Die außergewoehnlichen Geheimnisse von April, May & June
Date?«
»Ich geh überall in Jeans hin.« Im Spiegel begutachtete ich mich selbst. Neben June sah ich aus, als ob ich gleich auf den Acker zur Kartoffelernte wollte. »Ich zieh eben gerne Jeans an. Können ja nicht alle in rosa Röckchen rumlaufen, June. Da steht nicht jeder drauf.«
»Ich liebe diesen Rock ja so!«, sagte sie und drängelte sich vor mich, damit sie ihr Spiegelbild sehen konnte. »Der bringt ein bisschen Schwung in mein Leben, wenn du verstehst, was ich meine.«
»Und ist wie dafür gemacht, von irgendwelchen Idioten vollgekotzt zu werden«, ergänzte May, die gerade hereingeschlendert kam. Sie war eindeutig immer noch stinksauer, dass ich sie zu so einer Aktion überredet hatte.
June seufzte nur. »April, wird mich irgendwer vollkotzen?«
»Nee. Aber â¦Â« Ich zögerte, und meine beiden Schwestern sahen mich erwartungsvoll an. »Aber sei bitte vorsichtig, ja? Mach keine Dummheiten.«
June verdrehte die Augen. »Danke für den guten Rat, Mutti. So, und wo steigt nun dein Date heute? Habt ihr wenigstens schon ein bisschen geknutscht?«
»Wir wollen uns den neuen Jeunet-Film ansehen â¦Â«
»Nerds«, urteilte June.
»Ihr geht echt in den neuen Jeunet-Film?!«, schrie May auf, sodass ich zusammenzuckte. Das war gewissermaÃen Salz in die Wunde, denn schlieÃlich war sie bei uns die Frankophile. Und ich zwang sie dazu, den ganzen Abend lang peinlichen Leuten beim Kampftrinken zuzusehen. »Was ist das nur für ein bescheidenes Leben«, seufzte sie.
»Und was habt ihr sonst noch so vor?«, wollte June wissen. »Wollt ihr hinterher noch wandern gehen, oder was? Deine Schuhe sehen zumindest danach aus.«
»Meine Schuhe sind praktisch.«
June schüttelte den Kopf. »Du bist ein hoffnungsloser Fall.«
»Sagt mir eine, die sich Zuckerwatte als Rock umbindet«, zickte ich zurück. »Pass auf, versprich mir wenigstens, dass du Mom oder mich anrufst, wenn du nach Hause willst â¦Â«
»Ja doch, Mom«, seufzte sie wieder. »Wieso denken hier eigentlich alle, dass ich nicht selbst auf mich aufpassen kann?«
»Kein Kommentar«, murmelte May.
»Oh-oh, mütterliche Gedanken im Anmarsch«, warnte June plötzlich, und zehn Sekunden später hörten wir Mom auf der Treppe. »Mädels?«, rief sie, und als sie June und mich so mehr oder weniger aufgebrezelt sah, fragte sie grinsend: »Hey, wo steigt denn die Party? Ihr zwei seht ja echt schick aus.«
May prustete los.
»Nee, keine Party«, erklärte June hastig. »Ich will nur mit Mariah ins Kino und danach gehen wir vielleicht noch was essen. Ich weiÃ, ich weiÃ, bin um elf wieder da.«
Mom wirkte ein bisschen erstaunt, dass sie von selbst auf die Sperrstunde zu sprechen kam, fragte aber nur: »Und du, April, was hast du so vor?«
Ich seufzte innerlich. »Also dieser Julian, der auch auf unsere Schule geht und der sein Spindfach über meinem hat, der hat mich gefragt, ob ich heute Abend mit ihm ins Kino gehe. Wenn das okay ist?«
Irgendwas schimmerte in Moms Augen, das ich nicht so recht deuten konnte. »Du bist mit einem Jungen verabredet?«, fragte sie. »Und das erzählst du mir erst jetzt?«
Jetzt starrten mich beide Schwestern erwartungsvoll an. Toll.
»Na ja«, antwortete ich. »Ich hab ihn mehr oder weniger zuerst gefragt.«
»Ist nicht wahr!«, schrie June und haute mir auf den Arm. »Du bist vielleicht âne Emanze!«
Ich verpasste ihr einen giftigen Blick und sah wieder zu Mom, die sich offenbar ein Grinsen verkneifen musste. »Und, ist dieser Julian nett?«
»Nee, das istân vorbestrafter Axtmörder«, schaltete sich May ein. »April soll ihn resozialisieren. Ist soân ehrenamtliches Projekt für die Schule.«
Alle auÃer May verdrehten die Augen. »Er ist echt nett«, versicherte ich ihr. »Glaub mir.«
Mom nickte. »Dann holt er dich wahrscheinlich ab, damit ich ihn vorher kurz kennenlernen kann?« So wie sie das sagte, war es keineswegs als Frage gemeint, und ich war sehr froh, für diesen Fall vorgesorgt zu haben.
»Er kommt so gegen sieben, plusminus drei Minuten«, bestätigte ich, räusperte mich und hoffte, dass May mich für das, was jetzt kam, nicht umbringen würde. »Und May hat ja auch noch was vor heute.«
May fiel vor Schreck fast vom Bett, erholte sich aber gerade
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