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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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gestiegen? Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?« Sie trocknete Emilia ab, half ihr ins Bett, zog die Decke über sie, holte eine Zweite. »Ich mach dir eine Wärmflasche. Und lasse die Zinkwanne hochbringen und heißes Wasser.«
    »Was ist mit Mutter?«, jammerte Emilia.
    »Das werde ich sehen. Aber wenn Hannes sagt, dass sie tot ist, wird das wohl stimmen. Dein Kind will leben, und zwar jetzt, das ist wichtiger.«
    »Mein Kind?« Emilia riss die Augen auf. Dann erst verstand sie, dass die Wehen eingesetzt hatten. Für einen Augenblick verkrampfte sie sich vor Angst.
    »Täubchen, alles wird gut werden. Ich hole ein paar Dinge und bin gleich wieder bei dir.« Inken eilte davon.
    Zitternd lag Emilia unter den Decken. Ihre Füße und Beine konnte sie kaum noch spüren, ihr war so kalt, dass die Zähne aufeinanderschlugen. Dann krampfte sich ihr Körper zusammen. Sie schloss die Augen, wehrte sich gegen den Schmerz. »Du musst atmen, immer tief in den Bauch atmen«, hatte Piet bei Lilys Geburt gesagt. Sie holte Luft, versuchte, sich zu entspannen und ruhig zu atmen. Es wollte ihr nicht gelingen. Die Wehe ließ nach und sofort hatte sie wieder das bleiche und aufgequollene Gesicht ihrer Mutter vor Augen.
    »Oh, Mutter«, weinte sie. »Ich hätte mich so gerne mit dir ausgesöhnt.«
    Immer und immer wieder kamen die Schmerzen. Inzwischen war ihr nicht mehr ganz so kalt, vor Anstrengung stand ihr sogar Schweiß auf der Stirn.
    Inken kam wieder und brachte heißes Wasser. Mats trug die Wanne hinein und stellte sie vor das Bett.
    »Was ist mit …?«
    Inken schüttelte den Kopf. »Hannes hatte recht. Aber daran solltest du jetzt nicht denken.«
    »Wo ist Lily?«
    »Rieke passt auf sie auf. Sie ist bei ihr in guten Händen.«
    Nachdem Mats den Raum verlassen hatte, fühlte Inken nach Emilias Füßen. »Immer noch eiskalt. Willst du dich in die Wanne setzen? Das heiße Wasser wird dir guttun. Ich habe dir einen Aufguss aus Frauenmantel und Weidenrinde gemacht, das hilft unter der Geburt. Trink davon.«
    Der Aufguss wärmte sie von innen, das heiße Wasser taute ihre Füße und Beine wieder auf. Es tat ihr gut, spürte sie, und endlich konnte sie sich ein wenig entspannen. Inken tastete ihren Bauch ab.
    »Das Kind liegt schon tief, es wird nicht mehr lange dauern.«
    Sie sollte recht behalten. Am Mittag des 30. Septembers 1858 wurde Emilias zweite Tochter geboren. Sie schrie nicht, maunzte nur ein wenig, wie eine junge Katze, und trank sogleich an der Brust. Voller Staunen sah Emilia sie an.
    »Wie wunderhübsch sie ist.« Dann traten ihr wieder die Tränen in die Augen. Carl würde seine zweite Tochter erst Monate später kennenlernen, ihre Mutter hatte ihr Enkelkind nicht mehr sehen dürfen.
    »Du wirfst Kinder wie eine Hündin«, sagte Inken und grinste. »Das ist nicht damenhaft.«
    »Was wäre denn damenhaft?«
    »Du müsstest viel mehr leiden.«
    Emilia lächelte unter Tränen. »Mir ist es lieber so.«
    »Wie soll sie heißen?«
    »Carl hatte sich gewünscht, dass eine Tochter nach seiner Mutter benannt wird – Wilhelmina. Ich möchte den Namen meiner Mutter anfügen.«
    » Wilhelmina Anna Lessing.« Inken nickte. »Aber wir werden sie nicht Minna nennen.«
    »Niemals!«
    An diesem Tag ging alles drunter und drüber in Othmarschen. Anna Bregartner wurde in der Stube aufgebahrt, allerdings ließen sie den Sarg schließen, denn der Anblick war grauenvoll. Julius und die Verwandtschaft in Hamburg wurden über ihren Tod in Kenntnis gesetzt.Julius kam noch am Abend angeritten. Lange blieb er in der Stube, sein Gesicht war verquollen und die Augen gerötet, als er schließlich in die Küche ging.
    Inken hatte zwei Hühner geschlachtet und eine kräftige Brühe gekocht. Julius setzte sich auf die Küchenbank, auf der Lily, in eine Decke gewickelt, lag und schlief.
    »Warum ist sie nicht im Bett?«, fragte er mit rauer Stimme.
    »Einer geht und einer kommt«, sagte Inken leise und gab ihm einen Teller Suppe. »Eure Schwester hat heute eine Tochter geboren. Sie hat vorher noch versucht, Eure Mutter aus dem Teich zu ziehen, ist ganz hineingestiegen.«
    »Oh nein. Und das Kind …?«, fragte er erschrocken.
    »Alles ist gutgegangen. Es ist ein kleines Mädchen, sie soll nach Eurer Mutter heißen und nach der Mutter des Vaters – Wilhelmina Anna.«
    »Wilhelmina Anna«, wiederholte er leise. »In ihr wird meine Mutter weiterleben.« Dann sah er auf. »Und Emma?«
    »Sie hat alles wunderbar überstanden.«
    »Darf ich

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