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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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aufgescheuchte Hühner eilten die beiden Frauen ins Haus.
    In den nächsten Tagen wurde geklopft, gefegt, gewaschen und gewienert. Die Fenster wurden geputzt und das Silber poliert. Annaund Wilhelmina planten das Essen, verwarfen ihre Pläne, planten neu. Der Unterricht in den Nachmittagsstunden, den Emilia mittlerweile richtig gerne mochte, fiel aus, und das machte sie ganz traurig. Sie hatte Gefallen an der fremden Sprache gefunden und ihre Tante ging nun viel versöhnlicher und liebevoller mit ihr um als zu Anfang.
    Am Freitag kochte Dörte Sülze. Es würde am Samstag ein fünfgängiges Menü geben. Inzwischen war bekannt, dass die beiden Herren der Bürgerschaft ihre Damen mitbrachten, der Herr Semper doch nicht kommen würde und Herr Lindley ohne Begleitung käme. Gegen sieben würden die Gäste aus Hamburg eintreffen, das Essen sollte um halb acht serviert werden.
    Emilia würde mit dem Gesinde essen und um acht kurz den Gästen vorgestellt werden. Dafür wurde ihr bestes Kleid gewaschen, gestärkt und geplättet. Auch die Kleidung der Erwachsenen wurde geprüft und gesäubert. Die Wäsche hing im Garten auf der Leine, in der Waschküche brodelte die Lauge im Bottich. Zwei Waschfrauen aus dem Dorf waren gekommen, um zu helfen.
    Inge stöhnte, sie hatte alle Teppiche ausgebürstet, das Esszimmer und die Stube geputzt, jetzt musste sie das Silber polieren. Emilia saß neben ihr in der Küche, sie durfte die kleinen Löffel abreiben.
    »Als Vorspeise gibt es Sülze«, besprach Mutter mit Dörte und Inken. »Dann eine klare Brühe mit Einlagen. Als Zwischengang den Räucheraal und als Hauptgang Braten mit Kartoffeln und Rote Beete. Zum Nachtisch gibt es Apfelkuchen mit Schlagsahne.«
    Dörte nickte. »Gregor hat den Wein schon herausgesucht. Der gnädige Herr möchte ihn bitte prüfen. Wir haben aber nur noch zwei Flaschen Schaumwein.«
    Anna überlegte. »Zwei Flaschen sollten reichen. Leg sie im Keller auf Eis. Branntwein ist noch genügend da?«
    Dörte nickte.
    »Gut, dann haben wir ja alles besprochen.« Sie schaute zu Emilia. »Deine gute Kleidung wird allmählich zu kurz, obwohl die Schneiderin schon die Säume ausgelassen hat. Ich fürchte, wir werden demnächst neue Sachen für dich brauchen.«
    »Warum darf ich nicht mit am Tisch sitzen, Mutter?«, wollte Emilia wissen. »Ich werde auch ganz brav sein.«
    »Täubchen, das ist etwas für Erwachsene. Dein Vater und dein Onkel haben wichtige Dinge mit den anderen Herrschaften zu besprechen.« Sie wischte sich über die Stirn. Immer noch war es drückend heiß und in der Küche stand die Hitze noch mehr als sonst.
    »Aber ich bin doch schon sieben! Viel älter als Julius.«
    Anna lachte. »Nein, Kind, das ist nichts für dich.«
    Am nächsten Morgen war die Dienerschaft noch früher auf als sonst. Die Suppe, die sie am Vortag schon gekocht und in den kühlen Keller gestellt hatten, war umgeschlagen und sie mussten sie wegschütten.
    »Was mache ich jetzt nur?«, jammerte Dörte.
    Mit grimmiger Miene nahm Inken das Beil und ging zum Hühnerhaus. »Dann kochen wir jetzt eben eine Geflügelbrühe.«
    Kurze Zeit später stoben die Federn im lauen Wind durch den Hof. Julius saß mittendrin und klatschte begeistert jauchzend in die Hände. Inken saß auf der Bank und rupfte das Huhn mit wilder Entschlossenheit.
    »Kann ich helfen?«, wollte Emilia wissen.
    Inken sah auf. »Ich weiß nicht, Täubchen. Vielleicht kannst du Gemüse putzen. Frag Dörte.«
    Emilia trollte sich in die heiße und stickige Küche. Dörte stand am Tisch und verschlug Eier. »Wenn die Sülze nicht fest geworden ist, erhänge ich mich.«
    »Soll ich nachschauen?«, fragte Emilia.
    »Kind, die Sülze steht im Keller auf Eis. Willst du wirklich dort runtergehen?«
    Emilia straffte die Schultern. »Natürlich.« Sie ging in den Keller und kehrte kurz darauf stolz zurück. »Sie ist fest geworden, Dörte.«
    »Dem Himmel sei Dank. Kannst du mal nachschauen, ob Inge den Tisch eindeckt? Ich habe sie seit Stunden nicht mehr gesehen.«
    Emilia hüpfte durch den Flur zum Esszimmer. Dort lagen die gebleichten und gebügelten Leinentücher schon auf dem Tisch, warenaber noch nicht ausgelegt. Auf der Anrichte stand das Tablett mit den Gläsern, die im Sonnenlicht glänzten. Von Inge war jedoch nichts zu sehen. In der Stube saßen Vater und Onkel Hinrich und diskutierten miteinander. Sie blickten nur kurz auf, als Emilia die Tür öffnete.
    »Ist Inge hier?«
    »Nein, aber sie soll uns frischen Kaffee

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