Die Außenseiter
und den künftigen Kolonisten.
»Der Großteil der Menschen weiß nichts davon, und falls alles nach Plan verläuft, wird das auch noch eine Weile so bleiben. Aber während wir hier sprechen, weiten wir unsere Kolonie auf dieser Welt hier aus, vergrößern und entwickeln sie mit Hilfe einiger weniger engagierter, weitsichtiger Menschen.«
Während sie sprach, ließ sie die Weltkugel rotieren, vergrößerte und verkleinerte die Darstellung nach Gutdünken. Das ist eine wunderschöne Welt, dachte Desvendapur. Umgeben von einem Meer aus dünnen weißen Wolken. Zwar nicht so schön wie Hivehom oder Willow-Wane, aber abgesehen davon, dass sie vorwiegend aus großen Ozeanen besteht, ein einladendes Fleckchen. Welche dieser Menschenkolonien ich wohl sehen werde? Wie wohl unser Zielort heißt?
Der Leiter, der bislang noch nichts gesagt hatte, erhob sich nun auf alle vier Echtbeine und übernahm die weiteren Erklärungen, Erläuterungen und Ausführungen.
»Gängegräber, Stockpioniere, zukünftige Kolonisten, diese Welt ist Ihr Reiseziel! Ich heiße Sie jetzt schon herzlich willkommen - auf der Erde!« Er wandte sich um und machte einige Gesten, die mit Belustigung vermengte Melancholie ausdrückten. »Es ist schließlich so: Wenn wir den Menschen gestatten, eine Kolonie auf Hivehom zu gründen, wieso sollten sie uns das gleiche Privileg auf ihrer Heimatwelt verwehren?«
9
Die beiden Touristen sahen aus wie ein wohlhabendes Ehepaar. Bereits zu lange verheiratet, um noch romantisch zu sein, gingen sie nebeneinander her, ohne einander zu berühren oder sich bei den Händen zu halten. Vermutlich machten sie einen Spaziergang im tropischen Platzregen, nur um später den Freunden zu Hause davon erzählen zu können. Jeder Mensch mit einem Hauch Vernunft wäre in seinem netten, trockenen Hotel geblieben, bis die Wolken sich aufgelöst hätten. Das taten jedenfalls die Anwohner von San Jose. Und auch die meisten Touristen.
Aber nicht diese zwei. Da sie einen entsprechenden elektrostatischen Regenabweiser bei sich trugen, wurden nur ihre Köpfe nass, und das auch nur, wenn sie unter den großen, anpassungsfähigen Schutzfeldern hervorlugten. Das laue Wasser traf auf die unsichtbaren Kraftfelder und prallte von ihnen ab, wodurch die Spaziergänger und ihre teure Kleidung behaglich trocken blieben.
Montoya folgte dem Paar in unauffälliger Entfernung. Es waren noch einige Leute im starken Regen unterwegs, manche schlenderten, manche rannten. Hier im historischen Stadtkern, wo sich an den den Hügeln folgenden Straßen und Sträßchen Geschäft an Geschäft reihte, lieferte immer jemand Waren ab oder nahm sie in Empfang. Außer dem Paar, das Montoya sich ausgesucht hatte, waren noch viele andere Touristen unterwegs, doch hatten sie sich vernünftigerweise in Souvenirläden, Restaurants oder Hotellobbys zurückgezogen und warteten ab, bis der Sturm sich seiner Regenlast entledigt haben würde.
Bewaffneter Raubüberfall war nicht Cheelos bevorzugter Methode, zu Geld zu kommen. Er mochte keine Konfrontationen. Er hielt Raubüberfälle ebenso wie den Konsum von Rauschmitteln für eine schlechte Angewohnheit, die nur allzu leicht zur Sucht ausarten konnte. Er hatte schon miterlebt, wie einige in seiner Umgebung dieser Sucht verfallen waren. Natürlich hätte er dies auch bei seinen Freunden beobachten können - wenn er denn welche gehabt hätte. Hätte er die Wahl gehabt, hätte er lieber ein oder zwei Hotelzimmer durchwühlt, sich eine Handtasche geschnappt oder eine Geldbörse gefischt. Doch seit Tagen schon hatte sich ihm dazu keine Gelegenheit geboten. Nun wurde er allmählich nervös.
Noch einen guten Fang, nur noch einen einzigen, und er hätte die Geldsumme zusammen, die er Ehrenhardt zum Beweis seiner Zuverlässigkeit und zur Sicherung seiner Lizenz vorlegen sollte. Und noch dazu weit vor der gesetzten Zahlungsfrist. Ehrenhardt und seine Leute würden angemessen überrascht sein - und genau das wollte Montoya auch.
Das hier würde nicht sein erster Raubüberfall werden. Im Gegensatz allerdings zu so manchem jüngeren Gauner empfand er dabei keine freudige Erregung; er bekam keinen Adrenalinstoß beim Anblick der Angst auf den Gesichtern seiner Opfer. Für ihn war es nur ein Geschäft, nach Tradition der professionellen Straßenräuber in früheren Zeiten. Um sich seinen Wunschtraum erfüllen zu können, brauchte er nur noch ein paar hundert Kredits. Diese unachtsamen Reisenden dort drüben würden sie ihm geben.
Er
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