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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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ging zur Tür. »Meine Stelle werde ich jedenfalls nicht aufgeben.«
    Ich will sofort zu Carl, dachte Emilia unglücklich. Er weiß sicher eine Lösung. Bei dem Gedanken an die Reaktion ihrer Tante und ihres Onkels wurde ihr ganz mulmig. Doch dann dachte sie wieder an Carl, und ein großes Glücksgefühl durchströmte sie. Wir werden es schaffen, unsere Liebe ist stark genug dafür! Mit diesen Gedanken schlief sie endlich ein.
    Am nächsten Morgen schlüpfte sie noch vor dem Frühstück aus dem Haus und brachte einen Brief zu Lessings Pension. Dann huschte sie zurück und wartete voller Anspannung. Doch der Tag verging, nur Jenisch sprach vor und lud sie zu einer Kutschfahrt am Samstag ein.
    Gegen Abend kam die Post. Emilia hatte sich in der Diele herumgedrückt, um den Boten nicht zu verpassen.
    »Ein Brief für dich«, sagte die Tante und schaute auf den Absender. »Von Kapitän Lessing.« Sie sah Emilia empört an. »Lessing? Seit wann ist der wieder in Hamburg? Dann hat das Mädchen doch die Wahrheit gesprochen?«
    Emilia streckte die Hand aus und nahm den Brief schnell an sich. Warum schrieb er und wurde nicht vorstellig? Ihr Herz klopfte.
    »Emma! Sag die Wahrheit, was ist gestern am Hafen geschehen?«, presste die Tante wütend hervor.
    »Die ›Lessing‹ ist gestern eingelaufen.« Emilia hob den Kopf. »Ich habe Kapitän Lessing begrüßt, aber nichts Unanständiges getan.«
    »Ich hatte dir doch den Kontakt zu diesem unseligen Mann untersagt.«
    »Für mich ist er nicht unselig. Er ist ein sehr bedachter, gebildeter Mann mit großen Ambitionen.«
    »Papperlapapp! Er ist einfacher Kapitän eines Seglers. Er hat keine Zukunft und ich wünsche nicht, dass du mit ihm korrespondierst, geschweige denn, dass du dich mit ihm triffst.«
    »Tante Minna, ich bin nun zwanzig. Im nächsten Frühjahr werde ich einundzwanzig. Ich denke, ich kann sehr wohl entscheiden, was für mich richtig ist und was nicht.«
    »Kind, du bleibst unter der Mundgewalt deines Onkels, der deinen Vater vertritt, bis du heiratest. Und so lange entscheiden wir für dich.«
    »Ich habe vor zu heiraten.«
    »Das will ich hoffen. Und dann hat dieser Unfug mit Lessing endlich ein Ende.« Sie schnaufte.
    Emilia raffte ihre Röcke und rannte die Treppe empor. »Du bist so ungerecht!«, rief sie.
    »Emma!«
    Doch sie hörte nicht, stürzte in ihr Zimmer und warf die Tür zu. Mit zitternden Fingern löste sie das Siegel des Briefes.
    »Liebste, liebste Emma,
    ich konnte in dieser Nacht kaum ein Auge schließen, so voller Glück war ich. Deine Zeilen, die ich heute Mittag bei meiner Wirtin fand, haben das Gefühl verstärkt. Es ist kein Traum, nein, es ist die Wirklichkeit. Wir haben uns gefunden und zusammen werden wir durch das Leben gehen. Noch nie hat mich irgendetwas so glücklich gemacht wie diese Erkenntnis.
    Jedoch sollten wir sorgsam vorgehen. Deine Familie lehnt unsere Verbindung ab. Für sie bin ich ein Habenichts, ein dummer Kapitänohne Vermögen. Natürlich sorgen sie sich um dich, wollen eine sichere Zukunft für dich und einen Ehemann, der gut für dich sorgen kann. Bisher habe ich nur Schulden meinen Brüdern gegenüber, die ich jedoch mit dieser Schiffsladung zum größten Teil zurückzahlen kann.
    Um die weiteren Pläne zu besprechen, sollten wir uns treffen. Ich möchte nicht, dass du Nachteile erfährst, wenn deinem Onkel gewahr wird, wie es um uns steht.
    Mit Glück werde ich nach einer weiteren Tour etwas Kapital vorweisen können. Wenn man das klug anlegt, könnte ich ein Haus kaufen. Ein Zuhause für uns, für dich.«
    Emilia schüttelte den Kopf. Er wollte noch einmal auf große Fahrt gehen, bevor er sich erklärte? Noch einmal monatelanges Warten und Hoffen? Das würde sie nicht ertragen. Sie brauchte keinen Pomp und keinen Status, sie wollte nur ihn.
    Unruhig nahm sie den Brief wieder auf, las weiter.
    »Aber der Gedanke, noch einmal so lange von dir getrennt zu sein, ohne dass wir unsere Verbindung legalisiert haben, zerreißt mich. Ich werde morgen mit meinen Brüdern sprechen und sie bitten, die Schulden noch ein wenig ruhen zu lassen. Dann könnte ich jetzt schon für eine Unterkunft für dich aufkommen. Ob es für ein Häuschen reicht, muss ich ebenfalls noch in Erfahrung bringen. Eine Wohnung sollte ich auf jeden Fall anmieten können. Wäre das ein Gedanke, mit dem du dich anfreunden könntest?
    Morgen, wie gesagt, treffe ich mich mit meinen Brüdern und auch mit dem Agenten, der den Salpeter gekauft hat. Ich muss für

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