Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June
Würganfall nach.
»June wird nicht kotzen«, beruhigte ich sie. »Ihr wird nicht mal schlecht sein. Glaub mir, ich habâs gesehen. Also, machst duâs jetzt? Für June?«
May zögerte ein bisschen und sagte dann: »Dafür bist du mir aber was schuldig.« May kann einen total bedrohlich â regelrecht gefährlich â ansehen, wenn sie das will.
Ich grinste trotzdem und bedachte sie mit einer Umarmung, obwohl sie sich eilig daraus befreite. »Und zwar einiges«, betonte sie.
»Du kannst alles von mir haben«, versicherte ich ihr in meiner grenzenlosen Erleichterung. »Sogar mein Erstgeborenes.«
»Was fürân beschissener Deal soll das denn sein?«, empörte sie sich. »Was soll ich denn mit ânem Baby? âºHier, für dich May. Aus lauter Dankbarkeit schenk ich dir was, das heult, schreit und in die Windeln macht.â¹ Igitt. Ich hatte eher an Geld gedacht. Oder ân Erste-Klasse-Ticket nach Paris. Nicht dein hypothetisches Baby.«
In diesem Moment kam June die Treppe heraufgehüpft. »Was fürân Baby?«, wollte sie wissen. »Wer kriegt hier ein Kind?«
»Hast du schon wieder unsere Gedanken gelesen?«, fuhr ich sie an. »Ja oder nein?«
Sie verdrehte die Augen. »Nerv mich nicht, Fräulein Paranoid. Und nein, hab ich nicht. Ich hab unten mit Mariah telefoniert, denn ihre Gedanken interessieren mich erheblich mehr als eure.« June klatschte in die Hände wie ein niedlicher Seehund. »Und jetzt haltet euch fest: Mariah hat Angst, dass ich auf der Party heute Abend besser aussehen könnte als sie! Yay! Also, um wessen Kind gehtâs jetzt?«
May lachte nur und klappte ihren Laptop auf. Ich merkte genau, wie sie angestrengt nachdachte und dabei versuchte, June von ihren Gedanken fernzuhalten.
»War mehr so im übertragenen Sinn gemeint, wenn ich später mal Kinder hab«, erläuterte ich June.
Junes Augen leuchteten auf. »Dann warst du also doch schon im Bett mit Julian?«
»Wenn es so wäre, hättest duâs ganz bestimmt mitgekriegt«, entgegnete ich. »So oft könnte ich âºDrei Chinesen mit dem Kontrabassâ¹ gar nicht singen, um von solchen Gedanken abzulenken.«
June nickte gedankenverloren. »Klingt logisch. Davon abgesehen geh ich jetzt meinen Rock bügeln.«
May wollte sie mit einer Handbewegung aus dem Zimmer scheuchen, aber ich stellte mich ihr in den Weg. »Du gehst also heute Abend zu dieser Party?«
»Na logo. Mariah holt mich in 20 Minuten ab.«
»Mariah holt dich zu einer Party ab, die bei ihr zu Hause steigt?«
June feixte mich an. »So isses. Total lieb von ihr, was?«
»Ich findâs ökologisch unvertretbar. Und was sagst du Mom noch mal, was du vorhast?«
»Dass ich mit Mariah ins Kino will und wir danach noch was essen gehen.«
»Aber dir ist schon klar, dass du um elf zu Hause sein musst?«
»Wer sagt denn, dass ich das nicht hinkriege?«, grinste June. »Und auÃerdem weiÃt du selbst, dass Mom immer um zehn schlafen geht.«
Hilfe suchend sah ich zu May, die mich allerdings ignorierte. »Sie singt gerade âºFrère Jacquesâ¹Â«, informierte June mich. »Und muss sich so sehr darauf konzentrieren, ihre Gedanken vor mir zu verbergen, dass sie im Moment nichts sagen kann.«
May lachte in sich hinein und hackte übertrieben heftig auf ihrer Tastatur herum, während June und ich sie allein in ihrem spärlich beleuchteten Zimmer zurücklieÃen.
Eine Viertelstunde später kam June aus ihrem Zimmer gehüpft. Sie trug den rosa Rock, schwarze Strumpfhosen und knallrote Schuhe. »Wie findest du das?«, fragte sie aufgeräumt und drehte sich in meiner Tür um sich selbst.
Ich erstarrte. Gerade hatte ich an Julian gedacht und überlegt, ob ich vielleicht eine Kette oder so tragen sollte, weil man das als Mädchen möglicherweise bei einem Date so macht â und leider schaffte ich es nicht mehr rechtzeitig, meine Gedanken abzustellen.
»Ist. Nicht. Wahr.« quiekte June. »Du hast ein Date mit dem Typen?« Sie hielt sich die Hand vor den Mund und kicherte. » Ich glaub dir kein Wort! Los, erzähl!«
»Wieso sollte ich dir was erzählen, wenn du mir eh kein Wort glaubst«, sagte ich.
»Mann, nimm doch nicht immer alles so wörtlich!« Dann musterte sie mich von oben bis unten. »Du willst echt in Jeans zu ânem
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