Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June
seh ich leider nicht.«
»Ist sicher alles in Ordnung mit ihr.«
»Und wenn nicht? Wenn nun gerade heute dieser Unfall passiert oder irgendwas anderes und �«
»Und was genau soll ich, May Stephenson â eine Fünfzehnjährige aus einem verdammten Vorort â, tun, um das Schicksal aufzuhalten?« May stemmte die Hände in die Hüften. »Sag mir das mal. Kannst du da irgendwas vorhersehen?«
Ich dachte kurz nach und sagte dann: »Nein.«
»Natürlich nicht. Das ist ja so was von krank, April.« Sie lieà sich wieder auf ihr Bett fallen. »Ich finde, das verstöÃt gegen sämtliche ethischen und moralischen Grundsätze!«
Ich beschloss, mein letztes Ass aus dem Ãrmel zu ziehen.
»Und was war, als Mom ihr Date mit Chad hatte?«, fragte ich sie. »Ich musste dich ja fast mit Gewalt davon abhalten, ihr nachzuschleichen. Was ist denn diesmal so anders? Es geht hier schlieÃlich um June und nicht um Mom.«
May überlegte kurz und fragte dann: »Und was soll ich Mom sagen, wo ich hinwill?«
Mein Hirn arbeitete auf Hochtouren. »Keine Ahnung. Vielleicht zur Nachhilfe bei Henry? Du bist doch sonst immer so schlau, dir fällt garantiert was ein.«
»Jetzt schleim hier bloà nicht rum.« Seufzend wandte sie sich wieder ihrem Buch zu, drehte sich aber gleich wieder zu mir und musterte mich von oben bis unten. »Und wo willst du eigentlich hin?«
Mist.
»Ãhm, also, ins Kino.«
»Und mit wem?«
»Woher willst du denn wissen, dass ich nicht alleine gehe?«
»Weil Freitagabend ist.« May sprach, als würde sie mit einem ungewöhnlich begriffsstutzigen Menschen reden. »Und weil du sonst nie ins Kino gehst.« Und dann riss sie plötzlich die Augen auf. »Ach, ist nicht wahr, heute Abend passiertâs?«
»Passiert was ? Wovon redest �«
»Du willst mit Julian hin, stimmtâs?«
Ich merkte, wie ich rot anlief. »Ja, aber das ist â¦Â«
»Dann steigt heute also die groÃe Schmusenummer?«
Ich holte tief Luft. »Nein, ganz bestimmt nicht. Er wird sehr höflich und zuvorkommend sein.«
»Na, das klingt aber ziemlich spaÃfrei.«
Ich wartete einen Moment, ehe ich ihr die Sache vollständig auftischte. »Also, pass auf, jetzt kommt der Teil, den du noch nicht kennst. Als ich diesen Traum, ich meine, diese Vision hatte, in der June und die Warnlichter vorkamen, weiÃt du? Da hab ich auch Julian gesehen. Er war auch dabei.«
May setzte sich wieder auf. »Echt wahr?«
»Absolut.«
Ich konnte sehen, wie es in Mays Hirn arbeitete. Während sie alle Puzzleteilchen zusammenfügte, wurden ihre Augen immer gröÃer. »Dann hast du dich also nur mit ihm verabredet, um ihn von June fernzuhalten?«
»Ich hab ihn schon schwören lassen, dass er sie nicht mal ansieht, aber das ist nur âne Art zusätzliche Sicherheit.«
May schüttelte fassungslos den Kopf. »April, das ist echt der Tiefpunkt. Das ist ja noch viel bekloppter als meine Hinterherschleicherei bei June.«
»Ach ja? Was soll ich denn machen?«, fuhr ich sie an. »Ich versuche doch nur, unsere Schwester zu beschützen, und wenn das eben solche Mittel erfordert â¦Â«
»Du willst also ânen Typen anlügen und so tun, als ob du ihn magst und dich mit ihm verabreden â¦Â«
»Er wollte mich sowieso einladen!«, protestierte ich. »Ich hab uns im Kino sitzen sehen. Ich hab die Sache nur ⦠ein bisschen beschleunigt.«
»Du benutzt ihn! Und mich willst du jetzt auch noch benutzen!«
»Ich benutze überhaupt niemanden!«, schrie ich sie an. »Es ist doch gar nicht so, dass ich ⦠Also, ich meine â¦Â«
May zog interessiert eine Augenbraue hoch. »Dann stehst du also auf ihn?«
Oh nein. Nicht auch noch May. Die kupplerische Gedankenleserei von June war schon anstrengend genug.
»Auf der âºListe der vertrackten Sachenâ¹Â«, erklärte ich ihr, »kommt das hier gleich hinter Quantenphysik und Relativitätstheorie. Ich will doch nur, dass alles gut ausgeht.«
»Und dabei himmelst du so ganz nebenbei Julian an, während ich unsichtbar auf âner Party rumhänge und mit ansehen muss, wie unsere kleine Schwester den Inhalt ganzer Schnapsregale wieder auskotzt. Na, wenn das nicht romantisch klingt. Sie klapperte erst vielsagend mit den Wimpern und spielte dann einen
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