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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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warf sie Dörte einen giftigen Blick zu.
    »Inken …« Emilia schaute verzweifelt zur ihrer Magd, doch die hatte den Kopf gesenkt. »Es ist eisig draußen. Es hat gefroren und es schneit.« Emilia drehte sich verzweifelt um, sah Mats und Ole an. »Sie kann doch nicht in die Remise gehen. Dort erfriert sie doch.«
    »Ich bringe ihr Kohlen.« Ole stand auf, seine Schultern hingen tief und sein Rücken erschien Emilia auf einmal sehr gebeugt. Er ging zum Ofen, füllte Kohlen in einen Eimer und folgte Sofie.
    »Deine Schlittschuhe!« Mats hielt die geschliffenen Kufen hoch, sie blitzten im Schein der Lampen.
    Emilia vergaß alles andere und klatschte in die Hände. »Darf ich sie gleich ausprobieren? Bitte!«
    »Nein«, sagte Mats. »Es dämmert schon. Bis zum Weiher am Röperhof ist es zu weit.«
    »Zur Teufelsbek, bitte, lass uns zur Teufelsbek gehen«, flehte sie. »Ich will sie ja nur kurz ausprobieren.«
    Mats sah zu Inken, doch die schüttelte den Kopf. »Kein fließendes Gewässer. Die Bäche sind gerade erst zugefroren. Das Eis wird noch nicht halten.«
    »Aber es ist mein Weihnachtsgeschenk«, beschwor Emilia sie. »Bitte! Nur einmal kurz.«
    »Auf unserem Teich? Da ist das Eis dick genug. Es trägt mich«, sagte Mats. »Ich habe es ausprobiert.«
    Emilia zog eine Schnute. »Unser Teich ist winzig.«
    Inken seufzte. »Da oder gar nicht. Aber zieh dich ja warm an, Täubchen.«
    Emilia stürmte in den Flur, griff nach der wollenen Mütze, den Fäustlingen und ihrem Mantel. Sie zwängte sich zappelnd hinein und schlang einen Schal um ihren Hals. Die Schnürstiefel standen in der Küche am Ofen. Um die Schnüre schließen zu können, musste sie die Handschuhe wieder ablegen. Aufgeregt zog sie an den Bändern.
    »Ich helfe dir«, erbarmte sich Inken lächelnd und band die Schnürsenkel zu festen Schleifen. »Und jetzt geh. Dass du gut auf sie aufpasst, Mats«, ermahnte sie den Knecht.
    »Sie ist doch unser Sonnenschein. Als ob ich da nachlässig wäre.« Mats schüttelte empört den Kopf. »Dann komm, min Deern«, sagte er grinsend und nahm sie bei der Hand.
    Die eisige Luft biss in ihre Wangen, aber sie streckte tapfer das Kinn in die Luft. Jetzt galt es, keine Schwäche zu zeigen, wollte sie doch unbedingt eislaufen. Sie hatten zwei Teiche – einer davon ein Zierteich vor dem Haus, in den ein kleiner Steg führte. Mutter hatte ihn anlegen lassen und saß im Sommer gerne am Rand des Wassers im Schatten der Bäume. Im hinteren Garten war ein weiterer natürlicher Teich. Er wurde im Frühjahr von der Teufelsbek gespeist. Im Sommer trocknete der Zufluss meist aus und im Herbst füllte ihn das Regenwasser wieder. Die Tiere nutzten den Teich als Tränke, auch gab es ein paar Karpfen, die Mats ausgesetzt hatte und von denen hin und wieder einer auf den Tisch kam.
    Emilia setzte sich am Rande des Teichs auf einen Baumstumpf und band die Schlittschuhe, Stahlkufen, die an einer Holzsohle befestigt waren, unter ihre Stiefel. Die Schlittschuhe der Jörgensens waren schlichte Eisenkufen, die sie unter die Schuhe banden. Emilia besah sich stolz das schöne Geschenk an ihren Füßen. Sie prüfte mehrfach, ob die Schnüre auch fest genug saßen, dann stand sie vorsichtig auf.
    Mats war auf das Eis getreten und stapfte fest auf. Es knirschte zwar, hielt aber.
    »Du läufst nur hier vorn«, sagte er mit ernster Stimme. »Nicht dort hinten, wo der Zufluss ist. Dort ist das Eis immer dünner.«
    »Natürlich! Ich bin doch nicht dumm, Mats.«
    Langsam ging sie das Ufer hinunter bis zur Eisfläche. Bisher hatte sie sich Schlittschuhe von einem der Jörgensens leihen müssen, sie hatten sich dann immer abgewechselt, aber nun besaß sie ihre eigenen.
    Erst noch unsicher glitt sie über das Eis, doch dann ging es fast wie von selbst. Immer schneller und schneller drehte sie ihre Runden. Es war ein herrliches Gefühl, so mühelos und leicht.
    »Pass auf, Deern!«, rief Mats vom Ufer.
    Sie hatte sich, ohne es zu bemerken, dem nördlichen Rand des Teichs genähert. Emilia stoppte. Dort glänzte das Eis, als ob es feucht sei. Und gluckerte es nicht auch? Sie lauschte, das Herz pochte ihr bis zum Hals.
    »Komm langsam zurück«, rief Mats. »Ganz langsam.«
    Plötzlich schienen ihre Füße vergessen zu haben, wie man über das Eis glitt. Sie hob den rechten Fuß, statt ihn nach vorn zu schieben, schwankte, hätte beinahe das Gleichgewicht verloren.
    »Emma, vorsichtig!«
    Sie blieb stehen, die Arme zu den Seiten ausgestreckt, und holte

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