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Die Außenseiter

Die Außenseiter

Titel: Die Außenseiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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sich dem planschenden Menschen näherte, um ihn in Augenschein zu nehmen. Als der Kaiman die andere Flussseite erreichte, hatte sich der inzwischen hellwache und gepeinigte Montoya wieder ans Ufer geschleppt. Enttäuscht tauchte der majestätische Fleischfresser wieder ab; seine ausersehene Beute hatte ihn noch nicht einmal bemerkt.
    Cheelo stieß einen vulgären Fluch nach dem anderen aus, während er wieder zum Zelt zurückging. Er schaute hinein und musterte seinen Rucksack genau, ehe er ihn an sich nahm. In einer Innentasche war eine Salbe, mit der er die roten Schwellungen behandeln konnte, die von den Ameisenbissen stammten. Mit einer Pinzette musste er sich die Mandibeln und Köpfe jener Ameisen aus seinem Fleisch zupfen, die ihn sogar dann nicht losgelassen hatten, nachdem er sie ertränkt und zerdrückt hatte.
    Cheelo blieb nichts anderes übrig, als abzuwarten, bis auch die letzte Ameise sein Zelt durchquert hatte. Zum Glück waren all seine Vorräte und Konzentrate vakuumverpackt. Das war zwingend nötig, nicht nur, um sie in den feuchten Tiefen des Regenwaldes haltbar zu machen, sondern um überdies zu verhindern, dass plündernde Aasfresser die Nahrung witterten.
    Es dauerte bis zum späten Nachmittag, bis die Nachhut der Ameisen durch das Loch in sein Zelt gekrabbelt und es durch das Loch auf der anderen Seite wieder verlassen hatte. Nachdem er sich gründlich vergewissert hatte, dass sich keine Nachzügler mehr im Zelt aufhielten, packte er seine Sachen zusammen, brach das Zelt ab und verstaute alles im Boot. Normalerweise hätte er vor dem Einpacken alles nach jenen gefährlichen Regenwaldbewohnern durchsucht, die dunkle Stellen liebten: Skorpione, Spinnen, Käfer und dergleichen. Doch er wusste, dass er diesmal getrost darauf verzichten konnte; schließlich war eine Ameisenkolonne durch sein Zelt gewandert. Als hätten die Treiberameisen eine Art Wiedergutmachung leisten wollen, hatten sie sein Zelt und seine Habseligkeiten gründlich von allen Schädlingen gesäubert. Wo sie vorüberzogen, überlebte nichts.
    Er schwor sich, von nun an seine Lagerplätze sorgfältiger auszusuchen. Doch im Regenwald gab es keinen perfekten Lagerplatz. Büsche bargen ihre eigenen Gefahren; Bäume boten gefräßigen Insekten ein Zuhause; und wenn Cheelo im Boot hätte schlafen wollen, in dem er sein Zelt nicht aufbauen konnte, würde er den Moskitos oder noch Schlimmerem zum Opfer fallen - etwa solch widerlichen Parasiten wie der Dasselfliege, deren Larven auch Menschen befallen. Trotz des bedauerlichen Ameisenüberfalls beschloss Cheelo, auch weiterhin sein Lager auf kleinen Lichtungen aufzuschlagen. Er hatte Flickzeug dabei, mit dem er die Löcher in den Zeltwänden stopfen konnte, die die unzähligen Insekten in seine mobile Unterkunft gefressen hatten.
    Verrückterweise war er dankbar für alles in seiner Nähe, das stechen, beißen, kauen oder Wirte befallen konnte. All diese Tiere trugen ihren Teil dazu bei, dass durchschnittliche Touristen die Gegend mieden. Je extremer das Klima, je raubgieriger die Fauna, desto unwahrscheinlicher war es, dass er einer Touristengruppe, geführt von gewiss sehr gereizten Fremdenführern, über den Weg liefe. Ganz gleich, wie abgeschieden die Gegend war, ein Fremdenführer oder sogar ein Tourist, der einen Kommunikator dabeihatte, konnte ihm schnell ein Rennboot voller Ranger auf den Hals hetzen. Da der bedauerliche Tod des Touristen im fernen San Jose noch immer auf den polizeilichen Fahndungsseiten der ganzen Hemisphäre aktuell sein dürfte, wollte Cheelo unbedingt jede Begegnung vermeiden. Wenn er dann, nachdem er einige Zeit hätte verstreichen lassen, nach Golfito zurückkehrte, würde sich sicherlich der Aufruhr um den tragischen Vorfall gelegt haben.
    Bislang lief alles nach Plan. Den Behörden aus dem Weg zu gehen allerdings war leichter, als sich Nahrung in der Wildnis zu beschaffen. Cheelo hatte genügend Fische fangen können: Im Fluss wimmelte es von ihnen, und sie bissen praktisch sofort an, kaum dass sie den Köder entdeckt hatten. Doch Cheelo stellte fest, dass es viel weniger genießbare Früchte und Nüsse zu finden gab, als er gehofft hatte, und die wenigen, die es hier gab, bekam er nie zu sehen: Die mehr als ein Dutzend verschiedenen Affenarten, die kaum weniger zahlreichen Papageienarten, darunter mehrere Araarten, die im Reservat lebten, jagten sie ihm ab, ehe er auch nur den Baum gefunden hatte, auf dem für Cheelo Genießbares wuchs. Da Cheelo genug

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