Die Außenseiter
glänzten im gedämpften Licht. »Wie haben Sie so schnell erkannt, dass der Eindringling eine Projektion war und daher keine Gefahr für Sie darstellte?«
»Es lag an seiner Kleidung.« Diesmal antwortete Des ohne Zögern.
Die Befrager tauschten einen Blick und berührten mit ihren Antennen die Antennen des jeweils anderen. »Wir haben keine Mühen gescheut, um das Aussehen des Menschen so realistisch wie möglich zu gestalten. Was war denn an seiner Kleidung nicht in Ordnung?«
»Nichts. Zumindest nichts«, beeilte der Dichter sich hinzuzufügen, »was ich aufgrund meines Studiums der Menschen und ihrer Gewohnheiten hätte erkennen können.«
»Warum haben Sie dann so gelassen reagiert?«, bedrängte der Thranx ihn. »Wieso haben Sie an der Kleidung des projizierten Menschen erkannt, dass er nicht echt sein konnte?«
»Er hatte zu viel davon an.« Des glaubte, dass er sich seine Belustigung ruhig anmerken lassen durfte. »Menschen leben in einem Klima, das von wesentlich niedrigeren Temperaturen geprägt ist. Sie bevorzugen eine Luftfeuchtigkeit, die um ein Drittel geringer ist als die auf unseren Welten. Menschen können das, was wir als optimale Lebensbedingungen betrachten, ertragen, aber sie fühlen sich dabei nicht wohl. Und was wir als zwar extremes, aber erträgliches Klima betrachten, könnte sogar für gut angepasste Menschen tödlich sein.« Er fühlte sich nun ein wenig selbstsicherer als zu Anfang und nahm eine bequemere Haltung auf dem Sattel ein. »Die Temperatur in meiner Kabine war, wenn überhaupt, leicht wärmer und feuchter als gewöhnlich - so schlafe ich am liebsten. Die zweifüßige Gestalt trug nicht weniger als zwei Schichten schwerer Menschenkleidung. Meinen Studien zufolge würde kein Mensch - ganz gleich, wie gut er an das Klima von Willow-Wane oder Hivehom oder von jeder anderen Thranx- Welt angepasst ist - freiwillig auch nur ein Viertel dieser Kleidungsmenge tragen. Sein Körper würde das nicht länger als etwa einen Zeitteil aushalten, ohne zu überhitzen und Schaden zu nehmen. Die Gestalt aber, die mich gestern geweckt hat, schien sich im Mikroklima meiner Kabine noch nicht einmal ansatzweise unwohl zu fühlen. Auf seiner Haut zeigte sich kein Tropfen der für Menschen typischen Kühlungskondensation, bekannt unter der Bezeichnung ›Schweiß‹.« Er schaute von seinen Befragern zu seinen Kollegen. »Daher wusste ich, dass es kein echter Mensch sein konnte.«
Die Prüfer schauten kurz auf ihre Sch'reiber, dann ergriff die Forscherin das Wort. Die Bewegung, die sie mit einer Echthand machte, drückte weder Misstrauen noch Anschuldigung aus, sondern Bewunderung. »Sie sind aufmerksamer, als es für Ihren Rang üblich ist, Desvenbapur! Kein Wunder, dass man Sie für ein derart bedeutendes Unterfangen wie dieses ausgewählt hat.«
Schnell erklärte Des: »Ich habe schon immer versucht, alles über das zu lernen, was mich betrifft, ob es nun um Nahrungszubereitung ging oder etwas anderes. Die Projektion konnte mich nicht täuschen. Ich habe zufällig erst vergangenen Achttag in den Unterlagen, die uns zur Verfügung stehen, den Abschnitt über die Menschen studiert und mich sofort daran erinnert. Die Erinnerung war noch frisch.«
»Ein gutes Gedächtnis haben Sie«, beglückwünschte sie ihn. »Ich würde mein Essen jederzeit von Ihnen zubereiten lassen.« Zum Zeichen, dass sie und ihr Begleiter nichts mehr zu sagen hatten, erhoben sie sich und verließen die Kabine. Vier andere ranghohe Thranx nahmen ihren Platz ein; einer von ihnen, eine Frau, hatte zwei Handvoll Sterne in den rechten Schulterpanzer implantiert.
Desvendapur beugte sich zu Jhy und flüsterte: »Was haben wir nur getan, dass uns derart hochrangige Thranx ihre Aufmerksamkeit schenken?«
»Ich weiß es nicht.« Sie striegelte sich ihre rechte Antenne, indem sie sich das Sinnesorgan mit der linken Echthand vor das Gesicht drückte und es sich durch die Mundwerkzeuge gleiten ließ. »Durch dein Verhalten letzte Nacht bist du jedenfalls sehr in der Achtung der Projektleiter gestiegen.«
»Ich hatte Glück.« Verstohlen strich er ihr mit der Fußhand über das oberste Abdomensegment. Als Reaktion darauf erbebten ihre Legeröhren leicht. »Solange man es nur mit einer Projektion zu tun hat, ist es nicht besonders schwer, die Ruhe zu bewahren. Aber vielleicht bin ich ja demnächst derjenige von uns, der schreiend fortläuft!«
»Das glaube ich nicht.« Sie wollte noch mehr sagen, doch einer der ranghohen Thranx
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