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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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geschnürt als du«, gestand Emilia, als sie in Mettes Schlafzimmer standen.
    Mette half ihr aus dem Kleid und öffnete ihr das Mieder. »Mein Gott, das ist ja unmenschlich. Wie kannst du damit überhaupt essen? Da geht doch nichts runter, wenn du so zugeschnürt bist.«
    »Man gewöhnt sich daran und das ist noch gar nicht das engste Mieder, das ich habe. Ich esse immer vor den Gesellschaften etwas, bevor ich das Mieder anlege. Damen sollen auch nur manierliche Häppchen zu sich nehmen.« Sie lachte. »Es geht auch gar nicht anders, mehr kriegt man nicht rein.« Sie schaute sich um. »Wie sieht denn deine Wäsche aus?«
    »Ich knöpfe oder binde vorn. Das kann ich allein und es ist ganz einfach. Dann ziehe ich die Röcke über, dann das Kleid. Das wird auch vorn geknöpft. Schau.«
    Emilia seufzte erleichtert auf. »Wenn ich solche Kleidung habe, kann ich mich auch allein anziehen. Da brauch ich keine Dienstmagd.«
    »Aber nach ein paar Wochen wirst du dein Personal bestimmt vermissen«, sagte Mette leise. »Glaubst du nicht?«
    Emilia lehnte sich zurück. »Vielleicht. Aber das macht nichts.«
    »Das sagst du jetzt. Und wenn doch?«
    »Dann ist das eben so. Ich habe eine Entscheidung getroffen und muss mit den Konsequenzen leben. Und das werde ich.« Sie zögerte. »Aber es gibt andere, persönlichere Dinge, um die ich mir Sorgen mache …«
    Mette lachte. »Wenn die Tür zugeht hinter einem frisch vermählten Ehepaar? Meinst du das?«
    »Ich weiß gar nichts«, wisperte Emilia unglücklich. »Ich habe ihn gestern geküsst. Und – oh – das war so schön, so innig und so vertraut. Aber … wie ist das? Ist das so ähnlich wie bei den Tieren?« Sie schluckte.
    »Nein, Emma. So ist es nicht. Aber ich kann dir das nicht erklären. Du wirst sehen, es ist wunderschön.« Mette zögerte. »Meistens jedenfalls. Es ist erst sehr ungewohnt, mit einem Mann das Bett zu teilen, aber das geht schnell vorbei.«
    »Ach, ich möchte ihm ja nahe sein. Ich habe bloß Angst, dass ich mich dumm verhalte oder etwas falsch mache.«
    »Verhalte dich einfach ganz natürlich. Vertrau auf deine Liebe, dann wird schon alles gutgehen.«
    »Und …« Emilia schaute auf den gewölbten Bauch der Freundin. »Und das?«
    »Das gehört zu einer Ehe dazu. Ja, ich weiß, deine Mutter hatte viele Probleme damit und hat fast alle Kinder verloren. Das ist schrecklich, aber bei dir muss das nicht so sein.« Sie seufzte. »Es ist schlimm, wenn man ein Kind verliert, aber das Leben geht weiter. Ich wünsche dir bloß, dass es nicht so schnell geht mit dem Kinderkriegen. Nicht so lange dauert, wie bei meiner Schwester, aber auch nicht so schnell geht wie bei mir. Aber beeinflussen kannst du es nicht wirklich.«
    »Mutter hat immer so furchtbar geschrien.«
    »Eine Geburt bedeutet auch, Schmerzen zu haben. Ich habe Glück, bei mir geht es immer recht schnell und es ist komplikationslos gewesen bisher. Doch du musst bedenken – du bist auf einem Schiff. Da gibt es weder eine Hebamme noch einen Arzt, wenn ihr mitten auf dem Meer seid.«
    »Das weiß ich. Aber bis dahin ist ja noch Zeit. Carl weiß dann sicher eine Lösung, einen Hafen, den wir anlaufen können. Erst mal müssen wir einen Weg finden, um überhaupt heiraten zu können.«
    »Was sagt denn Inken dazu?«
    Emilia senkte den Kopf. »Ich habe nur kurz mit ihr sprechen können. Ich glaube, sie macht sich Sorgen. Sie will wohl, dass ich glücklich bin, hat aber Zweifel daran, dass Carl mich glücklich machen kann.«
    Mette nickte. »Das verstehe ich gut. Nun ja, du hast aber recht, jetzt müssen wir erst einmal abwarten, was dein Carl erreicht.«
    »Es ist schon Mitte Oktober, im November will er wieder fort. Wenn er ohne mich in See sticht, wird es mir das Herz brechen.«
    »So schnell bricht kein Herz.« Mette stand auf. »Aber bis November ist nicht mehr lang, wir sollten uns um deine Kleidung kümmern. Hast du eigentlich Geld?«
    »Ein wenig. Mein Vater lässt mir immer etwas zukommen und auch meine Tante gibt mir etwas Handgeld. Ich gebe nicht viel aus, ein kleines Sümmchen sollte ich zusammenhaben. Wieso?«
    »Weil wir eine Schneiderin brauchen. Und außerdem musst du ja noch andere Dinge haben – eine Aussteuer. Da kann dir aber sicher Inken einiges geben. Vergiss nicht, deinen Carl zu fragen, wie gut sein Schiff ausgerüstet ist, was diese Dinge angeht.«
    »An so etwas habe ich noch gar nicht gedacht.« Emilia biss sich auf die Lippen. »Am besten mache ich mir gleich eine

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