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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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verblüfft an. »Bist du in Begleitung hier?«
    »Das Mädchen. Tine.«
    »Was ist mit Rieke?«
    »Das ist eine lange Geschichte, ich erzähl es dir später.« Emilia schob ihren Hut zurecht, strich über den Mantel und das Kleid.
    »Wird sie deinen Verwandten etwas sagen?«, fragte Carl.
    Emilia ging einen Schritt zurück. »Vermutlich.« Sie holte Luft. »Ist das ein Problem für dich?«
    »Für mich?« Er lachte kurz auf. »Nein. Ich will um deine Hand anhalten, die mir vermutlich nicht gewährt wird. Aber was ist mit dir? Du wirst Ärger bekommen.«
    »Ja.« Emilia biss sich auf die Lippe, dann fiel sie ihm wieder um den Hals. »Wirklich? Wirklich? Wirklich? Du willst um meine Hand anhalten?«
    »Das will ich, seit ich dich zum ersten Mal gesehen habe. Ich hatte jedoch keine Hoffnung, weil ich nicht den Ansprüchen deiner Familiegenüge. Aber dann kamst du zu mir auf mein Schiff und seitdem träume und denke ich nur noch daran, dich zur Frau zu nehmen.«
    »Oh, Carl.«
    Er schob sie von sich. »Aber jetzt solltest du besser gehen, bis wir alles geklärt haben, sonst machst du es nur noch schlimmer für dich. Das möchte ich nicht.«
    »Ein Kuss, gib mir noch einen Kuss.« Sie legte die Arme um seinen Hals und drückte die Lippen auf seine. Haut an Haut, Herz an Herz standen sie da, als die Tür zu der Kajüte aufgerissen wurde.
    »Fräulein Emma?« Tine stockte, dann schrie sie laut auf, drehte sich um und lief die Treppen hoch zum Deck.
    »Tine, Tine, warte!«, rief Emilia hinter ihr her. »Bleib stehen.«
    Kaum hatte das Dienstmädchen den Vorbau erreicht, blieb sie kurz stehen und drehte sich um. »Das werde ich Eurer Tante berichten! Welch schamloses Verhalten!« Sie schüttelte den Kopf und stürzte davon.
    Emilia blieb wie erstarrt stehen. Dann lief sie hinter dem Mädchen her. »Tine! Tine, bleib stehen! Sofort!« Doch die Magd hörte nicht, raffte die Röcke und lief das Fallreep hinunter zum Kai.
    »Und jetzt?« Emilia blieb ratlos an der Verschanzung stehen, sah Tine hinterher.
    »Ich gehe sofort zu deinem Onkel«, sagte Carl, der ihr gefolgt war, »und erkläre meine Absicht. Willst du in meiner Pension warten? Ich kann dir sicher dort ein Zimmer besorgen, so dass keine Schande auf dich fällt.«
    »Ach Carl!« Emilia sah ihn traurig an. »Das ist doch zwecklos. Mein Onkel wird dieser Verbindung niemals zustimmen. Und wenn ich ein Zimmer in deiner Pension nähme, würde ich alles nur noch verschlimmern. Es würde aussehen, als hätten wir tatsächlich etwas Unsittliches getan.«
    »Ich habe keine Erfahrung mit diesen Dingen«, gestand Carl. »Ich will nicht, dass dein Ruf beschädigt wird.«
    »Das ist nun wohl zu spät. Dieses blöde Huhn von Magd. Wahrscheinlichhat meine Tante sie angespitzt und sie sucht nur nach etwas, was sie mir ankreiden kann. Na, die kann etwas erleben.« Sie straffte die Schultern und setzte den Fuß auf die Planke. »Ich werde morgen mit dir in Kontakt treten. Wie, weiß ich noch nicht, aber mir wird schon etwas einfallen. Du hast mich hier nie gesehen, ja?«
    Carl sah sie erstaunt an. Dann nickte er leicht. »Wenn du meinst. Aber mir wäre es lieber, wenn ich heute noch mit deinem Onkel sprechen würde.«
    »Ja, aber taktisch wäre das nicht klug.« Emilia ließ den Blick über die Menge im Hafen schweifen, nickte dann zufrieden. »Herr Jenisch! Hallo! Hallo, Herr Jenisch!«, rief sie und eilte die Stelling hinunter zum Kai. »Lieber Herr Jenisch!«
    Der junge Mann sah sie erstaunt an. »Fräulein Bregartner. Was macht Ihr denn hier um diese Zeit am Kai? Und so allein? Oder seid Ihr in Begleitung?«
    »Ich war. Aber mein Mädchen ist weggelaufen, nach Hause, denke ich. Sie ist noch nicht lange bei uns und nicht sehr zuverlässig.« Emilia senkte den Kopf und seufzte. »Leider. Das Mädchen, das ich davor hatte, ist mit einem Matrosen nach Amerika durchgebrannt, kann man sich so etwas vorstellen?« Sie schlug die Augen auf und sah ihn zutraulich an. »Und ich war mit ihr hier am Kai, um vielleicht Herrn Rickmers zu treffen, denn er erwartet ein Schiff. Das ist aber wohl noch nicht angekommen.«
    »Heute kam nur die ›Lessing‹«, sagte der junge Mann und fasste sie am Ellbogen. »Darf ich Euch nach Hause bringen? Allein solltet Ihr um diese Zeit nicht mehr am Hafen sein.«
    »Das wäre furchtbar freundlich von Euch. Ich wusste schon gar nicht mehr, wie ich mich nach Hause trauen sollte.«
    »Aber das ist doch eine Selbstverständlichkeit, Fräulein Bregartner.« Zusammen

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