich so unerhört gesellschaftsfeindlich verhalten hatte wie Desvendapur, rigoros ignoriert. Doch nachdem sein Werk erst einmal veröffentlicht war, konnte das höchst konservative Amt für vorgetragene Dichtkunst nicht umhin, den ungeheuren Wert seines Werks anzuerkennen. Die Kraft und Leidenschaft, die der verstorbene Desvendapur in seine Dichtungen gepackt hatte, sprachen für sich.
Und so kam es, dass Cheelo Montoya vor seinem Tod den Ruhm ertragen musste, den der Außenseiter Desvendapur angestrebt hatte.
Die Medien boten Cheelo eine schockierend hohe Summe für seine Memoiren an, die er in mühevoller Arbeit mit Hilfe einer Armee aus Ghostwritern schrieb. So, wie er seine Abenteuer mit dem abtrünnigen Thranx schilderte, wurde eine ruhmreiche, heroische Geschichte daraus. Sie war sogar so poetisch gehalten, dass spätere Generationen nicht mehr imstande waren, sie eindeutig zu interpretieren. Zwar war dem Werk zu entnehmen, dass ein Mörder und ein Dichter die Annäherung von Menschen und Thranx beschleunigt hatten, doch ließ sich nicht mehr genau festmachen, wer von ihnen der Mörder und wer der Dichter gewesen war.
Wie gesagt, hatte die Enthüllung der Kolonie die vorsichtigen, kultivierten und zeremoniellen Verhandlungen zwischen Menschen und Thranx erschüttert, doch vertieften beide Spezies in den folgenden fünfzig Jahren ihre Beziehungen immer mehr - trotz (und nicht wegen) der Bemühungen von wohlmeinenden, hart arbeitenden Botschaftern.
Dass ein Mörder und ein Dichter diese Entwicklung in Gang gesetzt hatten, war nichts Ungewöhnliches. Die Geschichte wird oft von unbedeutenden Individuen beeinflusst, die sich eigentlich nur um ihre persönlichen Anliegen kümmern und dabei nicht im Mindesten bedenken, welche Folgen ihr Tun für die Nachwelt haben könnte. Das ist vielleicht auch ganz gut so.
Hätte die Menschheit die nächste intelligente Spezies, die sie kennen lernte, vor den Thranx getroffen, hätte es das Commonwealth vielleicht nie gegeben. Was die doppelzüngigen AAnn anging, so grenzte ihre Empörung an Wut, als sie sahen, dass die Thranx - ihre traditionellen Konkurrenten bei der Suche nach bewohnbaren Welten - sich immer besser mit den militärisch schlagkräftigen, aber unberechenbaren Menschen verstanden. Da es der kaiserlichen Regierung an einer Kriegslist
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