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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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tastete nach. »Ihr habt recht. Wir müssen es noch einmal machen.«
    Emilia schaute sich um. Paulsen lag in seiner Koje und schlief, abersein Bruder Torben hatte sich gerade in der Kombüse an den Tisch gesetzt.
    »Du musst uns helfen«, sagte Emilia bestimmt.
    Der Leichtmatrose schaute auf, tippte an seine Stirn.
    »Moin, Ma’m. Wobei?«
    »Ferdinand. Wir müssen den Knochen noch einmal richten.«
    »Aye.« Sie sah dem Mann die Anstrengung der letzten Stunden deutlich an. »Was soll ich tun?«
    Emilia erinnerte sich daran, wie in Othmarschen einmal einem Knecht das Bein gerichtet worden war. »Piet, du fasst seinen Knöchel, und du, Torben, hältst das Bein am Oberschenkel fest.«
    Die beiden Männer nahmen die gewünschten Positionen ein. Emilia hatte die Leinenbinden gelöst und die Leisten zur Seite gelegt. »Hast du es fest? Er darf sich nicht bewegen«, schärfte sie Torben ein.
    »Aye, Ma’m.«
    »Piet, du ziehst jetzt ganz vorsichtig und gerade an dem Fuß, nur ein wenig.«
    »Jetzt?«
    Sie nickte und strich wieder über den Unterschenkel, fand den Knochen. Als sie den Zug spürte, den Piet ausübte, drückte sie den Knochen sanft, aber entschieden in die richtige Position. »Piet, loslassen.« Sie konnte fühlen, wie der Knochen zurückrutschte und nicht mehr hervorstach. »Jetzt können wir das Bein fixieren. Ein kühler Umschlag auf der Verletzung täte ihm sicher gut. Er hat Glück gehabt, dass die Haut nicht durchstochen wurde, aber vielleicht sind Adern oder Muskeln verletzt. Dagegen können wir jetzt nichts machen.« Sie lächelte Torben zu. »Danke.«
    Wieder tippte er sich an die Stirn und ging zurück in die Küche. »Aye, Ma’m. Wann gibt es Essen, Smutje?«
    »Gleich«, brummte Piet. Er reichte Emilia die Leisten, die sie schnell und sicher fixierte.
    »Du musst seine Koje auspolstern, damit er nicht rollt. Hast du Chinin? Das könnte ihm helfen.«
    »Aye. Habt Ihr so etwas schon öfter gemacht?«, fragte er.
    »Nein, aber einmal dabei zugesehen. Ich hoffe, ich habe es richtig gemacht.«
    »Das wird sich zeigen. Ich bring Euch zurück zur Kajüte.«
    Sie lachte auf. »Nein, das schaffe ich schon allein. Du musst das Essen machen, die Leute haben Hunger und mein Mann sicherlich auch. Ich komme später noch mal nach dem Jungen schauen. Er muss auf jeden Fall trinken.«
    »Aye, aye.«
    Diesmal hatte sie den Wind im Rücken und der Weg war einfacher zu meistern. Carl stand oben am Steuer zusammen mit Wölsch. Immer wieder schaute sie zum Ausguck, der nach Eisbergen spähte. Der Sturm hatte sie weit nach Süden getrieben.
    Fröstelnd betrat Emilia die Kajüte, doch Julius hatte den kleinen Ofen angeheizt und es war angenehm warm.
    »Mögt Ihr einen Tee?«, fragte er.
    »Ja bitte, mit einem ordentlichen Schuss Rum.«
    Merkwürdig, dachte sie, dass Karamell noch gar nicht aufgetaucht war. Sie ging leise in die Kammer, hörte aber schon, bevor sie die Tür öffnete, ein Fiepen. War Emily wach geworden? Der Steward sollte doch ein Auge auf sie haben. Doch das Kind schlief selig. Das Geräusch kam vom Sofa.
    »Kara? Komm, Kara, ich habe ein Leckerchen für dich«, lockte sie ihn, doch der Hund reagierte nicht. »Kara?«
    Emilia kniete sich vor das Sofa, beugte sich darunter. Der Hund konnte kaum den Kopf heben, so eng war es dort. An seinen Zitzen saugten zwei kleine Welpen. »Du hast während des Sturms deine Jungen bekommen? Oh, du Arme.« Emilia schossen die Tränen in die Augen. Sie kraulte die Hündin hinter den Ohren und stand dann auf, um ihr eine Schale mit Wasser zu bringen. Gierig schleckte Karamell die Schale leer und auch noch eine weitere.
    »Wir haben Nachwuchs«, berichtete Emilia Julius. »Bitte den Smutje um etwas Fleisch für Kara.«
    »Wie geht es Karamell? Hat sie alles gut überstanden?«, fragte der junge Mann besorgt.
    Vor kurzem hatte er die Hündin noch über Bord werfen wollen, dachte Emilia und lächelte. »Es scheint so.«
    »Fein. Der Smutje hat bestimmt etwas Gutes für sie.«
    Erst gegen Abend verließ die Hündin kurz ihr Lager und ging an Deck, um sich zu lösen. Schnell schaute Emilia in das Nest. Zwei Welpen lebten, ein Dritter hatte es nicht geschafft. Sie wickelte ihn in einen Fetzen und warf ihn über Bord.
    Hoffentlich, dachte sie, müssen wir nie einen Menschen der See übergeben.
    Die beiden Welpen, eine Hündin und ein Rüde, entwickelten sich prächtig. Auch Ferdinand erholte sich, allerdings nur langsam. Er musste das Bett hüten, was ihm nicht leichtfiel. Um

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