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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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bringen.«
    Kaffee, dachte Emilia und schloss die Tür wieder. Aus dem ersten Stock konnte sie Stimmen hören. Sie stieg die Treppe hinauf, schaute sich um. Die Stimmen kamen aus ihrem alten Zimmer, in dem immer noch Tante Minna wohnte.
    »Aber wie soll ich Euch die Haare denn aufstecken?«, fragte Inge.
    »Na, ich habe dir doch die Zeichnung gezeigt. So trägt man das jetzt wohl bei Hofe. Hier vorn straff gescheitelt und dann zu einem hohen Knoten gesteckt«, sagte Tante Minna und seufzte laut.
    »Ach, Minna«, meinte Anna, die auf dem Bett saß, noch in ihrem Unterkleid, »es ist doch nur ein Essen und kein Ball.«
    »Es ist ein ganz besonders wichtiges Essen für Hinrich, da darf nichts schiefgehen. Au! Pass doch auf«, herrschte sie Inge an.
    Das Mädchen trat einen Schritt zurück und senkte den Kopf. »Es tut mir leid, gnädige Frau. Ich weiß aber nicht, wie ich das stecken soll.«
    Emilia schob sich ins Zimmer. »Dörte sucht dich, Inge. Und Papa und Onkel Hinrich wünschen Kaffee.«
    Das Mädchen seufzte.
    »Geh ruhig, Inge«, sagte Anna, »und hilf unten weiter. Ich versuche es mal, Minna.« Sie stand auf und nahm dem Mädchen die Bürste und die Haarnadeln ab und schaute auf den Zeitungsausschnitt, der auf der Frisierkommode lag. »Ich fürchte, ganz so werden wir das nicht hinbekommen, dafür sind deine Haare einfach zu dünn.«
    Wilhelmina verzog das Gesicht. »Ich weiß. Aber wenigstens ein bisschen.«
    Emilia setzte sich auf das Bett und schaute zu, wie die beiden sich gegenseitig frisierten und dann ankleideten. Es faszinierte sie, wie ausihrer Mutter und der Tante plötzlich zwei elegante Damen in Kleidern mit weiten Ärmeln und Röcken wurden, die Haare wie ein Vogelnest auf dem Kopf aufgetürmt.
    »Ich möchte auch so aussehen«, hauchte sie.
    »Wenn du groß bist, Täubchen«, lachte ihre Mutter und drehte sich im Kreis, so dass die Seide im Licht schillerte. »Gefalle ich dir?«
    Emilia nickte.
    »Ach«, sagte Tante Minna. »Es ist so wichtig, dass Herr Lindley sich bei uns wohl fühlt.«
    »Was hast du bloß immer mit ihm?«, fragte Anna und schnürte das Mieder ihrer Schwägerin.
    »Es ist wichtig für uns. Für Hinrich und mich, weil wir einen guten Platz für unser neues Haus haben wollen und dabei Lindleys Wissen als Ingenieur gefragt ist, aber auch für die Firma. Er hat zahlreiche Kontakte, gerade nach England, die für uns nützlich sein können. Immerhin ist das erste von unseren eigenen Schiffen bald fertig und soll auf große Fahrt gehen.«
    Anna biss sich auf die Lippen. »Der Werft geht es gerade recht gut, wir haben mehrere Aufträge, kommen schon fast nicht hinterher. Dann die Ziegelei dazu. Warum müssen wir jetzt auch noch Schiffe auf unseren Namen bauen und auf große Fahrt schicken?«
    Wilhelmina seufzte. »Du bist genauso wie dein Mann, liebe Anna – die Zeiten ändern sich und man muss mithalten können. Die Macht steckt im Handel, im Überseehandel.«
    »Die Risiken auch. Wir sind gut darin, Schiffe zu bauen, die Familie macht das seit Hunderten von Jahren. Warum müssen wir jetzt auf eigene Kosten Schiffe bauen und sie auf Fahrt schicken? Sie können untergehen, dann ist alles verloren – das Schiff, das wir bezahlt haben, und die Ladung.«
    »Immer mehr Leute wandern nach Amerika aus, sie brauchen Schiffe, die sie dort hinbringen. Immer mehr Reis wird hier gegessen, der lässt sich aber hier nicht anbauen. Salpeter ist gefragt, der kommt aus Südamerika. Auf den Weltmeeren liegt die zukünftige Macht des Handels, meine Liebe. Die Engländer und Niederländer haben dasschon längst erkannt. Wir wären dumm, wenn wir nicht in dieses Geschäft einsteigen würden.«
    »Du magst recht haben, allerdings gehen die meisten großen Schiffe mit Order aus England, nicht aus Bremen oder gar Hamburg.«
    »Eben.« Wilhelmina lächelte. »Deshalb wollen wir das ja auch ändern.«

6. K APITEL
    Wie in einem Bienenstock summte und brummte es in der Küche. Um sechs war der Tisch eingedeckt, die Vorspeise angerichtet. Die Hühnerbrühe köchelte im Kessel, der Braten schmorte schon seit Stunden im Ofen.
    Emilia saß auf der Bank vor dem Haus und naschte Beeren aus der Schüssel, die ihr Inken gegeben hatte.
    Auch wenn Mutter und Tante nicht laut gestritten hatten, war Mutter doch verärgert über die Worte der Tante gewesen, das hatte Emilia gespürt. Weshalb das so war, hatte sie nicht verstanden. Es hing mit der Firma zusammen, das wusste sie wohl.
    Wie ein graues Tuch sah der Himmel

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