Die Außenseiter
offizielle Erklärung. Aber einige von uns haben andere Geschichten gehört. Gerüchte, die in den vierzehn Jahren, seit sie kursieren, immer schwerer abzutun sind.«
»Ich nehme an, diese Gerüchte haben nichts mit biochemischer Forschung zu tun, oder?« Des wollte unbedingt fort, dem Garten des Meisters entfliehen, der plötzlich so erdrückend auf ihn wirkte.
Broud machte eine bejahende Geste, überließ jedoch die weitere Erklärung seiner Gefährtin. »Vielleicht zum Teil, aber falls die Gerüchte wahr sind, haben die Forschungen in dem Geswixt-Komplex nur am Rande etwas mit dem zu tun, was offiziell behauptet wird.«
»Und was soll dort wirklich vorgehen?«, hakte Des ungeduldig nach.
Sie schaute flüchtig zu Broudwelunced, ehe sie fortfuhr. »Es heißt, der Komplex diene dazu, die Fremdweltler zu überwachen und eine tiefere Beziehung zu ihnen aufzubauen.«
»Fremdweltler?« Des war verblüfft. Damit hatte er nicht gerechnet. »Was für Fremdweltler? Die Quillp?« Die Quillp, große, elegante, aber rätselhafte Geschöpfe, waren den Thranx schon seit langem bekannt; bislang weigerten sie sich beharrlich, eine Allianz mit den Thranx oder den AAnn zu bilden. Es gab zwar noch andere Spezies von anderen Welten, doch waren sie den Thranx gemeinhin vertraut. Warum sollte eine davon in ein mysteriöses, streng geheimes ›Projekt‹ involviert sein?
Doch andererseits, was wusste er, Barde für Früchte und Gemüse, schon über die verdeckten Operationen der Regierung?
»Nicht die Quillp«, klärte Nio ihn auf. »Etwas weit Seltsameres.« Sie rückte näher an ihn heran, sodass ihre Antennen sich zu berühren drohten. »Die intelligenten Säugetiere.«
Diesmal verschlug es Des die Sprache. Schließlich erwiderte er: »Du meinst die Menschen? Das ist absurd! Das Projekt ist vor Jahren nach Hivehom verlegt worden, wo die Regierung es besser überwachen kann. Es gibt keine Menschen mehr auf Willow-Wane. Kein Wunder, dass dieses Thema nur Stoff für Gerüchte und Spekulationen bietet.«
Nio war augenscheinlich erfreut, den notorisch unerschütterlichen Desvendapur verblüfft zu haben. »Zweifüßige, zweigeschlechtliche, schwanzlose Säugetiere von einer anderen Welt«, führte sie weiter aus. »Menschen. Den Gerüchten zufolge sind sie nicht nur noch immer auf Willow- Wane, sondern haben sogar die Erlaubnis erhalten, hier eine Kolonie zu gründen. Deshalb hüllt sich die Regierung darüber in Schweigen. Deshalb wurden sie vom ursprünglichen Projektgelände in das abgeschiedene Geswixt verlegt.«
Desvendapur stieß ein leises, ungläubiges Pfeifen aus. Säugetiere waren kleine, pelzige Wesen, die tief im Regenwald lebten. Sie waren weich, fleischig, manchmal auch schleimig und trugen ihre Skelette im Körperinneren. Dass solche Wesen eine Intelligenz entwickelt haben sollten, war nur schwer zu glauben. Und Zweifüßer? Ein Zweifüßer ohne Schwanz, mit dem er das Gleichgewicht halten konnte, würde von Natur aus ständig umkippen - eine biomechanische Unmöglichkeit! Ebenso gut hätte man von den zarten Hizhoz erwarten können, dass sie eines Tages die Fähigkeit entwickelten, in den Weltraum zu fliegen! Doch die Menschen waren real genug. Regelmäßig wurden Berichte über sie erstellt. Die formellen Beziehungen zu ihnen entwickelten sich in gemessenen, wohl erwogenen Schritten, was den beiden völlig unterschiedlichen Spezies genügend Zeit gab, sich aneinander zu gewöhnen.
Jede Kontaktaufnahme erfolgte nach wie vor förmlich und im Geheimen, offiziell nur auf eine Projektanlage auf Hivehom und einem humanoiden Gegenstück auf Centaurus V beschränkt. Die Vorstellung, dass eine so bizarre Spezies wie die Menschheit die Genehmigung für den dauerhaften Aufenthalt auf einer Thranx-Welt erhalten haben sollte, war seltsam. Es gab zumindest drei verschiedene Anti-Menschen-Bewegungen, die einer solchen Entwicklung entgegenwirken würden, vielleicht sogar mit Gewalt. Das teilte Desvendapur seinen Freunden mit.
Nio wollte sich nicht davon nicht verunsichern lassen. »Trotzdem sprechen sich die Gerüchte von einer Menschenkolonie herum.«
»Deshalb nennt man sie ja auch Gerüchte, und deshalb weichen die Geschichten, die fantasiereiche Reisende erzählen, immer so stark von der Wahrheit ab.« Zum zweiten Mal setzte Desvendapur dazu an, sich von seinen ehemaligen Kommilitonen abzuwenden. »Es war nett, mit euch beiden zu reden.«
»Des«, begann Nio, »ich ... wir beide haben oft an dich gedacht und uns gefragt,
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