Die Außenseiter
und tüchtigen jungen Thranx Delikatessen aus dem Vorratslager zu und lockte ihn auf diese Weise immer mehr aus der Reserve, bis sich der Fahrer in Gesellschaft des Nahrungszubereiters überaus wohl fühlte.
Eines frühen Morgens, nachdem Desvendapur die Vorbereitungen für das Morgenmahl abgeschlossen und die Speisen den Abteilungsmeistern zur Endverarbeitung übergeben hatte, begegnete er Termilkulis, der soeben eine Lieferung für die Küche hereinbrachte. Als Des ihm sagte, dass er selbst nun eine Pause machen wolle, freute es ihn sehr, dass der Fahrer prompt vorschlug, die Pause gemeinsam zu verbringen. Sie zogen sich in ein abgelegenes Eckchen der Kolonie zurück, in der Nähe des schmalen Entladedocks, und nahmen eine bequeme Ruhehaltung ein: alle vier Echtbeine und beide Fußhände auf den Boden gesetzt.
Nachdem sie einige Minuten lang über den Morgen nachgedacht und ab und an belanglose Bemerkungen fallen gelassen hatten, fragte Des beiläufig: »Es kommt mir seltsam vor, dass wir hier auf der Heimatwelt der Menschen so wenig Einheimische sehen.«
»Tja, in der Abteilung, in der du arbeitest, dürfte das wohl normal sein, glaube ich.« Völlig entspannt ließ Termilkulis die Antennen über die Stirn hängen.
Desvendapur stimmte ihm mit einigen Gesten zu, die er bewusst knapp und schlicht hielt. »Da hast du wohl Recht. Und du?«, fragte er mit augenscheinlicher Gleichgültigkeit. »Wie viele hast du gesehen?«
Der Transporterfahrer schien die Frage nicht ungewöhnlich zu finden. »Einen oder zwei.«
»Aber du müsstest bei deinen Lieferfahrten in der Kolonie doch eigentlich viel mehr Zweifüßer zu sehen bekommen als wir, oder?«
»Nein. Weißt du, nachdem ich hierher verlegt worden bin, habe ich mich anfangs auch darüber gewundert.« Der Dichter erstarrte, doch als er sah, dass seine Frage den jungen Fahrer nicht misstrauisch gemacht hatte, entspannte er sich wieder. »Daher habe ich meine Vorgesetzten gefragt, wie das denn sein kann, und ihre Antwort war völlig logisch.«
»Ja?«, erwiderte Desvendapur wie nebenbei. »Wirklich?«
Termilkulis wandte sich ihm zu. »Das hier ist eine Thranx-Kolonie, ein Stock. Nur wenige Menschen, die für eine erhabene, aber geheime Abteilung ihrer Regierung arbeiten, wissen von ihr. Die Kolonie soll beweisen, dass wir in ansehnlicher Zahl unter ihnen leben können, ohne ihre Zivilisation nachteilig zu beeinflussen. Wenn die Xenosoziologen beider Seiten glauben, dass die Zeit reif ist, werden sie die Existenz unserer Kolonie offenbaren, was die Meinung der Zweifüßer über uns hoffentlich positiv beeinflussen wird.
Aber es gibt keinen Grund, warum mehr als nur einige wenige Menschen unseren Stock besuchen sollten. Das hier ist eben eine Thranx-Kolonie. Und als solche ist sie von Thranx bewohnt.« Mit der Fußhand vollführte er eine Geste. »Von Thranx wie uns beiden.«
Seine Ausführungen ergaben vernichtend, frustrierend viel Sinn, das wusste Desvendapur. Wieso sollte in einem Stock, selbst wenn er auf der Heimatwelt der Menschen lag, die Anwesenheit von Menschen erforderlich sein? Während die jeweiligen Projekte auf Willow-Wane und Hivehom von Anfang an zu dem Zweck entwickelt worden waren, die komplexen Auswirkungen und Probleme zu erforschen, die sich beim engen Zusammenleben von Menschen und Thranx ergaben, war diese Kolonie hier ganz anderer Natur. Sie unterlag der Geheimhaltung - beider Regierungen. Die Kolonie sollte zeigen, dass Thranx auf einer von Menschen beherrschten Welt leben konnten. Der offene Kontakt zu den Zweifüßern würde später erfolgen, wenn beide Spezies sich an die Anwesenheit der jeweils anderen gewöhnt hätten, mit anderen Worten: wenn die Menschen die Thranx nicht mehr abstoßend fanden und umgekehrt.
So viel begriff Des. Auch er fand viele Aspekte der Menschheit Ekel erregend. Der Unterschied zwischen ihm und seinen Artgenossen bestand darin, dass er den Ekel als hervorragende Inspirationsquelle betrachtete.
Doch wie sollte er sich dem Ekel und ähnlichen Emotionen hingeben, wenn ihm der Umgang mit den Milliarden von Ekelerregern verboten war? Nur zu gern würde er sich damit begnügen, zu einem Dutzend Menschen Kontakt zu haben, doch allem Anschein nach würde ihm sogar das verwehrt bleiben. Er konnte nicht ewig darauf warten, dass etwas geschehen würde, dass sich die Umstände änderten. Seine Dienstzeit hier war begrenzt. Darüber hinaus war er zu ungeduldig, als dass er einfach abwarten und dann würde reagieren
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