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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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denn ihr müsst ja euer neues Heim planen, bauen und einrichten.«
    »Richtig«, sagte Hinrich und straffte die Schultern. »Das müssen wir.«
    Anna lächelte und setzte sich wieder. »So ist es. Und ihr werdet es mir sicher nicht übelnehmen, dass ich, jetzt, wo ich es wieder kann, meinen Haushalt neu ordne. Dazu gehört, dass Sofie und Inken in der Mansarde wohnen. So muss auch Emma dort oben nicht mehr allein schlafen.« Sie holte tief Luft. »Auch in der Küche werde ich einige Änderungen vornehmen. Jetzt bin ich wieder so weit wohlauf, dass ich den Haushalt führen kann.«
    »Ist das so?« Hinrich maß sie mit seinen Blicken, dann wandte er sich Martin zu. »Und du siehst das genauso, Bruder?«
    Martin nickte. »Anna geht es viel besser. Es wird Zeit, dass sie wieder unseren Haushalt führt.«
    Hinrich schüttelte den Kopf. »Dass du so unter dem Pantoffel stehst …« Er stand auf, knüllte seine Serviette zusammen und verließ den Raum.
    Eine Weile schwiegen sie und folgten dem Geräusch seiner schweren Schritte auf der Treppe. Dann sahen sich die Eheleute an.
    »Herrgott, Anna«, seufzte Martin. »Er ist doch mein älterer Bruder.«
    Anna streckte das Kinn vor. »Und dies ist mein Haushalt. Ich kann nicht zulassen, dass meine Dienerschaft unter Wilhelmina leiden muss.«
    »Wir sollten nicht zu hart sein. Sie haben alles verloren: Haus, Hof, Kinder – alles, was wir noch haben.«
    »Martin, das Geschäft läuft besser denn je. Ihr bereichert euch mit der Ziegelei und den Plattschiffen an all den Armen, die wirklich alles verloren haben. Denk mal darüber nach.« Anna seufzte. »Und ich sehe nicht ein, dass Sofie in der Remise schlafen soll.«
    »Das muss sie ja nun nicht mehr«, seufzte Martin.
    Emilia schob ihren Stuhl leise zurück und schlüpfte aus dem Esszimmer. Sie rannte die Treppe hoch. Im ersten Stock blieb sie stehen, aus ihrem ehemaligen Zimmer, das nun Tante Minna bewohnte, erklang lautes Schluchzen.
    »Ich will hier weg, Hinrich. Ich will wieder mein eigenes Haus haben.«
    Was der Onkel erwiderte, hörte Emilia nicht. Sie stieg bis in die Mansarde und klopfte an der Tür zu der Kammer, die Sofie nun bewohnte. Die alte Magd lag auf dem Bett, rang nach Luft.
    »Täubchen.« Sofie lächelte schwach.
    »Du bist meine Muhme, hat Mutter gesagt.« Emilia biss sich auf die Lippe. »Soll ich Inken holen?«, fragte sie dann leise.
    »Auch Inken kann mir nicht mehr helfen.« Sofie schloss die Augen. »Täubchen«, murmelte sie nochmals. Dann seufzte sie laut und hörte auf zu atmen.
    Der Boden war gefroren, und so musste auf der Grabstätte ein Feuer entfacht werden, um die Grube auszuheben. Emilia weinte bittere Tränen um Sofie, selbst Inken konnte sie nicht trösten.
    Obwohl Sofie nicht mehr viel zum Haushalt beigetragen hatte, fehlte sie doch sehr. Es war, als sei ein guter Geist verschwunden.
    In den langen Wintermonaten gruselte sich Emilia zunehmend in der Mansarde. Sie meinte, nachts Sofies Stimme aus der kleinen Kammer nebenan zu hören. Oft wachte sie auf, lag mit pochendem Herzen im Bett und lauschte auf den Wind, der unter der Dachtraufe heulte, an den Fenstern rüttelte und durch die Dachsparren fuhr. Sie wurde immer blasser und stiller.
    »Das Kind ist krank«, sagte Tante Minna besorgt. »Sie ist heute schon wieder mitten in den Übungen eingeschlafen. Sie isst auch nicht mehr richtig, Anna.«
    Die beiden Schwägerinnen hatten sich zusammengerauft, sie sprachen den Haushalt untereinander ab. Wilhelmina hatte zudem eine neue Beschäftigung gefunden – gemeinsam mit dem Architekten plante sie das neue Haus in Hamburg.
    »Ja.« Anna nickte besorgt. »Das ist mir auch schon aufgefallen. Ob es an diesem langen und kalten Winter liegt? Es ist doch schon Ende März und immer noch fürchterlich kalt. Ich sehne mich so nach Licht und Wärme, nach frischem Gemüse. Ich kann bald kein Sauerkraut mehr ertragen.«
    »Vielleicht leidet sie wirklich unter dem langen Winter. Sie ist ständig erschöpft und schlapp und geht kaum noch aus dem Haus, um mit den Nachbarskindern zu spielen. Am liebsten sitzt sie am Kamin und starrt ins Feuer. Wir sollten einen Arzt konsultieren.«
    Inken, die die Lampen in der Stube anzündete, hörte das Gespräch der beiden. Nachdenklich kehrte sie in die Küche zurück. Auch ihr war das veränderte Verhalten des Mädchens aufgefallen.
    Emilia saß gerade auf der Küchenbank und hielt ihre Puppe fest in den Armen.
    »Möchtest du etwas essen?«, fragte Inken.
    Emilia

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