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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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Liste.«

1856–1858
 
Auf erster großer Fahrt
14. K APITEL
    Emilia und Carl trafen sich noch ein paar Mal bei Jörgensens, schließlich kam Lessing auch zum Gut der Bregartners, denn Emilia legte Wert darauf, dass Inken ihn kennenlernte.
    »Das melde ich Eurem Onkel«, sagte Tine entsetzt.
    »Wie denn?«, fragte Inken und grinste. »Geh in deine Kammer, Mädchen. Hier werden Dinge besprochen, die dich nichts angehen.«
    »Sehr wohl gehen die mich etwas an. Ich soll Sorge dafür tragen, dass das Fräulein diesen Mann nicht trifft.«
    »Na, das hat ja schon mal nicht geklappt. Und jetzt geh in deine Kammer.« Inken verschränkte die Arme vor der Brust und sah die Magd streng an.
    »Das wird Folgen für dich haben«, sagte Tine, drehte sich aber um und ging.
    »Folgen wird das haben, das fürchte ich auch«, sagte Lessing bedrückt.
    »Nun, damit werden wir auch fertig.« Inken musterte ihn, nickte dann. »Setzt Euch. Mögt Ihr einen Kaffee oder einen Tee?«
    »Kaffee.« Er lächelte und setzte sich ohne große Umstände auf die Küchenbank. »Ich werde nächste Woche mit Emmas Onkel sprechen«, sagte er und straffte die Schultern. »Mich erklären und um ihre Hand anhalten.«
    Emilia verzog das Gesicht. »Muss das wirklich sein? Er wird toben.«
    »Ja, das muss sein. Ich habe mit einem Pfarrer gesprochen. Wir können nur heiraten, wenn er die Zustimmung gibt oder dich eben verstößt.«
    »Dann eben Letzteres.« Emilia streckte das Kinn vor. »Das wird uns nicht abhalten.«
    »Die Zeit drängt. Wir haben schon Anfang November. Ich habe Order, die Mannschaft steht. Ich habe mit meinen Steuermännern gesprochen, den Steward umquartiert und einige Veränderungen vorgenommen«, sagte er stolz. »Du kannst also an Bord kommen.« Dann holte er tief Luft. »Als meine Frau.«
    »Was sagen die Steuermänner und die Mannschaft?«, wollte Inken wissen.
    »Nun, sie waren zuerst nicht begeistert. Eine Frau an Bord, das bringt erst mal Unruhe mit sich. Aber ich bin der Kapitän, und wenn ich beschließe, dass meine Ehefrau mitreist, dann ist das eben so. Ich habe es ihnen gesagt, bevor sie angeheuert haben, sie hätten ja nicht müssen. Zwei der Vollmatrosen und ein Leichtmatrose wollten nicht mit einer Frau segeln. Dann eben nicht, es gibt genügend Seeleute, die sichere Arbeit suchen. Und die Eltern des Schiffsjungen haben es auch verboten, aber ich habe einen anderen bekommen.«
    »Das ist gut«, meinte Inken. »Emma wird es schwer genug haben. Wenn dann auch noch die Mannschaft gegen sie wäre, das wäre schrecklich.«
    »Mamsell«, sagte Lessing. »Emmas Glück liegt mir mehr am Herzen als mein eigenes, darauf könnt Ihr Euch verlassen.«
    »Gut«, sagte Emilia, »nachdem ihr euch beide da einig seid, was mein Glück betrifft, sollten wir besprechen, wie wir weiter vorgehen. Du redest also bald mit Onkel Hinrich. Und was, wenn er sich nicht äußert?«
    »Ich habe mit dem Pfarramt gesprochen.« Lessing räusperte sich. »Wenn wir angeben, dass wir heiraten müssen, dann geht das. Ich konnte ein ausreichendes Einkommen nachweisen, auch wenn ich hier keinen Wohnsitz habe. Ich habe das Gut hier in Othmarschen als im Besitz von Emmas Eltern angegeben, und das schien ihnen zu genügen. Ich hätte nur gerne die Einwilligung von deinem Onkel, Emma. Und ich finde auch, dass deine Familie es wissen sollte, ganz egal, wie er sich verhält. Sie sollten es von mir erfahren und nicht von dem Mädchen, dieser dummen Gans.«
    »Vielleicht sollten wir erst heiraten. Und dann gehe ich zum Onkel und sage es ihm.«
    »Nein, sei kein Dummkopf, Emma«, sagte Inken. »Es besteht eine kleine Chance, dass er doch zustimmt, auch wenn es ihm nicht gefällt. Dann verstößt er dich nicht. Das mag dir im Moment egal sein, aber für deine Zukunft könnte es wichtig sein.«
    »Die Mamsell hat recht, Emma«, beschwor Lessing sie. »Lass es uns im Guten versuchen.«
    Emilia seufzte. »Nun gut. Aber ich möchte bei dem Gespräch zugegen sein.«
    »Und wenn er dich dann einsperrt, Emma?«, fragte Inken entsetzt.
    »Das wird er nicht wagen. Ich bin sein Mündel, aber die letzte Entscheidung hat mein Vater zu fällen, denn er lebt ja noch, wenngleich er im Ausland ist. Und bis Vaters Entscheid hier eintrifft, ist die Lessing längst auf Fahrt. Zur Not schleiche ich mich davon und an Bord.« Sie lächelte. »Ich will dabei sein, will auch meine Meinung äußern. Ich will mich weder einsperren noch abspeisen lassen. Viel zu lange haben mein Onkel und meine

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